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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Autoren: Licia Troisi
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Lächeln. Was wusste Theana schon von Schmerzen? Sie, die wohl noch nie im Leben verletzt worden war und erst recht keinen so entsetzlichen Fluch mit sich herumschleppte.
    Theanas Miene war undurchschaubar, und Dubhe fragte sich, ob sie wohl so etwas wie Genugtuung spürte angesichts der Schmerzen, die sie ihr zufügen würde.
    »Schließ die Augen und versuch, an gar nichts zu denken. Im ersten Moment wird der Fluch kurz zum Durchbruch kommen, aber du wirst gelähmt sein und dich nicht rühren können. Mach dich also auf etwas gefasst.«
    Theanas Blick wirkte außerordentlich ernst, und fast wunderte sich Dubhe darüber. Dann schloss sie die Augen und bereitete sich tatsächlich auf das Schlimmste vor.
    Theana stimmte eine getragene Litanei an, die ganz ähnlich klang wie die Gebete, die sie nachts summte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Unwillkürlich spannte Dubhe die Armmuskeln an.
    Nach einer Weile berührte die Magierin mit der Zweigspitze die Haut und begann, mit dem Ruß eigenartige Zeichen, winzige, für Dubhe unverständliche Runen auf ihren Arm zu malen.
    Zügig ging sie vor, mit geschlossenen Augen, wobei sie imaginären Lichtlinien folgte, die sich durch den Zauber vor ihren geschlossenen Lidern abzeichneten. So war es immer, wenn sie ihre Kunst ausübte. Dann sah sie die Körper, die sie behandelte, als ein Geflecht leuchtender Bahnen, die Energieflüsse und Körperflüssigkeiten transportierten. Es war, als hebe sie die Haut der Welt an und enthülle deren Geheimnisse Dies hatte ihr Vater ihr beigebracht, dies war die Macht, die Thenaar seinen wahren Priestern verlieh.
    Neugierig machte Dubhe ein Auge auf, während sie weiter diesen Singsang im Ohr hatte, der sie langsam betäubte. Ihr Arm war voller Symbole, denen Theana immer noch neue hinzufügte. Und bei jedem neuen Zeichen spürte Dubhe, wie ihr Körper noch schwächer wurde und sich die Bestie wie verärgert zurückzog. Sie spürte, wie ihre Muskeln langsam nachgaben, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich auf dem Boden auszustrecken. Theana folgte ihr mit dem ganzen Körper, um den Kontakt nicht zu verlieren, und ließ ihren Arm keinen Moment los.
    Schließlich zog sie die Zweigspitze zurück und holte tief Luft. Dubhe lag am Boden, ihr Körper vollkommen schlaff. Sie war es nicht gewohnt, die Kontrolle über sich zu verlieren, und dieser unbekannte Zustand beunruhigte sie. Immer schneller hob und senkte sich ihr Brustkorb.
    Ich bin fast fertig«, murmelte Theana, deren Stimme entfernt klang. Dubhe war benommen. Sie spürte, wie die Magierin erneut mit dem angespitzten Zweig die bereits gezeichneten Linien nachfuhr, und bei jeder einzelnen ein anderes Wort in einer für Dubhe unbekannten Sprache murmelte. Der Bestie allerdings schien sie nur allzu bekannt zu sein.
    Denn bei jeder dieser Anrufungen spürte Dubhe, wie ihr das Ungeheuer die Krallen zeigte und sich zum Angriff bereit machte. Das Verlangen zu töten wurde übermächtig, und Dubhe versuchte, dagegen anzukämpfen, indem sie sich die Bilder der Massaker in Erinnerung rief, zu denen der Fluch sie genötigt hatte: die im Wald zerfleischten Soldaten, als sich zum ersten Mal die Auswirkungen des Siegels gezeigt hatten,-und dann Rekla, das unheimliche Knacken, als sie ihr das Ge nick gebrochen hatte,- schließlich Fillas brutales Ende. Aber es nützte nichts. Das Grauen dieser Erinnerungen verschwand, wurde verdrängt von dem Blutgeruch, der ihr bei all diesen Gräueltaten in die Nase gestiegen war: ein einladender Duft, der sie neu belebte. _
    Da explodierte ihr Geist, und durch ihren Kopf hallte das entsetzliche Brüllen der Bestie. Während ihr Körper bebte und von Zuckungen geschüttelt wurde, schienen sich einen Augenblick lang ihre Gliedmaßen zu verformen und in die eines Untieres zu verwandeln. Ein nacktes, urzeitliches Entsetzen packte sie. Denn sie wusste sehr genau, dass sie dieser Abgrund für immer verschlucken konnte, wusste, dass sie verloren wäre, dass nur ein Biss genügen würde, um ihr Bewusstsein auszulöschen. Obwohl sie nun schon so lange mit dem Fluch lebte, begriff sie erst in diesem Moment voll und ganz, wie ihr Ende aussehen konnte, das Ende, das ihr Dohor und Yeshol zugedacht hatten.
    Mit konzentrierter Miene kniete Theana weiter neben ihr, ließ sich nicht erschrecken von diesem sich windenden, von einer wilden Gier erfassten Körper, ließ sich nicht beeindrucken von dem Ungeheuer.
    War es das, was du liebtest, Lonerin? Diese Bestie, diesen
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