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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
Autoren: Margin Sandemo
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den ganzen Wald schallte, und gleichzeitig riss sie sein Bein hoch, und mit einem Ruck zog sie ihm den Stiefel aus. Eldar schrie vor Schmerzen auf, aus dem Stiefel floss das gestockte Blut, sein ganzer Unterschenkel war mit dunklem Blut bedeckt. Irmelin hatte Wasser von einer nahen Quelle geholt, damit wusch sie das Bein sauber, und nun konnten sie die Verletzung erkennen.
    Eldar brachte keinen Widerstand mehr auf, er ließ alles mit sich geschehen, er lag schlapp auf dem Rücken und sah hoch in die Bäume. Niklas drückte mit seinen Fingern die verletzten Adern ab und legte zusammengefaltetes Linnen auf die Stellen, an denen die Adern lagen. Irmelin hatte einen großen Linnenlappen mit der Salbe bestrichen, die aus der Hexenmeisterküche des Eisvolkes stammte, dann wurde noch ein Pressverband angelegt, und fertig waren sie.
    »Stütze dich auf Niklas und mich, und dann auf die Beine mit dir«, sagte Villemo.
    »Verflucht sollst du sein«, sagte er stöhnend unter Schmerzen. Beide hoben ihn an, Irmelin griff auch zu, er verfluchte sie alle drei.
    »Es ist doch komisch, ich habe dich noch nie gesehen«, sagte Villemo.
    »Ich war mehrere Jahre fort.«
    »Er war zwei Jahre im Kerker«, erklärte Niklas.
    »Nein, das war ich nicht, ich ging fort wegen meines jüngeren Bruders und den übrigen Geschwistern. Als ich heim kam, war die Not groß, sie hatten nichts mehr zu Essen für alle. Was hab ich gefunden? Ein sterbendes Haus.«
    »Da fühlst du dich im Recht, bei uns zu stehlen? Wäre es nicht vernünftiger gewesen, zu uns zu kommen und zu sagen, wie es um euch steht?«
    Er schwieg. Eldar hatte die langsame Wanderung durchgestanden. Sie sahen Svartskogen durch die Bäume und verhielten einen Moment. Villemo sah in seine Augen, darin erkannte sie nur Bitterkeit und Resignation. Nein, dachte sie, er hat sich nicht verstellt. Noch ein kurzer Weg und sie waren auf Svartskogen. Villemo war Svartskogen noch nie so nahe gewesen, sie hatte die Gebäude immer nur aus der Ferne gesehen. Es war kein schlechter Hof, größer als ein Häuslerhof, aber er gehörte zu Grastensholm, und das bedeutete, dass die Leute ab und zu auf anderen Höfen arbeiteten mussten, um die Pacht, die ihnen auferlegt war, zahlen zu können.
    Selten kamen sie nach Grastensholm, und wenn, dann hatten sie nur Beschimpfungen für alle Arbeiter und Angehörigen auf den Lippen. Dag Meiden hätte sie vertreiben können, aber es war nicht sein Stil, sie heimatlos zu machen. Jedesmal wenn Villemo von verschiedenen Aussichtspunkten auf Svartskogen gesehen hatte, war sie innerlich erschauert, es lag eine geheimnisvolle und unbehagliche Atmosphäre über dem Hof. Aber man sprach nicht öffentlich darüber. Alle kannten die abscheuliche Geschichte vom Stammvater, der seine beiden Töchter jahrelang missbraucht hatte. Der Tote, den sie im Wald gefunden hatten, war das Ergebnis. Nicht so Eldar, er war der Sohn des ältesten Sohnes des Frevlers. Drei Jahre später sei Eldars Mutter gestorben, erzählte man sich. Sie wusste nicht, wie viele Menschen auf Svartskogen lebten, vielleicht waren einige fort gegangen, so wie Eldar. Es wurde gesagt, dass die Nachkommen vom alten Sünder alle etwas sonderbar waren, ja einige sollten nicht ganz richtig im Kopf sein. Der Stammvater hatte einen großen Hof in der Nachbargemeinde, er war ein selbstständiger Großbauer, ebenbürtig mit Lindenallee, aber er hatte seinen Hof heruntergewirtschaftet und verkommen lassen, dadurch kam es, wie es kommen musste - hoch verschuldet hatte man ihn und seine Angehörigen vom Hof gejagt, und so kam der Hof in andere Hände. Der neue Besitzer hatte sie angeblich verfolgen und zusammenschlagen lassen, und einmal hatte er angeblich einen der Svartskogener, den er beim Wildern erwischt hatte, an einen Baum gefesselt und ihm den Fuß verstümmelt, so wurde hinter vorgehaltener Hand erzählt. Nachdem ihr Hof in andere Hände übergegangen war, verpachtete Dag von Meiden ihnen den Hof auf Svartskogen. Die ersten Jahre zahlten sie ihre Pacht, aber in den letzten Jahren wurden sie immer nachlässiger. Sie waren an ihrer Misere selbst schuld, auch an ihrer Isolation. Abschaum waren sie alle, so hatte Villemo immer gedacht, nun war sie sich nicht mehr so sicher - hatte sie noch ein Recht, sie zu verdammen? Durch Eldars Worte bekam sie Zweifel. War es das, was er zum Ausdruck brachte – dass alle sich von ihnen bedroht fühlten, man nur mit Grausen über sie sprach und das alles wegen der Verbrechen, ihres
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