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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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verbissener. »Ja, danke, verstanden!« Er drückte die Unterbrechungstaste. »Das war Astrid. Opitz ist nicht mit von Bahlows Pistole erschossen worden. Es war nicht die Tatwaffe.«
    Toppe nickte resigniert, aber Cox gab sich damit nicht zufrieden. »Vielleicht hatte von Bahlow mehrere Pistolen. Er war schließlich Offizier.«
    »Wir haben sein ganzes Haus auf den Kopf gestellt und jeden Winkel durchkämmt.«
    »Na und? Dann hat er die Waffe eben gleich nach dem Mord verschwinden lassen!«
    »Möglich«, gab Toppe zu, »aber was hilft uns das? War Astrid bei Marion?«
    »Ja!« Cox klang zornig. »Die ist sauber.«

    Robert Froriep saß wieder in seinem Sessel am Fenster, aber heute blickte er ihnen aus wachen, gütigen Augen entgegen. Er begrüßte sie, als sie sich vorstellten, redete klar und beantwortete die meisten Fragen wortgewandt, nur einige schien er gar nicht zu hören. Es dauerte eine Weile, bis Toppe das Muster dahinter erkannte: Froriep hatte sich in eine Welt eingesponnen, in der es keinen Platz für Unangenehmes, Verwirrendes oder gar Böses gab.
    »Mein Sohn ist ein außergewöhnlicher Mensch gewesen, ein ganz wunderbarer Junge. Er hat uns nur Freude gemacht. Und Sie hätten ihn predigen hören sollen! So etwas kann man nicht lernen, so etwas kommt von innen heraus, aus einem reinen Herzen und einem klaren Geist.«
    Manchmal schien er zu wissen, dass Jakob Opitz tot war, dann wieder sprach er von ihm in der Gegenwart.
    Als Cox ihn zum dritten Mal damit konfrontieren wollte, dass Opitz ermordet worden war, und Froriep wieder nur ohne jede Regung in seinem Monolog fortfuhr, griff Frau Senger, die bisher nur still dabeigesessen hatte, ein: »Bitte tun Sie das nicht. Er hat Sie schon verstanden. Wenn er etwas dazu sagen möchte, wird er es tun. Bitte bringen Sie ihn nicht durcheinander.«
    Auf andere Stichworte reagierte Froriep. »Aber ja, mein Sohn hatte Freunde. Er war ein Mensch, der selbstlos geben konnte, verstehen Sie? Viele Freunde und natürlich Max. Wie Brüder waren die beiden, mit einer ganz tiefen Verbundenheit.«
    »Max?«, hakte Toppe behutsam nach und Froriep verstand.
    »Max Piontek, ein Freund aus der Kinderzeit, aus Köslin. Sie stehen sich sehr nahe, geben sich gegenseitig Halt in allen Krisen des Lebens, und beide … daran tragen beide schwer …« Sein Blick wurde trübe, in seinen Mundwinkeln klebte bräunlich angetrockneter Speichel.
    Toppe wusste nicht, ob er weiterbohren sollte. Führte dieses Gespräch überhaupt irgendwohin?
    »Max Piontek lebt nicht in Nierswalde, nicht wahr?«, fragte Cox vorsichtig.
    »Nein, nein, er lebt in …« Froriep hob die rechte Hand und legte sie zitternd an die Schläfe. »Er lebt in Köln, ja, in Köln lebt er heute. Dort haben sie sich auch wiedergetroffen, während des Studiums. Unser Jakob, der hat ihn gesucht, all die Jahre.«
    »Die beiden kannten sich aus Köslin«, sagte Toppe.
    »So ist es. Aus dem Waisenhaus, beides Waisen … wie Brüder … getrennt durch … durch den Krieg.« Der alte Mann hechelte und Frau Senger nahm das Wasserglas, das auf der Fensterbank stand, und hielt es ihm an die Lippen. Er schaute verwirrt, aber dann trank er, brav wie ein Kind.
    »Max ist Mediziner«, fiel ihm plötzlich ein. »Er ist Professor, er ist ein guter Mensch. Und Jürgen, der ist auch für Jakob wie ein Sohn. Ein eigener ist ihm ja leider nicht beschieden.«
    Froriep verzog das Gesicht. »Max’ einziges Kind, der Jürgen. Ein schwieriger Junge, aber Jakob hat ihn jetzt unter die Fittiche genommen. Und ich höre, dass er sich prächtig entwickelt. Die alte Gärtnerei an der Danziger Straße, die soll er zu einem wahren Schmuckstück gemacht haben.« Er lachte leise. »Ich vermute, dass unser Jakob sein Teil dazu beigetragen hat, aber das würde er natürlich nicht zugeben. Er hat ein gesegnetes Gespür für junge Menschen.«
    »Jürgen Piontek?«, wunderte sich Toppe und sah Cox an, aber der runzelte nur fragend die Stirn.
    »Max, Jürgen … mein Sohn hat viele Freunde … Wenn man selbst bereit ist zu geben, dann … "
    »Waldemar von Bahlow, ist das auch ein guter Freund Ihres Sohnes?«, fiel Cox dem alten Mann ins Wort.
    »Ein angesehener Bürger.«
    Cox verlor die Geduld. »Was war zwischen von Bahlow und Ihrem Sohn? Wir wissen, dass etwas vorgefallen ist!«
    Robert Froriep sah an ihm vorbei.
    »Was ist zwischen Ihrem Sohn und von Bahlow passiert, Herr Froriep? Was wissen Sie über Waldemar von Bahlow?«, drängte Cox, aber der Alte hörte
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