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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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war schön mit ihrer puppenhaften Blässe, den blonden Locken und der versunkenen Miene. Dubhe hatte sie eher schmollend in Erinnerung und sich dieses Bild von ihr bewahrt. Sehr wahrscheinlich war sie Lonerins Freundin, das Mädchen, das er mit ihr betrogen hatte.
    Dubhe spürte, wie ein leichter Schauder ihre Glieder durchlief. Indirekt hatte sie auch diesem Mädchen wehgetan.
    Sie überlegte, dass die beiden in den Jahren sicher vieles geteilt hatten und dass vieles sie verband. Und dabei überkam sie ein Anflug völlig unpassender Eifersucht. Sie selbst hatte mit Lonerin nichts mehr zu tun, hatte ihn zurückge wiesen, und es wäre ein Glück, wenn er wieder mit diesem Mädchen zusammenkäme.
    »Lonerin hat uns erzählt, wie es um dich steht und was du jetzt tun musst.« Dubhe schrak kurz auf, drehte sich zu Theana um und blickte sie beunruhigt an. »Willst du dem Rat heute darüber berichten?«
    Auch Theana drehte sich zu ihr um. Groll war zu erkennen in ihren Augen, die aber so klar waren, kristallen, dass Dubhe fast neidisch wurde.
    »Das ist allein meine Angelegenheit. Der Rat hat damit nichts zu tun.« »Aber du brauchst doch einen Magier.«
    Verwirrt wandte Dubhe den Blick ab. Sie konnte sich nicht vorstellen, worauf das Mädchen hinauswollte.
    Theana kam so nahe an sie heran, dass sie deren warmen Atem am Ohr spürte. »Lonerin will ja gemeinsam mit Sennar losziehen, um Asters Geist ins Totenreich zurückzuschicken.«
    Als Theana den Kopf zurücknahm, sah Dubhe, dass sie lächelte. Ein triumphierendes, aber gleichzeitig auch betrübtes Lächeln, das Dubhe ärgerte. »Na wenn schon.«
    Sie merkte, dass sich das Mädchen die Hände rieb, und das Verlangen, einfach wegzugehen, zu fliehen, wurde übermächtig. Was hatte sie hier schon zu suchen? Sie musste fort, Dohor finden und ihm die Kehle durchschneiden, wie es die Bestie in ihrem Innern forderte und sie selbst auch wünschte. Ihr Platz war nie in solch einem Ratssaal gewesen, sondern im Halbdunkel der Paläste, wo sie sich verbarg, mit dem Dolch in den Händen, einsam und verflucht. Denn verflucht war sie schon immer gewesen, schon vor der Bestie, und es war pure Illusion, zu glauben, sich davon befreien zu können.
    Ruckartig stand sie auf, machte einen abgelegeneren Platz weiter oben aus und flüchtete sich dorthin. Ja, es war eine Flucht, aber das war ihr jetzt egal. Am besten wäre es gewesen, den Saal ganz zu verlassen, aber das konnte sie nicht. Seltsam, aber ihr war, als habe ihr Lonerin ein wenig von sei ner leidenschaftlichen Anteilnahme am Schicksal der Aufgetauchten Welt übertragen. Als alle Platz genommen hatten, eröffnete Ido die Sitzung.
    Mit ruhiger Stimme und vor einer Zuhörerschaft, die wie stets, wenn er sprach, an seinen Lippen hing, fasste er die wichtigsten Punkte der Berichte vom Vortag zusammen und kam zu folgendem Ergebnis: »Es liegt auf der Hand, dass jetzt zwei Aufgaben vordringlich sind: Zum einen geht es darum, San in Sicherheit zu bringen. Ohne ihn sind Yeshol die Hände gebunden. Andererseits können wir uns nicht damit zufriedengeben, dass Asters Geist zwischen den Welten umherschwebt, denn damit wäre er bis in alle Ewigkeit eine Bedrohung, und wir können doch keinen zwölfjährigen Jungen dazu verurteilen, sich sein ganzes Leben lang zu verstecken. Daher ist es unverzichtbar, dass jemand den Zauber bricht, den Yeshol in die Welt gesetzt hat. Sennar hat uns ausführlich erklärt, mit welchem Ritus das geschehen kann und dass dazu als Katalysator der Talisman der Macht benötigt wird. Aber wo steckt der? Ich jedenfalls habe ihn nicht.«
    Ein besorgtes Raunen durchlief den Saal, und auch Dubhe schüttelte den Kopf. Das Problem hatten sie nicht bedacht. Wieso hätte sich Ido auch um den Talisman, der ja in Tariks Besitz war, kümmern sollen?
    »Ich habe Tariks Haus nicht durchsucht, kann sein, dass er sich dort noch befindet. Sicher ist nur, dass ich keine Ahnung habe, wo er ist.«
    »Und der Junge? Weiß der vielleicht mehr?«, rief jemand aus der Schar der Versammelten.
    Ido schüttelte den Kopf. »Nein.« Er atmete einmal tief durch und fuhr dann fort. »Die Mission hat also zwei Ziele: zunächst den Talisman zu finden und dann in die Gilde einzudringen, um Asters Geist wieder loszuwerden. Sennar hat angedeutet, dass er zu dem gefährlichen Abenteuer bereit ist. Ich bitte ihn nun noch einmal, uns diese Entscheidung zu bestätigen.«
    Dubhe sah, wie sich der alte Magier von seinem Platz, fast so abseits wie ihr eigener,
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