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Die Sadir-Katastrophe

Die Sadir-Katastrophe

Titel: Die Sadir-Katastrophe
Autoren: Walter Berner
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Segmente unterteilt. Eines davon dokumentierte gleich einem gleißenden Fanal die Explosion der Sonne Sadir. Andere Bildbereiche spielten Daten ein, die die Evakuierung des Sadir- Systems betrafen. Die Liste mit den Verlusten wurde mit jeder Sekunde größer.
    Ein neues Bild im Bild öffnete sich. Es zeigte den Oberkörper von Crewmaster Rupert LeBlanc, seines Zeichens Kommandant des TESECO- Einsatzkreuzers JULIUS CAESAR. Das Schiff war Teil der vor Ort- Einsatzleitung für die Räumung des Sadir- Systems und übertrug nun die Bilder von dessen Untergang. Mit scheinbar unbewegtem Gesicht blickte LeBlanc seiner Chefin entgegen.
    „ Status?“, fragte sie den Commander knapp.  
    „ Wir haben definitiv zwölf Schiffe durch die Nova verloren“, antwortete er, und in seinen dunklen Augen flackerte es.  
    „ Sieben Einheiten gelten als vermisst. Dadurch, und durch die Tatsache, dass die Evakuierung nicht abgeschlossen werden konnte, beträgt der Verlust 23.700 Seelen.“  
    „ Mein Gott!“  
    Kate Reed griff sich sichtlich erschüttert an ihren Kopf.
    „ So viele Menschenleben….“  
    Sie straffte sich und heftete ihren Blick, der sich für einen Moment in der Unendlichkeit verloren hatte, wieder auf das Abbild LeBlancs.
    „ Die Fremden?“  
    „ Haben sich nicht blicken lassen. Seit Anlaufen der Evakuirungsmaßnahmen wurde nicht eine dieser Beulenkugeln gesichtet oder geortet.“  
    „ Das ist merkwürdig“, sagte GM Reed nachdenklich. „Man sollte doch meinen, dass Sie den Erfolg ihrer Aktion mit eigenen Augen überprüfen wollen. Aber womöglich hänge ich da zu sehr menschlichen Maßstäben nach“, relativierte sie ihre eigenen Überlegungen.  
    „ Haben Sie Nachricht von der ATHENE, LeBlanc?“, erkundigte sie sich dann bei dem Einsatzleiter.  
    Dieser schüttelte seinen Kopf.
    „ Leider nein, Generalmanagerin“, antwortete er bedauernd.  
    „ Das Schiff gehört zu den vermissten Einheiten. Die Explosion Sadirs hat einige unkontrollierte Hyperraumaufrisse verursacht. Wenn die ATHENE nicht durch die Schockwelle der Nova vernichtet wurde, ist sie möglicherweise in solch eine Aufrisszone geraten.“  
    Das Gesicht der TESECO- Chefin verdüsterte sich. Noch eine schlechte Nachricht, auf die sie liebend gerne verzichtet hätte.
    „ Danke, Commander LeBlanc“, sagte sie dann mit müder Stimme. „Bitte informieren Sie mich, wenn es neue Entwicklungen gibt. Ansonsten verfahren Sie nach dem abgesprochenen Einsatzplan weiter.“  
    „ Verstanden. Rupert LeBlanc, Ende.“  
    Das Bildfenster mit dem Commander der JULIUS CAESAR verschwand. Die gesamte Bildfläche der Bürowand wurde nun einzig und alleine von dem schaurig- faszinierenden Anblick der sich ausdehnenden Glutwolken der Supernova beherrscht.
    Generalmanagerin Reed setzte sich hinter ihren riesigen Schreibtisch und starrte einige Minuten lang reglos auf das Bild vor ihr. Dann aktivierte sie mit einer flüchtigen Bewegung ihrer rechten Hand das Com- Terminal des Schreibtisches. Ein kleiner, foliendünner Monitor schob sich aus der Tischplatte und zeigte das Gesicht ihres persönlichen Sekretärs, Engin Ültay.
    „ Ich möchte einige Zeitlang ungestört sein“, wies sie den schwarzhaarigen Mann an. „Alle Anfragen und Meldungen Sadir und die Fremden betreffend bitte an die ‚Task Force Sadir’ weiterleiten. Ich hole mir dann von dort den nächsten Statusreport.“  
    Ihr Sekretär bestätigte kurz, dann verschwand der Com- Bildschirm wieder im Schreibtisch. Kate Reed erhob sich und ging zur Wand im Hintergrund ihres Büros. Sie betätigte einen Öffnungskontakt. Lautlos schob sich ein türgroßes Wandsegment vor ihr zur Seite und gab den Weg in den kleinen Ruheraum dahinter frei. In Krisensituationen geschah es oft, dass die Leiterin TESECOs kaum nach Hause kam, um sich auszuruhen. Deswegen gab es neben ihrem Büro diesen Ruheraum mit angeschlossener Hygienezelle, einem Entspannungssessel mit Massagefunktion, sowie ein breites, bequemes Bett. Auf dieses legte sich die TESECO- Chefin jetzt angezogen nieder. Sie verschränkte ihre Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke. In Kate Reeds Augen begann es feucht zu schimmern, und eine einzelne Träne bahnte sich seitlich an ihren Kopf den Weg auf das Kopfkissen hinab. Eine Organisation wie TESECO zu leiten, dass war schon immer der Traum von Kate Reed gewesen, seit sie ein kleines Mädchen war. Doch manchmal gab es Tage wie dieser, an dem diese Aufgabe zur Bürde wurde, an denen
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