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Die sanfte Hand des Todes

Die sanfte Hand des Todes

Titel: Die sanfte Hand des Todes
Autoren: Abbie Taylor
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»Da muss ein Irrtum vorliegen«, sagte sie laut. »Schwester Torridge steht zurzeit unter großem Druck. Ich kenne sie seit Jahren. Ich weiß, sie wäre niemals dazu fähig … was auch immer sie da geschrieben hat.«
    »Claudia.« Dawn machte sich mit sanftem Druck los. »Ist schon gut. Lassen Sie mich mit ihnen reden.«
    »Schwester Torridge.« Detective Sergeant Patterson räusperte sich. »Nur um Klarheit zu schaffen. Haben Sie zwei Briefe verfasst, einen an die Geschäftsleitung und einen an die Patientenbeauftragte dieses Krankenhauses? Und haben Sie diese Briefe innerhalb der vergangenen zwölf Stunden persönlich abgegeben?«
    »Ja.«
    »Briefe, in denen Sie sich für den Tod von Mrs. Ivy Walker und Mr. Clive Green verantwortlich erklären?«
    »Ja.«
    »Und stimmt das, was in diesen Briefen steht?«
    »Ja, es stimmt. Jedes Wort ist wahr.«
    Claudia riss die Augen auf. Sie hatte Dawns Arm losgelassen und sich eine Hand vor den Mund geschlagen.
    Detective Sergeant Patterson sagte: »Oberschwester, Sie sind sich doch hoffentlich im Klaren darüber, dass wir die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen können? Können Sie uns begleiten, am besten sofort?«

    Dawn drehte sich noch einmal nach den Flügeltüren um. Mandy stand hinter dem Schwesterntresen, ein Klemmbrett in der Hand, und erteilte den Mitarbeitern Anweisungen. Ihr blondes Haar umgab ihren Kopf wie ein Heiligenschein. Sie hatte rosige Wangen, wirkte fröhlich und selbstsicher. Eine Patientin meldete sich zu Wort; Mandy trat an ihr Bett, setzte sich und hörte zu, während sie die Schulter der Kranken berührte. Was auch immer ihre Antwort gewesen war, die Patientin sank lächelnd in die Kissen zurück.
    Dawn drehte sich wieder zu den beiden Detectives um.
    »Ja«, sagte sie, »ich kann Sie begleiten.«
    Sie warteten, bis Dawn Jacke und Handtasche geholt hatte. Dann führten sie sie ab. Claudia folgte ihnen; sie schnappte immer wieder geräuschvoll nach Luft und versuchte etwas zu sagen, schaffte es aber nicht. Als sie den Aufzug betraten, machte Detective Sergeant Patterson sich so breit, dass Claudia entmutigt zurückblieb.
    Sobald die Aufzugtüren sich geschlossen hatten, fragte Detective Sergeant Patterson: »Wo ist Will Coombs?«
    »Abgesehen davon, dass das wahrscheinlich nicht sein richtiger Name ist«, antwortete Dawn, »hat er mein Haus gestern Abend um kurz nach neun verlassen. Ich weiß nicht, wohin er wollte.«
    »Wir müssen dringend mit ihm reden.«
    »Natürlich.«
    Dawn lehnte sich an die Aufzugwand. Auf einmal fühlte sie sich müde, hundemüde. Dabei war alles gut gelaufen. Im Ernst, sie hätte es sich nicht besser wünschen können. Sie hatte befürchtet, die Polizisten könnten sie noch vor Ende der Schicht abholen, noch während sie hier gebraucht wurde. Aber das Timing war perfekt.
    Nachdem sie am Vorabend nach Hause zurückgekehrt war und festgestellt hatte, dass Will verschwunden war, hatte
sie sich hingesetzt und die Briefe an die Klinikleitung und Claudia aufgesetzt. Sein Verschwinden überraschte sie nicht. Vermutlich war er inzwischen über alle Berge. Verrückt, dass sie sich vorgestellt hatte, ihn mit Doras Schlaftabletten betäuben und ihm dann Kaliumchlorid spritzen zu können. Es hätte natürlich nie im Leben funktioniert. Aber allein die Tatsache, dass sie es in Erwägung gezogen hatte, brachte sie dazu, sich an den Küchentisch zu setzen, zum Stift zu greifen und die Briefe zu schreiben.
    Will, wie er sie nach dem Abend in London angesehen und gehalten hatte. Warum hatte er sich die Mühe gemacht, ihr Gefühle vorzugaukeln? Es war glasklar: um ihr Vertrauen zu gewinnen, um sie unter Kontrolle zu haben. Um sie kennenzulernen und zu manipulieren. Kein Wunder, dass sie ständig das Gefühl gehabt hatte, die Sache sei zu schön, um wahr zu sein. Sie hatte sich schlicht und einfach zum Narren gemacht.
    Die Aufzugtüren öffneten sich. Um diese Uhrzeit hatte Dawn die Eingangshalle noch nie so leer gesehen. Die Glastüren waren verschlossen. Draußen auf den Stufen hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Angehörige und Reporter verdrehten sich den Hals und waren verzweifelt bemüht, Neues in Erfahrung zu bringen. Harry Rowe, der Krankenhausdirektor, würde in wenigen Minuten eine offizielle Erklärung abgeben. Dawn und die beiden Detectives mieden den Haupteingang und steuerten stattdessen auf den schmalen Korridor zu, der an der Kasse und dem Büro der Patientenbeauftragten vorbeiführte.
    »Wie ich
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