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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
Autoren: Margin Sandemo
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»du bleibst bei mir, kein anderer soll dich bekommen, du bist mein! Komm mit mir!«
    »Oh, Eldar, wenn du stirbst, kann ich nicht länger leben.«
    »Dann folge mir!«
    Villemo durchströmte eine Botschaft des Eisvolkes, sie horchte in sich. Dann sagte sie glasklar:
    »Nein, ich kann dir nicht folgen, Eldar, ich habe eine Aufgabe zu erfüllen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich bin voll von einem Wissen, dass ich Auserwählt wurde, alle haben sich immer wieder gewundert, warum Dominic, Niklas und ich gelbe Augen haben, nun weiß ich es. Nein, ich kann nicht mit dir gehen. Nun weiß ich, ich wurde auserwählt für etwas Großes, etwas Entsetzliches, das auf uns zukommt, und das ist unabänderlich.«
    Seine Augen wurden matt.
    »Eldar, Eldar, hörst du mich?«
    »Ja«, sagte er schwach, »du darfst mich nicht verlassen.«
    Sie hatte noch nie gebetet, aber jetzt tat sie es. Sie faltete die Hände, um inbrünstig um sein Leben zu Gott zu beten. Oh Gott, sei barmherzig, lass ihn leben, er ist alles, was ich auf dieser Welt habe, lass ihn leben, denn nur ich kann ihn lieben in einem Wintersturm.
    ( Anmerkung von Margit Sandemo: Ach, Villemo, das ist keine Kunst, einen Menschen unter diesen Umständen zu lieben, die Liebe bewährt sich erst im grauen Alltag, dann erst kommt die große Prüfung, und wenn du sie bestanden hast, dann kommt die große Liebe, die ein Leben lang anhält.)
    Dominic suchte lange, ihre Spur war längst vom Wind verweht, er wusste nicht mehr, wo er suchen sollte. Krank ist sie und der Wind dringt durch alle Kleider, dachte er. Ich muss sie finden, bald, bald ist es zu spät. Dann sah er sie, eine kleine Gestalt kam über einen Hügel, stolpernd im Schnee und Wind. Er trieb sein Pferd an, und bald war er bei ihr. Erschrocken sah er auf ihre Hände.
    »Villemo, was hast du gemacht?«
    Sie sah zu ihm auf, das Gesicht verweint. »Ich habe meine Liebe begraben, mit meinen Händen habe ich ihn begraben. Meines Lebens einzige Liebe.«
    Ohne ein Wort stieg er ab, hob sie aufs Pferd, setzte sich hinter sie und ritt auf seinem Weg zurück. Er hoffte, dass er den richtigen Weg zur Almhütte fand.
    »Wie willst du ihn begraben in der festgefroren Erde?«
    »Ja, ich konnte es, ich zog ihn in eine Mulde, dann grub ich, bis meine Hände bluteten, und habe ihn mit Reisig, Erde und Steinen zugedeckt.«
    »So begraben Samen und Eskimos ihre Toten«, murmelte Dominic. Er hatte ihr seinen schweren Mantel umgehängt. Es war so, als merke sie seine Anwesenheit gar nicht.
    »Ich betete zu Gott«, sagte sie mit tonloser Stimme, »ich bat und bat um sein Leben, aber seine Augen wurden immer matter. Er hörte mich nicht mehr, dann brachen seine Augen, er starb in meinen Armen, ich wollte nicht glauben, dass er tot war. Er wurde kalt und steif, seine Augen sahen ins Nichts, da wusste ich, dass er nicht mehr da war.«
    Dominic schwieg und drückte sie fest an sich. Sie saß still und apathisch vor ihm, bis sie die Gebäude sahen. Sie hatten die Alm erstaunlich schnell gefunden. Ich muss wunderliche Umwege geritten sein, dachte er bei sich. Niklas trat aus der Tür.
    »Ihr wart lange fort«, rief er von weitem.
    »Ja, aber Hauptsache, ich habe sie gefunden.«
    »Und Svartskogen?«
    »Tot. Bring sie in die Wärme, sie ist arg mitgenommen.«
    Niklas hob sie vom Pferd und trug sie ins Haus, willig ließ sie alles über sich ergehen. Niklas war schockiert über ihr Aussehen und ihre Verletzungen. Er ging sofort daran, ihre Wunden und Abschürfungen zu reinigen, dann legte er um beide Hände einen Salbenverband an.
    »Der Scherenschleifer, oder besser gesagt, Staktavel, war hier«, erzählte Niklas. »In der Zeit, als Dominic nach dir suchte. Er hat die zwei Verwundeten und Kristine mitgenommen. Kristine hat darauf bestanden, ihren Bruder Malte mit in die Stadt zu nehmen zu freundlich gesinnten Menschen, sie will ihren Bruder bei sich haben und für ihn sorgen. Staktavel war sehr niedergeschlagen, die vielen Jahre Vorarbeit, Hoffnung und Sehnsucht waren in einer einzigen Wintersturmnacht zerstört worden. Unzählige haben ihr Leben gegen die gut bewaffneten Knechte der Vögte verloren, der Rest ist geflüchtet und teils in die Heimatdörfer zurückgekehrt, teils waren sie Gefangene der Vögte. Auch Staktavel musste schnellstens flüchten. Er wollte nach Schweden.«
    »Und was machen wir mit den acht Unglücklichen?« fragte Dominic. Villemo hob ihren Kopf, ein Funken von Leben trat in ihre Augen. Ihre Schützlinge, die sie umsorgt
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