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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Autoren: Margit Sandemo
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Tancred war auf dem Weg zum Strand, von Hels magerem Pferd in wiegendem Schritt getragen. Das Boot war noch nicht bereit, ihn aufzunehmen. Es entfernte sich gerade vom Land, wahrscheinlich mit einer anderen Last. Jetzt hielt es draußen auf dem Wasser in der Nähe von einer steilen Klippe. Der Fährmann erhob sich und warf eine Leiche über Bord. An der Leiche hingen schwere Steine.
    »Ich dachte, man muß hinüber«, sagte Tancred laut. Sofort wandten sich die stechenden Augen des Fährmanns ihm zu.
    »Warum hast du ihn hierher gebracht? Er hat hier nichts zu suchen!« rief er, während das Boot noch immer hin und her schaukelte, nachdem der tote Körper ins Wasser geworfen war. Hels Pferd verließ den Strand.
    Weiter ging es, mit schaukelnden und übertrieben langsamen Bewegungen. Es war kalt, und über Tancreds Gesicht glitten Skelettfinger.
    Mich erreicht ihr nicht, dachte er. Mir ist klar, daß ich auf dem Weg ins Reich der Toten war, und ich habe nur mit Mühe und Not überlebt. Aber ein Nachkomme des Eisvolks ist enorm stark. Ich bin wieder zu den Lebenden zurückgekehrt.
    Tancred war wohl fast der einzige von Tengels Nachfahren, der die Eigenarten des Eisvolks nicht ernst genommen hatte. Aber jetzt tat er es. In diesem Augenblick war er innerlich dankbar dafür, daß dessen Blut in seinen Adern floß. Er verstand wohl, daß er gerade noch einmal davongekommen war.
    Ein schauerliches, gelbweißes Gesicht sah auf ihn herab. Er wimmerte. Dann kam die tiefe Dunkelheit zurück.
    Mühsam schlug er die Augen zu einem kalten und bitteren Dasein auf.
    Jemand stand neben ihm und rief: »Tancred«. Sein Kopf war schwer wie Blei, und er fror am Rücken. Es raschelte bei jeder Bewegung. »Tancred! Was ist mit dir? Wach auf!«
    Er öffnete die Augen.
    Rundherum standen hohe Bäume. Ein eiskalter Morgennebel ließ sie nur undeutlich erscheinen. Über ihm gebeugt stand ein junger Mann. »Ich kenne dich«, murmelte Tancred.
    »Sicher kennst du mich! Ich bin Dieter. Warum liegst du hier?«
    Tancred stützte sich mit dem Ellbogen auf und hob den Kopf. Er stöhnte vor Schmerzen, die diese leichte Bewegung verursachte.
    Neben ihnen stand ein Pferd und wartete. Dieter trug einen Reitanzug. »Um alles in der Welt. ..? Wo bin ich?«
    »Wenn du dich mal richtig umsehen würdest, könntest du das Gut deiner Tante dort hinten rechts vom Waldrand sehen. Um ganz genau zu sein: Du liegst im Gras neben dem Pfad, über den ich geritten kam. Und der führt am Wald entlang. Hast du dich verlaufen?«
    »Das kann man wohl sagen. Aber wie bin ich hierher gekommen?« War er vielleicht im Kreis gegangen?
    Das war nicht auszuschließen. Aber dann mußte… Direkt neben…
    Er setzte sich auf. In seinem Kopf drehte sich noch immer alles.
    Dieter sagte nüchtern: »Wahrscheinlich bist du herumgeirrt und dann irgendwann im Laufe der Nacht vor lauter Erschöpfung einfach umgefallen. Du bist ja völlig durchgefroren.«
    »Nein«, erwiderte Tancred. »Doch, mir ist kalt, aber hier kann ich nicht gewesen sein, nicht in diesem Wald. Ich war in einem Schloß.« »Einem Schloß? Welchem?«
    »In einer Schloßruine. Mitten im Wald. Nicht hier! Im Mondschein.«
    »Eine Schloßruine?« fragte Dieter verblüfft. »Wovon redest du? So etwas gibt es hier weit und breit nicht.« »Aber natürlich, verdammt noch mal!« »Du hast wohl einen Albtraum gehabt.«
    »Ja ja, ich hatte Albträume, entsetzliche sogar, aber das war hinterher. Erst ging ich durch den Wald, immer weiter. Hab mich verlaufen und bin herumgeirrt. Und dann hab' ich den Mondpfad erreicht. Und da lag es plötzlich. Ein unheimliches Schloß in einem verhexten Wald. An einem See.«
    »Sagst du die Wahrheit?« fragte Dieter. Es klang sehr ernst.
    »Natürlich«, versicherte Tancred eifrig. »Und alles war tot und vermodert. Aber da war Licht, und ich bin hineingegangen. Und traf die Frau…«
    »Eine Frau?« Dieters Stimme zitterte leicht. Seine Augen begannen, unruhig zu flackern. »Eine phantastische Frau. Sie…«
    Tancred schwieg. Sein Körper schmerzte einfach fürchterlich. Was war eigentlich passiert?
    »Ich hab' Wein gekriegt. Und dann muß ich das Bewußtsein verloren haben«, sagte er kleinlaut. Dieter war eine Weile ganz still. »Fällst du eigentlich oft in … Ohnmacht?« »Ich? Nie im Leben!«
    »Tancred…«, sagte Dieter und holte tief Luft. »Es gibt hier keine solche Burgruine.« »Doch, die gibt es!« »Aber es gab mal eine.« »Was meinst du damit?«
    »Es gibt eine Legende… Vom
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