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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
Autoren: Monika Felten
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Sternendeuters geöffnet und ließ sie nun krachend hinter sich ins Schloss fallen. Die harten Sohlen seiner schweren Reitstiefel verursachten auf dem Holzfußboden des Raumes ein scharrendes Geräusch und ließen den Sternendeuter, der sich bereits seit vielen Stunden in dem nur spärlich beleuchteten Turmzimmer aufhielt und seine Berechnungen überprüfte, überrascht aufblicken. Er hatte dem obersten Kriegsherrn erst vor kurzem eine Nachricht über seine ungewöhnliche Entdeckung zukommen lassen und nicht damit gerechnet, dass dieser ihn schon so bald aufsuchen würde.
    Der Sternendeuter war an Tareks forsche Art gewöhnt, fürchtete jedoch, der oberste Kriegsherr könnte denken, es mangele ihm am nötigen Respekt. So legte er die Pergamente auf den Tisch und erhob sich mit einer leichten Verbeugung, um seinen Besucher zu begrüßen.
    Tarek erwiderte den Gruß mit einem knappen Kopfnicken. »Sagt mir, wann es so weit ist, Nahfarel«, forderte er den Sternendeuter ohne Umschweife auf. Und seiner tiefen und wohlklingenden Stimme war die Anspannung, die ihn zu diesem überraschenden Besuch getrieben hatte, deutlich anzuhören.
    Tarek war mehr als einen Kopf größer als der hagere Astronom. Seine ganze Haltung zeugte von Disziplin und einer Selbstsicherheit, die häufig als Arroganz missverstanden wurde. Dazu besaß er eine überaus männliche Ausstrahlung, die durch eine kurze Narbe unter dem linken Auge noch verstärkt wurde. Seine langen schwarzen Haare ließen schon vereinzelt graue Strähnen erkennen und wurden, wie es bei den Kriegern in Nimrod üblich war, im Nacken von einem schlichten Lederband zusammengehalten. Unter seinem prächtigen, nachtblauen Umhang trug er eine aufwändig gearbeitete Halbrüstung, die seinen muskulösen Oberkörper durch Hunderte glänzender Metallplatten schützen sollte.
    Seine kriegerische Erscheinung stand in krassem Gegensatz zu der des Sternendeuters. Dieser war etwa doppelt so alt wie sein Besucher und seine dünnen braunen, von unzähligen silbernen Strähnen durchzogenen Haare waren oberhalb der Stirn gerade abgeschnitten. Im Ansatz wurden sie von einer schwarzen Gelehrtenkappe verdeckt, die ihn als Meister seiner Zunft auswies. Ein pelzgefütterter purpurner Umhang fiel schwer bis auf den Boden hinab und schützte ihn vor der bitteren Kälte, die in den Wintermonaten in seinem Arbeitszimmer herrschte. Er war ein bedächtiger Mann, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ.
    Ohne Hast suchte er sich zunächst einen Weg durch das mit astronomischen Geräten gefüllte Zimmer, bis er schließlich vor einer großen kupfernen, in zwölf Segmente unterteilten Scheibe stehen blieb. In jedem Segment der Scheibe waren ein Mond- und ein Sonnensymbol dargestellt. Darüber hinaus enthielt sie noch eine Vielzahl weiterer Symbole und Buchstaben, deren Bedeutung jedoch für Fremde nicht leicht zu erkennen war.
    Gewissenhaft prüfte der Sternendeuter nochmals in aller Ruhe seine Berechnungen auf einer kleinen Schreibtafel, deren schlechter Zustand darauf schließen ließ, dass er sie in den letzten Mondläufen häufig benutzt hatte. So verharrte er geraume Zeit, völlig in die Aufzeichnungen vertieft.
    »Wann, Nahfarel?«, drängte Tarek ungeduldig und der Blick seiner braunen Augen verlangte nach einer sofortigen Antwort. Energisch machte er einige Schritte auf den Sternendeuter zu. Wobei die lauten Geräusche seiner Stiefel auf dem hölzernen Boden in der mitternächtlichen Stille der Festungsstadt sonderbar fremd und störend wirkten.
    Darauf bedacht, keinen Rechenfehler zu begehen, ließ Nahfarel sich jedoch Zeit, seine Überprüfung zu beenden, bevor er schließlich nickte. »Hier!« Er deutete auf das dritte Segment der großen Kupferscheibe. »Vierzehn Sonnenläufe vor Beginn des Frühlings wird es so weit sein, Tarek, mein Gebieter. In dieser Nacht«, er berührte ein Symbol im dritten Segment, »werden die Zwillingsmonde To und Yu sich nacheinander verdunkeln, wenn sie in den Schatten dieser Welt eintauchen. Ein äußerst seltenes Ereignis. Wenn unsere Aufzeichnungen stimmen, und daran besteht für mich kein Zweifel, liegt die letzte Zwillingsmondfinsternis bereits zweihundertvierzig Sommer zurück.«
    Nachdenklich trat Tarek an eines der fünf hohen, mit kunstvollen Mosaiken eingerahmten Fenster und blickte in die frostige und sternklare Winternacht hinaus. »Ich habe schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass Anthorks Worte der Wahrheit entsprechen«, sagte er. »Seit
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