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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Autoren: Sandy Williams
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tausendmal durchdiskutiert. »Aber du musstest beschützt werden, und Taltrayn war nun mal mein Schwertmeister. Es ergab Sinn. Zusammen wart ihr effektiv.«
    Ich sehe mich im Thronsaal um und suche nach einem Weg, mich zu retten. Doch zwischen mir und der Tür stehen einfach zu viele Armbrustschützen. Ich studiere ihre Gesichter und hoffe darauf, Taber oder einen der anderen zu sehen, die Kyol treuer ergeben sind als Atroth, aber ich erkenne keinen von ihnen.
    »Sidhe« , flucht Atroth, und ich sehe ihm wieder ins Gesicht. »Du hast ja keine Ahnung, wie schwer das für mich ist.«
    Ich konzentriere mich auf ihn und spüre, wie ich unwillkürlich die Augen aufreiße.
    »Für Euch?« Meine Stimme ist so sanft und so kalt, dass die Wachen in unserer Nähe vorsichtshalber anfangen, ihr Schwert zu ziehen.
    Der König runzelt die Stirn. »Glaubst du etwa, mir würde das Spaß machen? Ich kenne Taltrayn länger, als du auf der Welt bist. Ich wollte ihm nie wehtun. Als meine Wachen herausgefunden haben, dass du den Rebellen geholfen hast, in meinen Palast einzudringen, hätte ich dich eigentlich exekutieren lassen sollen. Ich tat es nicht, weil mich Taltrayn angefleht hat, dein Leben zu verschonen.«
    »Also hattet Ihr vor, mich stattdessen ihm zu überlassen?« Ich zeige mit dem Finger auf Micid, der mich daraufhin angrinst.
    »Natürlich nicht«, erwidert Atroth. »Das war bloß als Drohung für dich und für Taltrayn gedacht. Du wusstest mehr über die Rebellen, als du uns sagen wolltest. Ich wollte dich zum Reden bringen.«
    »Ich könnte sie jetzt nehmen, Mylord.«
    »Nein, Micid. Sie wird keine deiner Huren werden.« Er sagt das, als würde er mir einen Gefallen tun, als wäre er der vernünftigste und toleranteste König, der je über ein Reich geherrscht hat. Doch das ist er nicht. Offenbar kennt er den Fetisch des Ther’rothi . Atroth ist ein Schwein, wenn er das ignoriert. Außerdem grinst mich Micid weiterhin auf seine kranke Weise an. Er glaubt noch immer, mich später nehmen zu können.
    Ich erschaudere. Als ich die Arme vor der Brust verschränke, dringt der Metallsplitter tiefer in meinen linken Arm ein. Ich konzentriere mich lieber auf den Schmerz anstatt auf die Panik, die meinen Verstand zu übermannen droht. Atroth hat seinen Wachen noch nicht befohlen, mich zu töten. Es muss noch irgendeinen Ausweg geben.
    »Ich bin nicht der Grund dafür, dass Kyol der Rebellion hilft«, sage ich und versuche, mir etwas mehr Zeit zu verschaffen. Aren wird irgendwann hier auftauchen. Falls er noch am Leben ist. »Er ist nicht einverstanden mit der Art, wie Ihr diesen Krieg führt. Wenn Ihr Radath nicht …«
    Atroth hebt eine Hand. »Die Rebellen haben damit angefangen. Ich tue, was ich tun muss, um das Reich zu schützen. Taltrayn hat das verstanden, bis du damit begonnen hast, ihm Dinge ins Ohr zu flüstern.«
    »Ich wusste nicht, was hier vor sich geht, bis ich entführt wurde.«
    »Du weißt es auch jetzt noch nicht. Nein. Sag nichts mehr. Ich hasse es, dein Talent zu vergeuden, aber ich kann dir nicht mehr trauen.«
    »Dann lasst Ihr mich jetzt umbringen?« Ich spreche die Worte wie eine Anschuldigung aus. Ich weiß nicht, ob ihm auffällt, dass mir fast die Stimme versagt.
    »Wir werden sehen.« Er starrt an mir vorbei. Als er sich wieder auf seinem silbernen Thron niederlässt, drehe ich mich um.
    Lord General Radath kommt durch die hohe vergoldete Flügeltür. Ein von Silberfäden durchzogener zeremonieller Umhang liegt über seinem Jaedrik -Brustharnisch. Radath mag ganz kurz auf dem Schlachtfeld am Sidhe Tol gewesen sein, aber er ist ohne einen Schmutzfleck, ohne einen Tropfen Schweiß oder auch nur einen Krümel Silberstaub. Er kann mit keinem Fae oder Menschen in Montana gekämpft haben. Und auch nicht mit …
    Kyol . Mein Herz bleibt beinahe stehen, als ich ihn sehe. Er ist verletzt, blutet und ist gefesselt, aber er ist am Leben. Er hält das Haupt erhoben und wirkt gefasst, wie er da hinter Radath hergeht. Doch mit seiner Fassung ist es vorbei, als er mich sieht.
    Seine Maske zerbricht, und die Hilflosigkeit und der Schreck zeichnen sich in seinem Gesicht ab. Eine seiner beiden Wachen muss ihn vorwärtsschubsen. Er stolpert, scheint sich dann aber zu besinnen und auf den König zu konzentrieren.
    Er ist am Leben . Ich schließe die Augen und hole tief Luft, aber seine Anwesenheit bedeutet noch lange nicht, dass ich hier rauskomme. Keiner von uns ist gerettet.
    Ich sehe wieder zu der vergoldeten Tür und
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