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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
Autoren: Margit Sandemo
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oft selbst.
    Aber noch wichtiger war, daß er Tengels unbeugsamen Willen hatte, alles nur erdenklich Gute im Leben zu tun. »Tarjei«, sagte Tengel. »Du hast doch die Sage vom Eisvolk gehört, nicht wahr? Über den bösen Tengel, der vor vierhundert Jahren dem Teufel einen Treueschwur leistete und seinen Nachkommen damit ein schreckliches Erbe hinterließ… aber auch Fähigkeiten, die weit über das Gewöhnliche hinausgehen?«
    Der Junge nickte ruhig. Es hatte nicht den Anschein, daß er - wie andere Kinder - so schnell wie möglich wieder hinaus zum Spielen wollte. Er hörte seinem Großvater wirklich zu. »Ja, er hat uns viel Schlimmes vererbt«, wiederholte Tengel. »Aber auch etwas Gutes, und es ist unsere Pflicht, es sorgfältig zu hüten. Hier, Tarjei, siehst du meinen Vorrat an heilenden Kräutern und Medikamenten. Und hier die von Sol, die aller-wichtigsten, die sie von der alten Hanna geerbt hat. Sie war eine der wahren Trägerinnen des Wissens. Eigentlich wollte ich über all dieses erst an deinem Geburtstag in vier Monaten mit dir sprechen, aber ich denke, wir fangen jetzt schon mal damit an. Du hast so unendlich viel zu lernen, und niemand weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt. Ich bin gesund und stark, aber ich bin nicht mehr jung, wie du weißt. Ab heute gehst du bei mir in die Lehre. Du sollst die Verantwortung für all das hier tragen, du sollst mein Werk fortsetzen. Du bist keiner der Unglückseligen, die den bösen Fluch des ersten Tengel in sich tragen. Aber du bist der einzige meiner Sippe, der das hier verwalten kann. Denn du hast etwas von diesem undefinierbaren …«
    »Ich verstehe, Großvater. Ich bin bereit, die Lehre zu beginnen.
    »Gut! Ich weiß, daß du zu klug bist, um die Macht zu mißbrauchen, die du hierdurch erhältst. Viele von denen, die das hier besessen haben, haben es mißbraucht, denn sie hatten auch den bösen Willen geerbt. So wie der böse Tengel wollte, daß diese Sachen im Dienste des Bösen gebraucht werden. Du hast diesen bösen Willen nicht. Und wenn du so alt bist wie ich jetzt, suchst du dir einen Nachfolger aus dem Geschlecht des Eisvolks, der das alles hier von dir übernehmen kann. Aber du mußt sorgfältig sein bei deiner Auswahl. Du weißt, daß das gefährliche Dinge sind.« »Ich werde vorsichtig sein, Großvater.« »Was möchtest du werden, Tarjei?« »Ich will studieren. Eine Menge!« »Das wirst du.«
    »Am liebsten möchte ich bei den großen Wissenschaftlern in die Lehre gehen, solchen wie Tycho Brahe - obwohl, er ist ja tot - oder Kepler oder Johannes Rudbeckius. Aber ich verstehe, daß das schwierig sein könnte.«
    »Wir werden sehen, was wir für dich tun können, mein Junge. Aber jetzt kommen sicher gleich die Gäste, deshalb laß uns morgen weiter darüber reden.«
    »Großvater . ..«, sagte Tarjei in der Tür. Die graubraunen Augen glitzerten. »Auch wenn ich noch nicht richtig Geburtstag habe, glaube ich, daß dies das schönste Geburtstagsgeschenk war, das ich bekommen kann.«
    Da lächelte Tengel breit und glücklich. »Ich freue mich auf morgen.« »Ich auch, Großvater. Ich auch!«
    Von Grästensholm kamen alle gemeinsam zu der Geburtstagsfeier. Yrja wurde es ganz heiß vor Glück, als sie den jungen, dunkelhaarigen Tarald erblickte, der zusammen mit seiner Schwester eintraf. Cecilies Haar war rot wie das ihrer Mutter Liv, aber mit einem etwas dunkleren Farbton. Sie war vielleicht nicht ebenso strahlend schön, aber mit einer auffallenden Anziehungskraft und Lebensfreude, schlank und schmal und sehr darauf bedacht, sich nach der neuesten Mode zu kleiden. Außerdem war sie so schlagfertig, daß man sich besser hütete, ein Wortgefecht mit ihr anzufangen, und sie brach die Herzen der jungen Männer gleich im Dutzend. Kurz und gut, sie war Sol unglaublich ähnlich, nur daß sie nicht deren Schattenseiten hatte.
    Viele der Älteren in der Familie verspürten einen Stich von Schmerz und Trauer, wenn sie Cecilie sahen. Denn Sol lebte in ihren Herzen fort, und sie würde es für alle Zeit tun. Liv und Dag kamen natürlich auch, er mit der Würde eines Amtsrichters, mit gelichteten Haaren, aber immer noch jugendlich. Liv war mit ihren Aufgaben gewachsen. Sie war mittlerweile die starke und souveräne Persönlichkeit auf Grästensholm, denn Dags Amt brachte es mit sich, daß er oft unterwegs war. Beide gingen langsam auf die Vierzig zu.
    Und zusammen mit ihnen kam Charlotte, die sich auf ihren Mann stützte, Jacob Skille. Charlotte war in sich
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