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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
Autoren: Sam Millar
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ich ihre Schwester, wenn möglich, beruhigen kann.«
    »Ganz unter uns?«
    »Ganz.«
    »Na ja … Marina war kein unproblematischer Gast. Manchmal wurde sie gewalttätig gegen das Personal und andere Bewohner. Dennoch haben wir versucht, ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Wussten Sie, dass sie mehrmals von hier weggelaufen ist?«
    »Nein«, log Karl. »Tatsächlich?«
    »Oh, ja;
das
hat Ihnen ihre Schwester natürlich nicht verraten«, antwortete Beverly recht steif. »Und trotzdem haben wir sie jedes Mal, wenn sie wiederkam, mit offenen Armen aufgenommen. So schlecht kann es demnach hier nicht gewesen sein, wenn sie immer wieder zurückwollte. Oder?«
    »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    Eine junge Frau klopfte an und unterbrach das Gespräch.
    »Ah, Alison«, sagte Beverly lächelnd. »Seien Sie doch so lieb und schenken uns ein, ja?«
    Alison stellte das Tablett ab und goss für Karl Kaffee in eine große, blaue Tasse.
    »Milch und Zucker?«, fragte Alison.
    »Schwarz, Alison. Danke«, sagte Karl, nahm die Tasse, trank einen Schluck und nickte beifällig. »Toller Kaffee. Sie müssen mir die Marke verraten, bevor ich gehe.«
    »Freut mich, dass Sie ihn mögen«, sagte Beverly. »Ich trinke ihn schon seit Jahren. Importiert. Etwas teuer, aber sein Geld wert.«
    Karl trank noch einen Schluck, diesmal einen größeren. »Ich habe mich gefragt, ob ich einen Blick in Martinas Zimmer werfen könnte, um zu sehen, in welcher Verfassung sie sich befand, bevor sie verschwunden ist.«
    »Oh, das Zimmer wurde schon vor Wochen geräumt. Wir haben es neu streichen lassen«, antwortete Beverly. »Und es hat sogar schon eine neue Bewohnerin.«
    »Was ist mit Martinas Habseligkeiten? Was wurde daraus?«
    »Das wäre alles, Alison«, sagte Beverly, als ihre winzige Tasse voll war.
    Alison nickte und ging hastig aus dem Zimmer.
    »Martina hatte nicht viele Habseligkeiten, Karl«, fuhr Beverly fort. »Ein schwarzer Koffer, wenn ich mich recht erinnere. Wir haben ihn aufbewahrt, solange es ging, aber da ihn niemand abholen kam, mussten wir ihn entsorgen. Für ihre ach so fürsorgliche Schwester war es offenbar zu viel, die Sachen abholen zu kommen. Wir haben nicht viel Platz und können nicht alles ewig aufbewahren, Karl. Das verstehen Sie doch sicher?«
    Karl nickte und trank noch einen großen Schluck Kaffee.
    Die nächsten fünfundvierzig Minuten verbrachten sie mit Geplauder. Karl entging nicht, dass Beverly ebenso hartnäckig auswich, wie er nachfragte.
    »Tja, ich muss dann mal wieder«, sagte Karl, der sich geschlagen gab und aufstand, vorher aber noch den Kaffee austrank.
    »Tut mir leid, dass Sie die Fahrt vergeblich auf sich genommen haben«, sagte Beverly lächelnd, stand ebenfalls auf und reichte ihm die Hand.
    »Ich glaube, keine Reise ist jemals vergeblich – solange man sie zu Ende bringt«, sagte Karl, erwiderte das Lächeln und schüttelte die ausgestreckte Hand. »Guten Tag, Beverly. Es war schön, Sie kennenzulernen. Und danke für den köstlichen Kaffee.«
    Auf dem Flur drückte Karl die Taste des Fahrstuhls. Hörte das Getriebe in dem Schacht brummen. Augenblicke später ging die Fahrstuhltür auf und Alison kam heraus.
    »Danke für den Kaffee, Alison. Er war …«
    Alison drückte ihm etwas in die Hand, lief hastig weiter zu Beverlys Büro und sah sich nicht einmal mehr um.
    Karl sah Beverly Thompson, die ihm mit einem maskenhaften Lächeln vom Fenster ihres Büros aus nachsah. Alison trat unverzüglich ein und stellte die Tassen auf das Tablett.
    Karl betrat den Fahrstuhl, wartete aber, bis die Tür geschlossen war, ehe er ansah, was er bekommen hatte. Einen Zettel. Krakelige Handschrift. Er knüllte ihn in der Faust zusammen; Sekunden später ging die Fahrstuhltür auf, und Peter Lorre erschien.
    »Miss Thompson sagt, dass Sie hier warten möchten,
Sir,
im Foyer. Sie kommt gleich herunter. Muss Ihnen dringend etwas sagen.«
    Karl trat aus dem Fahrstuhl und hörte, wie er nach oben fuhr.
    Scheiße! Beverly muss Alisons ungeschickter Taschenspielertrick aufgefallen sein!
Karl ballte die Faust mit dem Zettel noch fester. Und fragte sich, wie er ihn loswerden könnte, ohne dass Peter Lorre es mitbekam.
    Der Fahrstuhl kam nach unten. Peter Lorre ließ Karl nicht aus den Augen.
    Zieh den alten Husten-Trick durch. Dalli! Schluck ihn runter!
    Als er gerade die Hand zum Mund führen wollte, kam Beverly Thompson aus dem Fahrstuhl gestürmt und drückte ihm ein kleines Päckchen in die
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