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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund
Autoren: Margit Sandemo
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Stiefschwester Sol Angelica, und dies sind meine freundlichen Gastgeber, Graf und Gräfin Strahlenhelm.« »Deine Schwester ist aber bezaubernd«, sagte er Graf und nahm die Hand der tief knicksenden Sol. »Hast du gesehen, Henriette, was für Augen sie hat! So eine Farbe habe ich noch nie gesehen. Bernsteingelb!«
    Der Ehefrau gelang es lediglich, blaß zu lächeln und zu nicken.
    Sol kam nicht umhin, verstohlen ihre Kleider zu bewundern. Sie trug einen Spitzenkragen, der so groß war wie ein Mühlrad, eine perlenbestickte Haube und unter dem Brokatkleid mußte sie Hüftpolster von unendlicher Größe haben, denn sie konnte Ihre Arme darauf ablegen. Der Graf wandte sich Dag zu: »Du möchtest Sol vielleicht jetzt ihr Zimmer zeigen, Dag, danach servieren wir gleich eine kleine Mahlzeit. Ich muß euch beide bitten, meine Frau zu entschuldigen. Sie muß sich etwas zurückziehen, momentan ist es ihr alles etwas zuviel.« »Natürlich, ich verstehe«, sagte Sol leise.
    Gleichzeitig überkam sie ein gewaltiges, unbekanntes Gefühl, eine Gewißheit, die sie ungeheuer erregte und nahezu ungeduldig werden ließ.
    Das Taschentuch vors Gesicht gepreßt, entfernte sich die Gräfin aus dem Salon.
    Als sie draußen war, wandte Sol sich an den Grafen. »Mein Zimmer kann warten. Ich kann Euch bei der Suche nach dem Kind vielleicht behilflich sein.«
    »Sol!« rief Dag in einem warnenden Tonfall aus. Sein Gastgeber jedoch hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. »Was meint Ihr damit, junge Dame?« »Dag, ich weiß, daß ich das nicht sagen sollte, aber versteh doch, die Zeit drängt!«
    »Wovon redet Ihr?« fragte der Graf. »Wißt Ihr etwas?« Dag stellte sich zwischen sie. »Das ist für meine Schwester ungeheuer gefährlich. Ich zweifle nicht daran, daß sie helfen kann, aber dafür könnte sie ihr Leben verlieren. Alles hängt von Eurer Diskretion ab.« »Erklärt Euch!«
    »Ihr habt die Augen meiner Schwester gesehen, Graf Strahlenhelm. Die kommen nicht von ungefähr. Wenn Sol sagt, das die Zeit drängt, dann bedeutet das, daß sie fühlt, daß das Kind lebt. Zumindest noch. Und daß sie abgewartet hat, bis Eure Frau aus dem Zimmer war, bedeutet, daß sie fühlt, daß Eure Frau nicht imstande ist, Stillschweigen zu bewahren.«
    Der Graf schaute ausdruckslos von einem zur anderen. »Das Leben meines Kindes bedeutet alles für mich.« »Schwört Ihr dann, daß Ihr niemals ein Wort über das verlieren werdet, was Ihr gleich erleben werdet?« fragte Sol. Sie war so ungeduldig, daß sie kaum still stehen konnte. »Daß Ihr mich niemals ausliefern werdet?«
    »Ich schwöre es.« »Gut. Dann gebt mir etwas, ein Kleidungsstück, das das Kim kürzlich getragen hat, und das danach noch nicht gewaschen worden ist! Aber vergeßt nicht, ich kann nicht garantieren, daß ich ihn finde. Nur, daß ich mein Bestes geben werde.«
    Ein tiefer, zurückgehaltener Seufzer entfuhr dem mageren, hochgewachsenen Mann. »Ich bitte Euch, Jungfer Sol. Für den geringsten Hinweis würde ich Euch auf Knien danken.« »Und ich kann mich auf Eure Diskretion verlassen?« »Ich begreife schon, was mit Euch geschehen würde, sobald die Behörden etwas von Euren … Fähigkeiten erführen. Doch meine Frau hat bereits ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, daß Ich eine sogenannte weise Frau zu Rate ziehe, aber wir kannten keine, und ich wagte es nicht. Laßt meine Dankbarkeit Garantie genug sein für meine Verschwiegenheit!« »Und wenn ich keinen Erfolg habe?«
    »Dann gilt meine Dankbarkeit Eurem Versuch. Aber meine Frau oder jemand von den Bediensteten könnte kommen.« Sol suchte in ihrer Tasche. »Gebt Eurer Frau sogleich dieses Schlafmittel! Achtet darauf, daß sie alles auf einmal hinunterschluckt. Und wird Euch wohl gelingen, die Bediensteten fernzuhalten.«
    Der Graf sandte Dag einen fragenden Blick zu. »Davon hast du nie etwas erzählt, Dag.«
    Dag lächelte etwas betreten. »Über solche Talente spricht nun nicht laut, Euer Gnaden.«
    »Nein, nein, da hast du wohl recht.«
    Mit dem Pulver in der Hand eilte er aus dem Zimmer. »Das hättest du nicht tun dürfen, Sol«, murmelte Dag. »Hätte ich nicht?«
    Er seufzte. »Nein. Hast du Erfolg, ist dir seine Freundschaft fürs Leben sicher. Und er ist mächtig, Sol! Mächtiger als du dir vorstellen kannst.«
    Ja, was ist er eigentlich?«
    »Richter. Einer der höchsten Rechtsgelehrten Dänemarks.« »Ach!« rief Sol aus und schlug sich die Hand vor den Mund, »Da habe ich mir ja was Schönes
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