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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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dem König des Landes des Meeres besprochen und durch seine Vermittlung eine sichere Unterbringung gefunden für mich und San. Ihr werdet verstehen, dass ich hier nichts Genaueres mitteilen kann, denn auch in diesem Palast könnten die Wände Ohren haben. Ihr wisst von den Assassinen, die wir gerade noch rechtzeitig aufgreifen konnten.« Wieder entstand ein lautes Raunen.
    »Was Dohor betrifft, so weichen wir nicht von unserer Linie ab und versuchen, alle Stellungen zu halten. Aber im Moment ist der Tyrann die weitaus größere Bedrohung für uns.«
    Dubhe zuckte zusammen, und etwas in ihr drängte sie, sich zu erheben und das Wort zu ergreifen. Aber sie hielt sich zurück. Wenn es schon sein musste, so war es wohl besser, mit Ido unter vier Augen über diese Angelegenheit zu reden. Das Ziel ihrer eigenen Mission und das Vorgehen, das dazu verlangt war, hätten in diesem Saal nur für neue Aufregung gesorgt.
    »Ich glaube, damit wäre alles geklärt. Vielleicht werden viele Monate vergehen, bevor wir uns alle wiedersehen können. Vielleicht ist für einige von uns dies hier ein endgültiges Lebewohl. Wer kann das schon sagen? Fest steht aber, dass wir an einem Wendepunkt stehen so wie damals, vor langer Zeit. Die Ältesten unter uns werden sich daran erinnern. Erneut hängt unser Schicksal ganz vom Gelingen einer Mission ab, von den Kräften eines Magiers und der Willensstärke eines alten Mannes wie mir. Jeder von uns wird all seine Kräfte nur der Aufgabe widmen, die ihm übertragen ist, so als wenn es nichts anderes auf der Welt für ihn gäbe. In den zurückliegenden Jahren haben wir den Rat der Wasser aufgebaut als einen Korpus mit vielen Köpfen: Dies war eine Lehre, die ich aus dem verlorenen Widerstandskampf in meiner geliebten Heimat, dem Land des Feuers, hierher mitbrachte. Denkt daran und lasst euch nicht entmutigen. Darüber hinaus kann ich nur hoffen, dass wir uns eines Tages alle, wirklich alle wiedersehen und gemeinsam einen neuen Frieden genießen werden.« Mit der traditionellen Formel löste Ido die Versammlung auf, und in tiefem Schweigen bewegten sich die Teilnehmer langsam auf den Ausgang zu. Die Worte des Gnomen hatten alle berührt.
    Dubhe stand erst auf, als der Saal schon fast ganz leer war, bahnte sich einen Weg durch die Menge und kämpfte sich zu Ido durch. »Ich muss mit Euch reden«, sagte sie. »Nur zu«, antwortete er mit einem erschöpften Lächeln. »Nicht hier.«
    »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«, fragte der Gnom sie als Erstes, als sie in seinem Zimmer waren.
    Mit einem Mal erinnerte sich Dubhe ganz lebhaft des kurzen Gesprächs, das sie vor ihrem Aufbruch in die Unerforschten Lande auf einem Balkon des Palasts miteinander geführt hatten. Damals hatte Ido gesagt, es hänge alles von ihr selbst ab, und sie hatte ihm nicht geglaubt. Nun plötzlich verstand sie, was er gemeint hatte, doch diese Erkenntnis brachte keinerlei Erleichterung mit sich. Entlang des Weges hatte sie vieles gefunden, aber ebenso vieles achtlos liegen lassen. Und nun stand sie mit leeren Händen da, hielt nur ihren Dolch, so wie von Anbeginn an. Das Töten war nicht nur ihre Vergangenheit, sondern auch ihre Zukunft. Es war ihr Kerker, aus dem es offenbar kein Entrinnen gab. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie ehrlich.
    »Die Suche ist nie zu Ende. Hast du die Geschichte der Drachenkämpferin gelesen?« »Teilweise.«
    »Ich glaube, es würde dir guttun, sie aufmerksam zu lesen. Auch dort geht es um eine Suche. Im Grund ist das Leben nichts anderes. Aus meiner Erfahrung von hundert Lebensjahren kann ich dir versichern, dass man nie zu dem Punkt gelangt, wirklich etwas zu besitzen.«
    Dubhe senkte den Blick. Es fiel ihr schwer, vor diesem bedeutenden Mann über das zu sprechen, was sie zu tun hatte. »Ihr alle habt neue Aufgaben übernommen. Und auch ich habe meine Mission zu Ende zu führen«, sagte sie. Sie schwieg und blickte zu Ido, der ihr lange in die Augen schaute und dann zu seiner Pfeife auf dem Tisch griff. »Was meinst du damit?«, fragte er, während er Platz nahm.
    »Sennar hat mir erklärt, was ich tun muss, um meinen Fluch loszuwerden«, sagte sie in einem Atemzug. Es war, als befreie sie sich von einer schweren Last, als könne sie ein wenig die Finsternis aufhellen, die so lange schon ihre Seele verdunkelte. »Ich muss Dohor töten«, setzte sie rasch hinzu. »Folwar hat mir geraten, mit Euch darüber zu sprechen, denn auch wenn dies zunächst einmal meine Aufgabe ist, würde das
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