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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Autoren: Margit Sandemo
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gesagt. »Einen Bürgerlichen?« hatte Ursula geschnaubt. »Gebe Gott, daß ich ihn nie treffen werde!« »Das soll ihm auch erspart bleiben«, antwortete ihr Bruder.
    Jetzt hatte sie für Tancred Pläne gemacht. Es kam auch ein junges Mädchen, die in Deutschland geborene Tochter eines Grafen, der wie so viele jütländische Familien ursprünglich aus Holstein stammte. Sie war in Begleitung ihrer Eltern, und mit einem hohlen Lächeln stellte Ursula die beiden jungen Menschen einander vor. Stella, wie das Mädchen hieß, sah gar nicht so schlecht aus - im Gegenteil. Ein reines, blankes Gesicht und blonde, glatte Haare. Ihre Augenbrauen drückten ein andauerndes, leeres Erstaunen aus. Ihre Eltern hießen Holzenstern, ein Name, den Tancred einfach zum Lachen fand. Stella Holzenstern, also Stern Holzenstern, was für eine Kombination! Das hätte ihnen bei der Taufe doch auffallen müssen. Sie lächelten Tancred an, und es schien so, als gefiele ihnen die Vorstellung, Tancred zum Schwiegersohn zu bekommen. Ursula gelang es selbstverständlich, etwas in dieser Richtung anzudeuten - wenn auch auf sehr verblümte Weise.
    Tancred knirschte mit den Zähnen, während er mit der wohlwollenden Familie ein kühles Gespräch führte. Glücklicherweise kam ein junger Mann in seinem Alter und rettete ihn. Sie waren einander bereits vorgestellt worden, und Ursula hatte gesagt: »Das ist Dieter, Tancred, ihn hatte ich eigentlich deiner Schwester zugedacht, wenn sie nicht einen Grubenarbeiter gewählt hätte!«
    »Ach, da bist du ja, Tancred«, sagte der junge, blonde Dieter. »Ich habe dich gesucht. Entschuldigt bitte, Tante und Onkel und Stella, aber darf ich ihn mal kurz ausleihen? Ich muß noch mehr über die Offiziersausbildung hören, meine Eltern haben damit gedroht, mich zur Armee zu schicken.«
    »Und das willst du nicht?« lachte Graf Holzenstern. »Ich möchte Jütland nicht verlassen«, lächelte Dieter zurück. »Nicht zu einer so schönen Zeit.«
    Tancred konnte an der nackten, grauschwarzen Umgebung und dem nieseligen Märzwetter nichts Schönes finden. Aber er war dankbar für die Unterbrechung.
    Dieter legte ihm vertraulich den Arm um die Schultern und führte ihn in einen anderen Raum. »Mit dieser schönen Zeit meinte ich, daß ich hier eine Freundin gefunden habe«, lachte er ganz offen. »Aber das soll niemand: wissen …« Er lachte geheimnisvoll vor sich hin.
    »Aber nun zur Offizierslaufbahn, lohnt die sich?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tancred zögernd. »In der Familie meines Vaters ist sie Tradition, ich hatte also gar keine andere Wahl. Aber ich habe wohl etwas von dem wilden Blut meiner Mutter abbekommen, ich mag es nämlich nicht, wenn man mich herumkommandiert.«
    »Das geht mir genauso. Wildes Blut, sagst du? Das hört sich spannend an!«
    »Ja, sie hat das Blut des norwegischen Eisvolks in sich. Und dem ist alles zuzutrauen. Ich gehöre wohl mehr zu den Ruhigeren unter uns. Nun, ich meine, du könntest es ja mal versuchen…«
    Und damit ergab sich eine eifrige Diskussion über Freud und Leid des Offizierslebens.
    Natürlich hatte Ursula es so eingerichtet, daß Tancred den Platz neben Stella bekam.
    Es war schwierig, aus dem ohrenbetäubenden Summen bei Tisch bestimmte Stimmen herauszuhören. Tancred versuchte, seine Tischdame zu unterhalten, aber entweder genierte sie sich, oder sie war dumm und steif. Seine kleinen Witzeleien fielen jedenfalls auf unfruchtbaren Boden.
    Die Gespräche um ihn herum waren auch wenig geistreich.
    Ursula rief Gräfin Holzenstern zu: »Wie schade, daß Eure Schwester, die Herzogin, so schnell nach Hause mußte. Ich hätte sie sehr gern kennengelernt.«
    Verdammter Snob, dachte Tancred, der dem Eisvolk mehr ähnelte, als ihm klar war. Sich so an Leute mit Titeln heranzuschmeißen!
    »Ja, sie konnte nur eine Woche bleiben«, rief die Gräfin zurück.
    Ein versoffener Major brüllte Tancred entgegen: »Du bist ein Paladin, nicht wahr junger Mann?« »Ja doch«, räumte Tancred ein.
    »Darauf kannst du stolz sein«, sagte der Alte und schlug ihm hinter Stellas Rücken auf die Schulter. »Der erste Paladin hat an der Seite von Friedrich Barbarossa in Jerusalem gekämpft.«
    Falsch, dachte Tancred, das war mit Fredrik II. beim fünften Kreuzzug. Aber er hatte keine Lust, bei all diesem Krach ein Streitgespräch anzufangen.
    Nachdem die Tafel endlich aufgehoben war, schlenderte] er mit einem aufgesetzten Lächeln in seinem anziehenden Gesicht mutlos durch die Salons. Auf einem
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