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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Autoren: Margit Sandemo
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an dessen Rand entlang.
    Auf der Vorderseite des Schlosses öffnete sich eine ganz andere Landschaft. Ein kleiner See, kaum größer als ein Waldsee, und ein neuer Wald, der fast nur aus Eichen bestand und sich bis zur Wegbuchtung zog. Weiter konnte er nicht sehen. Das Schloß im Wald…
    Es war wie in einem Märchen. Und er fühlte sich in märchenhafter Stimmung. Alles war so unwirklich, so unfaßbar. Als hätte der Mondschein als dies Schöne geschaffen - aus einer Schloßruine, die im toten Wald lag. Aber die Zugbrücke über dem Burggraben mit den vermorschten Holzpfosten und den sich biegenden Planken war wirklich genug. Tancred war jung und mutig, aber er warf doch einem Blick voller Abscheu auf das vor Schlamm grün schimmernde Wasser.
    Vorsichtig ging er hinüber.
    Versteckten Jessica und Molly sich vielleicht hier? Kein so abwegiger Gedanke.
    Das Licht schien zum Wald hinaus. Es hatte wohl niemand erwartet, daß jemand von der Seite kommen würde.
    Aber Tancred hatte den Weg genommen und den geheimnisvollen Lichtschein gesehen.
    Er kam unversehrt über die Brücke und faßte die Tür an. Sie war schwer, ließ sich aber durch den Druck seiner kräftigen Hand öffnen. Ein jammernder Laut ertönte, der im ganzen Schloß zu hören war. Oder jedenfalls bis in die Halle, die er jetzt betrat.
    Viel konnte er nicht sehen, aber der Mondschein fiel durch die Tür auf einen verschlissenen Fußboden. Über seinem Kopf konnte er Kriegsfahnen erkennen, die so abgenutzt waren, daß nur noch dünnes Gewebe zu sehen war. An den Wänden hingen alte Wappenschilder, aber vor lauter Grünspan konnte man nicht erkennen, welcher Familie sie gehörten.
    Am anderen Ende der Halle meinte er, den unteren Teil einer Treppe sehen zu können. Als Tancred den Steinfußhoden überquerte, hallten seine Schritte an den Wänden wider.
    Er schlich auf Zehenspitzen die geschwungene Treppe hinauf und stand dann im ersten Stock, immer in der stillen Hoffnung, daß sich im Fußboden keine klaffenden Löcher befanden. Oben war es heller, der Mond schien auf der einer Seite durch eine Reihe von kleinen Fenstern. Und der Wald wirkte unendlich.
    Er überlegte schnell, von wo das Licht wohl gekommen sein mochte. Er ging weiter in das Schloßinnere - und richtig: Unter einer Tür konnte er einen schwache. Lichtschimmer erkennen. Was nun?
    Sich mit einem Kriegsschrei gegen die Tür werfen? Nicht Tancred, nein! Er klopfte vorsichtig an. Eine träge Stimme antwortete unmittelbar: »Komm herein!«
    Es war entweder eine helle Männer- oder eine dunkle Frauenstimme.
    Er öffnete die Tür. Zu seinem großen Ärger klopfte sein Herz unnötig schnell. Er war doch sonst nicht so ängstlich, Aber diese verhexte, etwas unwirkliche Stimmung hatte ihn beeinflußt.
    Über den Anblick, der sich ihm im Zimmer bot, war Tancred nicht im mindesten verwundert. Das Zimmer war in einem altmodischen Stil prunkvoll möbliert - mit Teppichen an den Wänden und Schafsfellen auf allen Stühlen und Bänken. Von der Feuerstelle kam eine knistern Wärme.
    Mitten im Raum thronte ein gigantisches niedriges Bett auch das mit Schafsfellen ausgelegt. Daraus erhob sich ein Frau.
    Umwerfend war das einzige Wort, daß Tancred für sie finden konnte.
    Sie trug einen prachtvollen, dunkelblauen Umhang, der bis zum Boden reichte. Das lodernde, rotblonde Haar hing ihr lose über die Schultern und den Rücken. Ihre hungrigen Augen standen weit auseinander, die Wangenknochen waren ungewöhnlich hoch und breit, und ihr roter Mund sah aus, als könne er zum Frühstück kleine Knaben verspeisen. Sie war auffallend schön - und gefährlich wie eine Schlange.
    Sie betrachtete ihn mit lächelnder Verwunderung. Tancred fand endlich die Sprache wieder.
    »Verzeiht mir, Euer Gnaden«, stammelte er, weil er nicht wußte, wie er sie anreden sollte. Lieber ein bißchen höher greifen. »Ich sah das Licht und wurde neugierig… Ich bin Markgraf Tancred Paladin, ich…«
    Er verlor den Faden. Ihr Mund verzog sich zu einem raubtierartigen Lächeln und ließ breite, spitze Zähne sehen.
    »Tancred Paladin«, lächelte sie, und ihre Stimme war tief und sehr sensuell. »Ein wirklicher Ritter? Nicht Tancred von Brindisi, der Kreuzfahrer? Nein, er war ja ein tragischer Held. Wie alt bist du, junger Mann?« »Einundzwanzig«, antwortete Tancred wie verzaubert. »Einundzwanzig«, sie lächelte womöglich noch breiter. »Komm herein, Tancred. Ich fühle mich im Augenblick gerade etwas einsam.«
    Sie legte die Hand
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