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Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel
Autoren: R. A. Salvatore
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vor der ich nicht fliehen und die ich auch nicht besiegen konnte. Sie folgte mir, wohin ich auch ging, und in der Tat - je weiter ich lief, desto mehr umschloss sie mich. Mein Feind war die Einsamkeit, das endlose, unaufhörliche Schweigen der abgelegenen Korridore.
    Schaue ich jetzt, Jahre später darauf zurück, bin ich erstaunt und bestürzt über die Veränderungen, die ich durch dieses Leben erfuhr. Die Identität jedes vernunftbegabten Wesens wird durch die Sprache festgelegt, durch die Kommunikation zwischen diesem Wesen und den anderen, die mit ihm leben. Ohne dieses Bindeglied war ich verloren. Als ich Menzoberranzan verließ, war ich entschlossen, mein Leben auf Prinzipien und meine Kraft auf unbeugsame Überzeugungen zu gründen. Doch nach nur wenigen Monaten allein im Unterreich war der einzige Zweck meines Daseins das Überleben. Ich war zu einer allein vom Instinkt beherrschten Kreatur geworden, berechnend und verschlagen, aber nicht denkend. Ich benutzte meinen Verstand nur dazu, den nächsten tödlichen Kampf auszutragen.
    Ich glaube, dass Guenhwyvar mich rettete. Derselbe Gefährte, der mich unzählige Male aus den Klauen von Monstern vor dem sicheren Tode errettet hatte, bewahrte mich vor einem Tod der Leere - weniger dramatisch vielleicht, doch nicht weniger schicksalhaft. Ich stellte fest, dass ich für die Augenblicke lebte, in denen die Katze an meiner Seite ging und ein anderes lebendes Geschöpf meine Worte hören konnte, so schwer sie mir auch fielen. Und zudem war Guenhwyvar meine Uhr geworden, da ich wusste, dass die Katze jeden zweiten Tag für einen halben Tag von der Astralebene zu mir kommen konnte.
    Erst nachdem meine Tortur beendet war, begriff ich, wie kritisch dieses Viertel meiner Zeit tatsächlich war. Ohne Guenhwyvar hätte ich nicht die Entschlossenheit zum Weitermachen gefunden. Niemals hätte ich die Kraft zum Überleben bewahrt.
    Und selbst wenn Guenhwyvar an meiner Seite war, merkte ich, dass ich dem Kampf immer ambivalenter gegenüberstand. Ich hoffte heimlich, ein Bewohner des Unterreiches würde sich als stärker erweisen, als ich es war. Konnte der Schmerz eines Zahnes oder einer Kralle grösser sein als die Leere und die Stille?
    Ich glaube nicht.
    Drizzt Do'Urden

Ein Geschenk zum Jahrestag

    Oberin Malice Do'Urden rutschte unbehaglich auf dem steinernen Thron des kleinen, dunklen Vorraumes zur großen Kapelle des Hauses Do'Urden hin und her. Für die Dunkelelfen, die den Lauf der Zeit in Dekaden massen, war dies ein besonderer Tag in den Annalen von Malices Haus, der zehnte Jahrestag des andauernden schwelenden Krieges zwischen der Familie Do'Urden und dem Hause Hun'ett. Oberin Malice, die nie einen Anlass zum Feiern ausließ, hatte für ihre Feinde ein besonderes Geschenk vorbereitet. Briza Do'Urden, Malices älteste Tochter, eine große und starke Elfin, schritt besorgt durch den Vorraum - ein nicht ungewöhnlicher Anblick. »Es müsste jetzt vorbei sein«, murrte sie, während sie gegen einen kleinen, dreibeinigen Hocker trat, der schlitterte und umstürzte. Ein Stück des Pilzstielsitzes brach ab.
    »Geduld, meine Tochter«, erwiderte Malice etwas vorwurfsvoll, obwohl sie Brizas Gefühle teilte. »Jarlaxle ist gewissenhaft.« Briza wandte sich bei der Erwähnung des unverschämten Söldners ab und begab sich zu den reich verzierten Steintüren des Raumes. Malice entging die Bedeutung des Tuns ihrer Tochter nicht.
    »Ihr seid mit Jarlaxle und seiner Bande nicht einverstanden«, stellte die Mutter Oberin gleichmütig fest.
    »Es sind Ausgestossene«, fauchte Briza, ohne ihre Mutter dabei anzusehen. »Für diese Ausgestossenen ist in Menzoberranzan kein Platz. Sie stören die natürliche Ordnung unserer Gesellschaft. Und es sind Männer.«
    »Sie dienen uns gut«, erinnerte Malice sie. Briza wollte wegen des extrem hohen Lohnes, den die Söldner verlangten, widersprechen, hütete aber wohlweislich ihre Zunge. Sie und Malice hatten seit Beginn des Krieges, der zwischen Do'Urden und Hun'ett herrschte, fast ständig Meinungsverschiedenheiten.
    »Ohne Bregan D'aerthe könnten wir gegen unsere Feinde nichts unternehmen«, fuhr Malice fort. »Der Einsatz der Söldner, der Ausgestossenen, wie du sie genannt hast, erlaubt uns, den Krieg zu führen, ohne dass unser Haus als Aggressor angesehen wird.«
    »Und warum beenden wir die Angelegenheit dann nicht?« wollte Briza wissen und stürmte zum Thron. »Wir töten ein paar von Hun'etts Soldaten. Sie töten ein paar von
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