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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ein Brillant auf den Markt gekommen, der ziemlich sicher ursprünglich zu von Bahlows Sammlung gehört hat. Veräußert wurde der Stein von einem Dr. Heribert Bach.«
    »Da schau einer an«, meinte Toppe angewidert. »Jetzt wissen wir auch, wie von Bahlow auf die Siedlerliste gekommen ist. Nazischergen unter sich.«
    Dann passierte alles auf einmal.
    Ackermann stürmte herein. »Ich habbet!« Seine Stimme überschlug sich kicksend. »Ich habbet!«
    Gleichzeitig fing das Telefon wieder an zu klingeln, aber keiner achtete darauf. Sie scharten sich um das Papier, das Ackermann auf den Schreibtisch gepfeffert hatte.
    Aber der brüllte ihnen schon das Ergebnis ins Ohr: »Waldemar von Bahlow, geboren 26.8.1917; Naevus-Entfernung am Handgelenk am 28. Oktober 1962. Tataaa!!! Sogar die Histologie is’ dabei. War gutartig – hatter da nich’ Schwein gehabt?«
    Van Appeldorn klopfte Ackermann auf die Schulter. »Du weißt, ich sag’s wirklich nicht gern, Jupp, aber du bist ein Genie.«
    Toppe stand ganz ruhig da. »Jetzt haben wir ihn.«
    »Geh doch ma’ einer an dat verflixte Telefon«, haspelte Ackermann, immer noch kurzatmig.
    Astrid erbarmte sich.
    Toppe nahm das alles gar nicht wahr. »Das mit den Diamanten war schon nicht schlecht, aber hiermit können wir ihn endgültig festnageln. Was meinst du, Norbert? Lass uns mal überlegen, wie wir ihm das Ganze präsentieren.«
    »Das ist nicht mehr nötig«, sagte Astrid mit steifen Lippen. »Von Bahlow ist tot.« Sie hielt den Hörer noch immer in der Hand. »Er hat sich gerade eben erschossen.«

    Konstantin von Bahlow hatte die große Inszenierung gewählt und Toppe spürte eine wilde Wut in sich aufsteigen.
    Der Mann lag ausgestreckt auf dem Bett, die Waffe noch in der erschlafften rechten Hand. Er trug einen guten dunklen Anzug, Schlips und Kragen, sogar eine goldene Uhrkette. Das Haar hatte er sorgfältig gekämmt, sich frisch rasiert. Der Blutfleck auf der Hemdbrust war nur klein. Konstantin von Bahlow hatte mitten ins Herz getroffen, daran zweifelte Toppe keinen Augenblick.
    Ein leichter Brandgeruch lag in der Luft. Auf dem Boden, flach auf der Seite, die Hündin, getötet durch einen Genickschuss.
    Am Fußende des Bettes standen die drei Söhne mit gefalteten Händen. Am Freitag noch hatten sie so reumütig ihre Geständnisse abgelegt, jetzt waren sie voll feindseliger Selbstgerechtigkeit. Die Schwiegertochter, die neben dem Bett kniete und gebetet hatte, hob den Kopf und sprach es aus: »Sie haben ihn dazu getrieben!«
    »Nein«, sagte Toppe beherrscht. »Das hat er ganz allein geschafft.«
    »Wie können Sie es wagen …«, hob Richard von Bahlow an, aber als van Appeldorn auf ihn zutrat, verstummte er.
    »Halten Sie lieber den Mund. Ich bin davon überzeugt, dass Ihnen alles, was Sie jetzt sagen, später sehr Leid tun wird. Kommen Sie bitte mit mir hinaus. Ich muss Ihnen einige Fragen stellen.«
    Astrid schüttelte ihre Beklommenheit ab. »Ich gehe zum Wagen und rufe van Gemmern und den Bestatter.«
    »Gut«, sagte Toppe. »Und ich fange schon mal an. Wir kämmen hier alles durch, jedes noch so kleine Fitzelchen Papier wird auf Herz und Nieren geprüft.«
    »Willst du nicht wenigstens warten, bis er abtransportiert.«
    »Nein!«
    Aber sie fanden nichts, absolut nichts, das Waldemar von Bahlows weiße Weste hätte beschmutzen können.
    »Das gibt es doch nicht!« Van Appeldorn zeigte echte Wut. »Der muss doch wenigstens Unterlagen über die Edelsteinverkäufe haben. Sonst hätte man ihm doch jederzeit wer weiß was gekonnt. Der muss sich doch abgesichert haben! Gerade so einer.«
    Van Gemmern entdeckte die Antwort im kupfernen Papierkorb: eine große Menge völlig verbrannten Papiers, sorgfältig zu winzigen Ascheflöckchen zerstoßen. Unbrauchbar.
    »Und wenn schon«, sagte Toppe. »Wir haben genug gegen ihn in der Hand.«
    »Nicht wegen Opitz«, entgegnete Astrid.
    »Wir haben die Waffe.«
    Es war eine Walther P 38, 9 mm Parabellum, eine alte, gut gepflegte Wehrmachtswaffe.
    Van Gemmern hatte keinerlei Zweifel an der Selbsttötung. Er packte die Waffe in einen Plastikbeutel und fuhr damit zu Bonhoeffer und Henry nach Emmerich.
    Von Bahlows Kinder wollten von der Existenz der Pistole nichts gewusst haben.
    Der Vater war heute, wie stets, schon vor sechs Uhr früh aufgestanden. Endlich hatte er den Rheumaschub überwunden gehabt, er war sogar zum Frühstück ins Haupthaus hinübergegangen, hatte danach die Hündin auf einen Spaziergang über die Felder
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