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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
Autoren: Monika Felten
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schweigend beisammen, während sich die Dunkelheit langsam in der kleinen Webstube ausbreitete und der heftige Wind draußen an den Fensterläden zerrte.
    Schließlich stand Tha-Ury auf und sagte: »Wenn du doch einmal darüber reden möchtest, Liebes, komm zu mir. Es bekümmert mich sehr, dich so traurig zu sehen, und es schmerzt mich, mit ansehen zu müssen, wie deine Erinnerungen dich quälen.« Sie seufzte. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen.« Dann drehte sie sich um und schickte sich an, die Webstube zu verlassen. Im Hinausgehen hielt sie jedoch noch einmal an und blickte sich um. »Mach Schluss für heute, Ilahja«, sagte sie freundlich. »Das Abendessen ist gleich fertig.« Damit trat sie auf den schmalen Flur hinaus und schloss die Tür leise hinter sich. Als die Geräusche ihrer Schritte verklungen waren, schaute Ilahja wieder gedankenverloren aus dem Fenster.
    Inzwischen herrschte Dunkelheit über dem Dorf und schwarzgraue Schatten strichen vorüber, als die Zwillingsmonde irgendwo hinter den Wolken mit ihrer nächtlichen Wanderung begannen.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie ihre Hände dabei in einer beschützenden Geste über dem Bauch gefaltet. Denn dort, winzig klein und noch tief in ihrem Innern verborgen, lag der Grund für ihren großen Kummer.
    Bereits vor einem Mondlauf hätte ihre monatliche Reinigung einsetzen müssen. Sie war zwar noch sehr jung und unerfahren, dennoch war ihr bewusst, was das bedeuten konnte. Und auch wenn ein kleiner Teil in ihr noch verzweifelt darauf hoffte, dass sie sich irrte, war sie sich inzwischen fast sicher, dass ihre Liebe zu Kjelt bereits Früchte getragen hatte. Sie erwartete ein Kind.
    Aber das war völlig unmöglich!
    Schon seit drei Sommern verhinderte An-Rukhbar mithilfe seines magischen roten Auges, dass die Frauen in Thale fruchtbar wurden. Die Bewohner des Landes wussten nicht, warum er das tat, doch es gab Gerüchte, wonach der Erhabene sich mit diesem Verbot vor dem Fluch eines Druiden schützen wolle. Es war jedoch schon vorgekommen, dass die Magie des roten Auges bei einigen Frauen versagt hatte. In diesem Fall musste jeder, der davon erfuhr, die Frau sofort in Nimrod melden, sofern sie es nicht selbst tat. Jeder Frau, die sich nicht meldete, und jedem, der sein Wissen für sich behielt, drohten grausame Strafen.
    Ilahja hatte in den vergangenen Sommern zweimal miterlebt, dass Frauen, die ein Kind erwarteten, von den Kriegern des finsteren Herrschers abgeholt und in die Festungsstadt Nimrod gebracht wurden.
    Niemand erfuhr, was dort mit ihnen geschah, denn nur eine von ihnen war in das Dorf zurückgekommen. Allein der Gedanke an das grausame Schicksal dieser Frau machte Ilahja Angst. Zu deutlich stand ihr immer noch das Bild der jungen Frau vor Augen, die verwirrt und zitternd inmitten des Dorfes stand und sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wo sie zu Hause war. Ihre Familie nahm sie wieder auf, doch einige Mondläufe später wurde die junge Frau im nahen Fluss tot aufgefunden. Damals hieß es, dass sie aus Verzweiflung in das eisige Wasser gesprungen sei, um ihrem Leben selbst ein Ende zu bereiten.
    Ilahja hatte lange nicht verstehen können, warum die Frau das getan hatte. Doch jetzt wusste sie es und war gewarnt. Denn wenn ihre Befürchtung zutraf, durfte niemand etwas von ihrem Zustand erfahren.
    Aber was sollte sie tun? Wie sollte es weitergehen?
    Inzwischen war es draußen völlig dunkel geworden. Ilahja vermutete, dass das Abendessen längst vorüber war, aber es machte ihr nichts aus. Sie war nicht hungrig. Nur müde. Seufzend erhob sie sich, verließ die Webstube und machte sich mit einer Kerze in der Hand auf den Weg in ihre Kammer.
    Tha-Ury hatte die Öllampe auf dem kleinen Tisch in ihrer Kammer bereits entzündet. Ihre kleine Flamme verbreitete einen angenehmen Duft und tauchte den spärlich eingerichteten Raum in ein warmes Licht.
    Ihre Pflegemutter musste damit gerechnet haben, dass Ilahjas Platz bei der gemeinsamen Mahlzeit an diesem Abend leer bleiben würde. Fürsorglich hatte sie ein wenig Brot und Obst auf dem kleinen Tisch bereitgestellt, und obwohl Ilahja keinen Hunger verspürte, setzte sie sich auf ihr Bett, nahm sich einen der Äpfel und biss nachdenklich hinein.
    Später, als sich Ilahja fröstelnd in ihr Bett kuschelte, stellte sie erfreut fest, dass ihre Pflegemutter auch daran gedacht hatte, einen warmen, in Tücher gewickelten Ziegelstein unter ihre Decke zu legen. So war das Bett schon herrlich
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