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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
Autoren: Monika Felten
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dachte nicht mehr daran, zu fliehen oder um Hilfe zu rufen.
    Als die Frau sicher war, dass Ilahja ihr zuhören würde, begann sie mit heller, wohlklingender Stimme zu sprechen. Ihre Worte erzeugten einen seltsamen Widerhall, der den Eindruck erweckte, als spreche sie in einem riesigen, leeren Saal. »Höre mir gut zu und fürchte dich nicht, mein Kind«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Mir bleibt nicht viel Zeit, denn in deiner Welt wandeln in diesen düsteren Tagen mächtige Geschöpfe der Finsternis, die meine Anwesenheit spüren und schon bald nach mir suchen werden.«
    Die Frau sprach sehr eindringlich, doch ihre Worte waren freundlich und Ilahja lauschte gebannt.
    »Du hast erkannt, dass du ein Kind in dir trägst, und fürchtest dich, weil du weißt, dass man dir dein Kind nehmen wird, wenn man es entdeckt«, erklärte die Frau. »Doch du sollst wissen, dass meine Herrin, die verbannte Gütige Göttin, dieses Kind mit all ihren Kräften beschützen wird. Eine große Aufgabe ist ihm bestimmt und sein Schicksal ist eng mit dem meiner Herrin verbunden.« Sie schwebte etwas näher und blickte Ilahja aus tiefschwarzen Augen beschwörend an. »Es ist sehr wichtig, dass dein Kind lebt. Nicht nur für meine Herrin, sondern auch für dein Volk. Versprich mir, Ilahja, dass du alles tun wirst, damit dein Kind leben kann.«
    Die Frau verstummte und Ilahja begriff, dass sie eine Antwort von ihr erwartete. Doch was konnte sie ihr sagen? Bis zu diesem Moment war sie sich nicht einmal sicher gewesen, dass sie wirklich ein Kind erwartete. Sie war verwirrt und fühlte sich nicht dazu in der Lage, das geforderte Versprechen zu geben. Sie hatte Angst, und ohne dass sie es wollte, tauchte das Bild der toten, im Fluss treibenden Frau vor ihren Augen auf.
    Würde dies auch ihr Schicksal sein?
    Die Frau bemerkte Ilahjas Zögern und deutete es richtig. Plötzlich verschwand das Bild der toten Frau aus Ilahjas Gedanken und wich dem einer jungen Kriegerin. Inmitten eines tosenden Unwetters erklomm die schlanke Frau die steilen, felsigen Hänge eines schneebedeckten Berges. Sie wirkte erschöpft und suchte mit ihren Händen verzweifelt nach einem sicheren Halt, während der Sturm an ihrem Harnisch zerrte und ihr den Helm vom Kopf riss.
    Bei diesem Anblick zog Ilahja die Luft scharf durch die Zähne. Sie selbst war es, die dort stand. Das flammend rote Haar vom Wind zerzaust, wandte sie ihr Gesicht wütend den wirbelnden Schneewolken zu, aus denen unentwegt grelle grüne Blitze zuckten, und schrie etwas in den Sturm hinein.
    Die Vision verschwand. Aber die Frau war noch da und wartete geduldig auf eine Antwort.
    »Ich werde einmal eine Kriegerin sein?«, fragte Ilahja verwirrt.
    Die Frau ließ ein leises, glockenhelles Lachen erklingen und schüttelte ihren Kopf. »Nicht dich hast du gesehen, mein Kind«, sagte sie sanft. »Die tapfere junge Frau auf dem Berg ist deine Tochter, Sunnivah.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, blickte Ilahja nachdenklich an und fügte dann beschwörend hinzu: »Das heißt, sie könnte es einmal sein, wenn du zulässt, dass sie lebt.«
    Ilahja schluckte. Woher kannte die Frau den Namen, welchen sie ihrer Tochter einmal geben würde? Und wie kam es, dass sie ihr Bilder von Dingen zeigen konnte, die erst in vielen Sommern geschehen würden?
    Gerade wollte sie danach fragen, als eine ungewöhnliche Wärme zwischen ihren Brüsten ihre Gedanken unterbrach. Eilig öffnete Ilahja ihr Nachtgewand und blickte hinein. An einem einfachen Lederband um ihren Hals hing ihr Talisman. Ein kleiner, orangefarbener Stein von außergewöhnlicher Schönheit, der so leicht war, dass sie sich schon häufig gefragt hatte, ob es wirklich ein Stein war. Sie besaß ihn bereits sehr lange, doch was sie nun erblickte, ließ sie für einen Moment überrascht die Luft anhalten. Vorsichtig nahm sie den wundersamen Stein in die Hand. Ein schwaches orangenes Leuchten ging von ihm aus und er fühlte sich sehr warm an. Aber Ilahja bemerkte auch, dass das Leuchten und die Wärme bereits schwächer wurden.
    »Was geschieht mit meinem Talisman?«, fragte sie erstaunt und hielt den Anhänger der unbekannten Frau entgegen. Dabei ließen die hellen Strahlen, welche die Frau umgaben, den Stein noch einmal in einem kräftigen Orange aufleuchten und Ilahja bemerkte zum ersten Mal, dass etwas in ihm eingeschlossen war.
    »Er ist etwas ganz Besonderes«, sagte die Frau lächelnd, ohne Ilahjas Frage zu beantworten. »Erinnerst du dich noch daran,
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