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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Autoren: Sandy Williams
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sehen. Aren streicht mir das feuchte Haar aus dem Gesicht. Er küsst mich und drückt mich an sich. Ich sage nichts, obwohl mein Körper protestierend aufschreit.
    »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, sagt er.
    Edarratae wärmen meine Haut, dann schickt er seine Magie in mich, als er seine Fingerspitzen auf meine geschwollenen Wangenknochen drückt.
    Ich würde ihm gern mitteilen, dass es mir gut geht, aber meine Stimme versagt.
    Er legt mir die Hand auf den Nacken. Ich stöhne leise auf, als er die Verletzungen heilt, die mir Micid zugefügt hat. Ich schlucke und versuche, mich aufzusetzen, kann mich aber nur auf die Seite rollen.
    Die Schlacht ist noch nicht vorüber, aber einige Königstreue lassen ihre Waffen fallen. Einige helfen sogar den Rebellen. Taber ist hier, und auch einige andere, denen Kyol meines Wissens vertraut, sind gekommen.
    Kyol.
    Ich blicke an Aren vorbei und sehe, dass er noch immer dasteht und den Dolch an Atroths Kehle hält. Radath … Während ich zusehe, schleicht sich Radath mit gezücktem Schwert näher.
    »Aren«, krächze ich.
    »Jorreb!«, schreit Kyol. Wir sehen uns an, und in diesem kurzen Moment weiß ich es. Ich weiß, dass er in Radaths Falle getappt und hierhergekommen ist, um zu sterben. Er kam nicht her, um seinen König zu ermorden. Der Schreck über diese Entwicklung, diese Entscheidung, steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, und ein Teil von mir zerspringt, als er den Dolch über Atroths Kehle zieht.
    Aren dreht sich zu Radath um, aber es ist zu spät. Er kann nicht mehr aus dem Weg gehen, nicht, ohne mich ungeschützt zurückzulassen. Er drückt mich auf den Boden, als Radath ausholt und vorwärtsstürmt.
    Nein!
    Radath grinst.
    Nein!
    Er grinst noch immer, als Kyols Klinge in seinen Rücken eindringt. Radaths Augen weiten sich. Sein Mund verzieht sich zu einem Schnauben. Mit seinem letzten Atemzug führt er sein Schwert nach unten, aber Kyol stößt ihn nach vorn.
    Der Lord General fällt über uns, und seine Klinge verfehlt Aren knapp. In dem Moment, in dem er auf dem Boden aufschlägt, geht er im Äther auf.

31
    I rgendwann später, es können Minuten, Stunden oder Tage sein, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren, ist die Schlacht vorbei. Angeblich ist es ein Sieg. Er fühlt sich nur nicht wie einer an. Ich sitze im Skulpturengarten auf einem Marmorpodest. Hinter mir erheben sich zwei steinerne Fae, und die Schatten ihrer Schwerter kreuzen sich vor meinen Füßen. Der linke Klingenschatten deutet auf eine Blutlache ganz in der Nähe. Von diesen Lachen gibt es sehr viele im Palast, und noch viele mehr in meiner Erinnerung.
    Naito tobt irgendwo in der Nähe. Lena gestattet es ihm nicht, den Palast zu verlassen. Zumindest vorerst nicht, solange sein Schmerz und sein Zorn noch so frisch sind. Er darf erst gehen, wenn er nicht mehr entschlossen ist, seinen Vater zu jagen. Es ist zu seinem eigenen Besten, sagt sie. Sie hat Angst, dass die Vigilanten ihn töten könnten. Ich mache mir eher Sorgen, dass er wegen Mordes im Gefängnis landet.
    Etwas zerbricht, und Naitos Geschrei verstummt. Ich schließe die Augen und habe Mitgefühl mit ihm, verstehe seinen Schmerz und sein Verlangen nach Rache. Ich bezweifle, dass er je wieder nach Hause gehen kann.
    Ich habe Kyol und Aren nur kurz gesehen, nachdem sie den Thronsaal verließen. Sie waren beide damit beschäftigt, den Palast zu sichern. Die Rebellen haben die Wohnflügel abgesperrt. In jedem anderen Raum und Gang stehen Bogenschützen, sowohl Rebellen als auch einige der Fae des Hofes, denen Kyol vertraut, in Alarmbereitschaft. Es heißt, dass sie jeden erschießen werden, der hier durch einen Riss kommt, und zwar in dem Moment, in dem er aus dem Licht tritt. Bisher ist die Strategie aufgegangen. Die Fae des Hofes haben fast ganz damit aufgehört, die Sidhe Tol zu benutzen.
    Ich lehne mich zurück an die Beine des steinernen Fae. Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne geht gerade am strahlend blauen Himmel unter. Jetzt, wo Naito nicht mehr schreit, ist alles ruhig. Wenn ich die Blutlachen ausblende, ist es sogar friedlich. Irgendetwas stimmt daran nicht. Ein solcher Tag sollte voller Dunkelheit sein, bestimmt von Wolken und einem nahenden Unwetter.
    »McKenzie.«
    Lorn steht in einigen Schritten Entfernung. Ich habe ihn noch nie so aufgelöst gesehen. Sein weißes Hemd ist zerknittert und schmuddelig, seine Schultern sind eingesunken, und seine silbernen Augen wirken dunkler und trüber als sonst.
    Es schnürt mir
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