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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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machte sich auf den Weg in die Kammer, die man ihr zugewiesen hatte. Weil sie wusste, was ihr zu tun aufgegeben war, hielt sie sich meistens abseits von den anderen. Wieder einmal fühlte sie sich erdrückt von der Last ihres Schicksals, zumal sie sich in ihrem Leben selten so allein gefühlt hatte wie zu dieser Zeit. Der Schatten ihres Meisters, der sie über viele Jahre begleitet hatte, hatte sich wie ein Traum aufgelöst. Und auch Lonerin, an dem sie sich festhalten wollte, hatte ihr nicht helfen können. Ihr war nichts geblieben als diese Aufgabe, die vor ihr lag, eine Aufgabe, die sie gleichzeitig herbeisehnte und ablehnte. Diesen traurigen Gedanken nachhängend, stieß sie unabsichtlich gegen Folwars Rollstuhl.
    »Verzeiht, ich war in Gedanken«, erklärte sie verlegen lächelnd.
    Das offene, wenn auch erschöpfte Lächeln, mit dem der greise Magier ihr antwortete, überraschte sie. »Das kann ich mir vorstellen.«
    Dubhe blickte ihn fragend an.
    »Lonerin hat uns alles erzählt.«
    Das Mädchen verzog das Gesicht. Sie mochte es nicht, wenn ihre Angelegenheiten öffentlich ausgebreitet wurden. Daher verneigte sie sich nur kurz und wollte gehen. Doch Folwar hielt sie zurück. »Was hast du jetzt vor?«
    Darüber hatte sie auch schon nachgedacht. Aus vielerlei Gründen war hier kein Platz mehr für sie. »Ich werde morgen aufbrechen.«
    »Ohne den Rat darüber zu unterrichten, was du zu tun gedenkst?« »Ja. Dieser Fluch ist nur mein Problem, nicht eures.«
    »Aber Lonerin hat mir erzählt, dass du ihm geholfen hast, Sennar zu überzeugen. Liegt dir denn wirklich nichts am Schicksal der Aufgetauchten Welt?« Früher hätte sie, ohne zu zögern, »Nein« geantwortet, aber heute musste sie sich doch eingestehen, dass sie sich als Teil dieser ganzen Geschichte fühlte. »Was ich tun muss, um meine Freiheit wiederzuerlangen, entfernt mich unweigerlich von diesem Rat hier. Oder würdet Ihr meine Tat wirklich gutheißen, die kaltblütige, hinterhältige Ermordung eines Feindes?«
    Folwars Augen verschleierten sich, und sein Blick wirkte kalt, als er antwortete. »Aber es wäre etwas anderes, wenn Dohor im Kampf getötet würde.«
    Dubhe horchte auf. »Nur bin ich nun mal eine Meuchelmörderin ...«, murmelte sie.
    »Bist du das wirklich?«
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Jedenfalls kannst du es allein unmöglich schaffen. Du brauchst dein Gegenmittel, und zwar in großen Mengen. Und wer soll eigentlich den magischen Ritus zur Vernichtung der Dokumente vollziehen?«
    Dubhe hüllte sich fester in ihren Umhang ein. »Ich werde schon jemanden finden.«
    »Außerhalb dieser Mauern? Nur Sennar allein kennt die Formel.« Dubhe biss sich auf die Lippen.
    »Dein Schicksal geht nicht nur dich etwas an, Dubhe, und mittlerweile weißt du das auch. Ich kenne dich ja nicht sehr gut, aber es gehört nicht sehr viel Scharfsinn dazu, zu erkennen, dass du dich verändert hast. Ich bitte dich, zu bleiben und Ido darüber zu unterrichten, wie du vorgehen willst. Der Rat sollte doch eingeweiht sein.« Folwar lächelte ihr noch einmal zu und rollte dann auf sei nem Stuhl davon. Dubhe blieb stehen, wo sie war. Sie fühlte sich zerrissen. War es immer gewesen. Auf der einen Seite all das Finstere in ihr, das dem Tod, ihrem Schicksal so nahe war, auf der anderen Seite etwas Lebendiges, Gegenwärtiges, das sich ebenfalls in ihr regte, etwas Reines, Aufrechtes. Und so war es auch jetzt wieder, zumal nach alldem, was sie auf ihrer langen Reise über sich selbst herausgefunden hatte.
    Sie kehrte in ihre Kammer zurück, und anstatt ihre Sache zu packen, versuchte sie, ein wenig Schlaf zu finden. Die Versammlung am nächsten Tag würde anstrengend werden.

Epilog
    In ihren schwarzen Umhang gehüllt, betrat Dubhe den Ratssaal und nahm wie am Vortag etwas abseits in einer Ecke Platz. Sie hatte keine Lust, wirklich teilzunehmen, musste andererseits aber wissen, was hier besprochen wurde. Nicht lange, und neben ihr nahm jemand Platz, den sie auf Anhieb erkannte. Es handelte sich um das Mädchen, das zusammen mit Lonerin die magischen Künste studiert hatte. Theana hieß sie wohl, wenn sie sich recht erinnerte. Unwillkürlich rückte sie ein wenig von ihr ab und hüllte sich noch fester in ihren Umhang. Doch obwohl sie versuchte, ihre Aufmerksamkeit dem sich füllenden Saal zuzuwenden, spürte sie überdeutlich die bloße Anwesenheit der jungen Frau neben sich und fühlte sich unbehaglich dabei. Aus den Augenwinkeln musterte sie sie.
    Sie
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