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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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mitgenommen und sich gegen halb neun mit der Tageszeitung wieder in seine Zimmer zurückgezogen. Etwa eine Viertelstunde später hatte die Schwiegertochter einen Knall gehört, nur Sekunden später einen zweiten. Da war ihr klar gewesen, dass es sich um Schüsse gehandelt hatte.
    Um zwanzig vor eins machten sich Astrid, van Appeldorn und Toppe auf den Rückweg nach Kleve. Von Bahlows Söhnen hatten sie die Wahrheit über ihren Vater noch nicht gesagt.
    Auf dem Parkplatz vor dem Hotel, gleich gegenüber der Vorschule, stand Ullis roter VW. Sie arbeitete noch. Trotz allem musste van Appeldorn innerlich lächeln, er freute sich auf heute Abend.
    Charlotte Meinhard hatte sich ausgerechnet heute Morgen die Zeit genommen, die Berichte gründlich zu studieren. »Und jetzt ist der Mann tot? Was wollen Sie dann noch unternehmen? Nein, bitte«, blockte sie sofort wieder ab. »Keine Details! Ich gehe davon aus, dass Sie wissen, was Sie tun. Wie Sie ja neulich schon sagten, Herr Toppe, ich habe nur über Ihre Ergebnisse zu befinden. Eines liegt jedoch auf der Hand: Herr Cox kann seine Dienstreise abbrechen, und zwar unverzüglich. Geben Sie mir bitte seine Nummer. Darum kümmere ich mich selbst.«

    Toppe und Astrid lagen zusammengekuschelt im Bett und sahen sich im Fernsehen eine Schnulze mit Doris Day an – genau richtig, wenn man nicht denken wollte. Aber dann klingelte Toppes Handy.
    »Welcher Blödmensch ruft mich um diese Zeit auf dem Scheißapparat an?«, teufelte Toppe und musste erst mal suchen.
    »Ja!«, bellte er.
    »Helmut? Norbert hier. Ich … Ulli ist weg!«
    Toppe sank das Herz in den Bauch. »Wie meinst du das?«
    »Sie ist nach der Arbeit nicht nach Hause gekommen.«
    Toppe sah auf die Uhr – halb zwölf – und van Appeldorns Tonfall gefiel ihm auch nicht. »Komm, das muss doch nichts heißen …«
    »Doch! Verdammt, Helmut, da ist was passiert, ich bin ganz sicher, Ulli ist was passiert!«
    »Hast du denn schon …?«
    »Ja, natürlich! Wofür hältst du mich? Die Kollegen, Krankenhäuser. Ich bin doch nicht doof! Ich habe sämtliche Freunde und Bekannte angerufen. Ich hab die Rektorin der Vorschule aus dem Bett geklingelt und alle neuen Kollegen und Kolleginnen auch. Nichts! Sie hat die Schule um Viertel nach vier höchst munter verlassen. Ich hab sogar dieses Arschloch Richard von Bahlow angerufen. Ihr Auto steht nicht mehr auf dem Parkplatz.«
    »Ich komme, in Ordnung? Mach jetzt gar nichts mehr, okay? In zehn Minuten bin ich bei dir.«

32
    »Runter mit dir, auf die Knie, runter!«
    Ulli stolperte unter dem Tritt, knallte auf Beton, konnte sich nicht abfangen, die Arme auf dem Rücken zusammengebunden, konnte nicht schreien, nicht sehen, Pflasterstreifen rund um den Kopf, nur die Nase frei.
    Sie spürte, wie etwas Kaltes, Hartes in ihren Nacken gedrückt wurde, dann, wie es ihr heiß die Schenkel herabrann.
    Jemand schrie.

    Van Appeldorn wollte sich nicht hinsetzen.
    Noch nie hatte Toppe seinen Freund so erlebt. Er lief hin und her, fasste dies an und das, blicklos, ohne es wirklich wahrzunehmen.
    Toppe schickte Anna in ihr Zimmer. »Ich weiß, du kannst nicht schlafen«, meinte er leise, »aber.«
    »Ich versteh schon. Sie rufen mich doch, wenn was ist, ja?«
    »Versprochen!«
    Van Appeldorn sah ihn plötzlich hilflos an. »Was kann ich noch tun, Helmut?«
    »Hast du ihre Eltern in Berlin angerufen?«
    »Nein! Mit denen will sie nichts mehr zu tun haben. Du weißt das doch alles.«
    »Trotzdem! Vielleicht ist denen was zugestoßen und Ulli ist Hals über Kopf …«
    »Dann hätte sie sich längst gemeldet!«
    »Ich rufe trotzdem bei den Eltern an. Hast du die Nummer?«
    »Nein. Ulli hat sie bestimmt irgendwo …«
    Toppe ließ ihm Zeit.
    »Ich werde nicht anfangen, in ihren Sachen zu wühlen!«, brüllte van Appeldorn.
    »Norbert.«
    Van Appeldorn ließ sich auf einen Sessel fallen und schlug die Hände vors Gesicht. »Schon gut, ich weiß, ich weiß. Hätte ich längst tun müssen.«
    »Ich mach’s schon.« Toppe ging über den Flur zu Ullis Arbeitszimmer. Er versuchte, ruhig zu bleiben, aber es fiel ihm schwer, wenn er van Appeldorn im Wohnzimmer tigern hörte: von der Tür rüber zum Fenster, zurück am Schrank vorbei, wieder zur Tür, zum Fenster.
    Auf den ersten Blick gaben Ullis Sachen keinen Hinweis auf ihr Verschwinden, aber er wusste selbst, dass er nicht wirklich sorgsam war und mit dem nötigen inneren Abstand suchte.
    In einem Adressbuch fand er die Telefonnummer der Eltern. Sie mussten
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