Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
absaufen. Für uns würde das bedeuten, die ganze Düffelt liefe voll, und Zyfflich, Keeken, Kranenburg und etliche andere Orte gäbe es nicht mehr.»
    «Ja», sagte Toppe, «dieses Gerücht hab ich in letzter Zeit schon öfter gehört. Haus Wurt liegt ziemlich hoch, nicht?»
    Bonhoeffer lachte. «Hoch genug, das Haus gibt’s seit dem fünfzehnten Jahrhundert. Wir kriegen allenfalls ein bisschen nasse Füße. Apropos Füße, sollen wir uns an die Arbeit machen?»
     
    Etwa zur gleichen Zeit legte Peter Cox im Präsidium den Telefonhörer auf und rieb sich den Nacken. «Unser Bäuerlein», beantwortete er van Appeldorns fragenden Blick. «Wollte sich nochmal bestätigen lassen, dass die Polizei tatsächlich die Kosten für den Lohnbetrieb übernimmt, der ihm seinen Mais abmähen soll. Ich hab ihm lieber nicht gesagt, dass es gut und gern zwei Jahre dauern kann, bis er Geld sieht. Der war sowieso schon auf hundertachtzig wegen irgendwelcher komischen Gänse. Weißt du, was es damit auf sich hat?»
    Norbert van Appeldorn, der gerade noch einmal im Geist die Checkliste für seine sechswöchige Hochzeitsreise nach Australien durchgegangen war, schaute ungläubig hoch. «Sag mal, du bist doch nicht erst seit gestern in Kleve! Liest du keine Zeitung?»
    Cox reckte konsterniert das Kinn. «Selbstverständlich lese ich regelmäßig Zeitung. Ich habe die taz , Die Zeit und den Spiegel abonniert.»
    Van Appeldorn konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Peter Cox war seit knapp vier Jahren bei ihnen. Er hatte eine Unzahl seltsamer Marotten, aber weil er bei aller Verschrobenheit eigentlich ein netter Kerl war, der sich problemlos in ihr Team eingefügt hatte, nahm man sie meist amüsiert hin.
    «Na, herzlichen Glückwunsch, damit kommst du bestimmt in den Himmel für politisch korrekte Intellektuelle! Entschuldige bitte die kleine Nachhilfestunde, aber als Polizist solltest du eigentlich täglich den Lokalteil der guten alten Niederrhein Post lesen. Zugegeben, ist oft schwer zu ertragen, aber in unserem Job durchaus von Nutzen.»
    «Das magst du so sehen», antwortete Cox eingeschnappt, aber van Appeldorn kümmerte sich nicht darum. «Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du noch nichts davon gehört hast, dass jedes Jahr an die siebzigtausend Wildgänse bei uns am Niederrhein überwintern. Die meisten kommen übrigens aus Sibirien.» Er griente.
    Cox warf einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr. «Die stehen unter Naturschutz, oder?»
    «Ganz genau», bestätigte van Appeldorn. «Und das Problem ist, dass diese netten Vögel monatelang nicht etwa irgendein Niemandsland besetzen, sondern die Äcker der Bauern in der Düffelt. Seit Jahren herrscht hier Krieg zwischen dem Naturschutzbund und solchen Leuten wie unserem lieben Dellmann. Dem gehen die Gänse und der Artenschutz total am Arsch vorbei. Kannst du dir vorstellen, wie die Felder aussehen, wenn die Viecher sich wieder auf den Heimflug machen? Von den zahllosen Ökotouristen, die der NABU da jeden Tag in Bussen rumkarrt mal ganz zu schweigen. Seit Jahren gehen sich die Naturschützer und unsere dicken Buren an die Kehle mit allen Nickeligkeiten, die du dir vorstellen kannst, und weder der einen noch der anderen Partei mangelt es an Phantasie. Letztens wollte man den Bauern verbieten, Windkraftanlagen aufzustellen, weil angeblich die Gefahr besteht, dass eine Gans im Windrad geschreddert werden könnte.»
    Cox lachte. «Bizarre Idee, die Tiere sind doch nicht blind! Kriegen die Bauern denn keine Ausgleichszahlungen für den Ausfall, den sie haben?»
    «Doch, natürlich, die werden feste subventioniert.»
    «Was regen die sich dann auf? Versteh ich nicht, die können doch froh sein, wenn sie fürs Nichtstun bezahlt werden.»
    «Was weiß ich!» Van Appeldorn lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. «Bin ich Bauer? Anscheinend willst du, wenn du ein Mann der Scholle bist, dein Land beackern, und nichts darf deine Routine stören, von wegen Väter und Vorväter. Was soll’s, die Bauern jammern doch immer.»
    «In der Materie kenne ich mich nicht aus», meinte Cox unbehaglich. «Ich will mir da kein Urteil erlauben.»
    Van Appeldorn verschränkte die Hände im Nacken und blinzelte. «Wie gesagt, die meisten der unliebsamen Gänse kommen aus Sibirien. Da klingelte gerade eben was bei mir: Was macht eigentlich dein Cyberbaby? Wie hieß die Dame noch? Irina?»
    Cox schob den Stuhl zurück und stand auf. «Was für ein dämliches Wort!» Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher