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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat
Autoren: Fran Ray
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horcht auf. Hundert Millionen, hat die Frau gesagt.
    »Allerdings muss, was die Akzeptanz von GVO angeht, in Afrika unbedingt noch der Boden bereitet werden.«
    Isaak sieht nur kurz in den Rückspiegel, sie darf nicht merken, dass er sie anstarrt. GVO hat er noch nie gehört.
    Pomadenhaar dreht sich nach hinten. »Keine Sorge, ich treffe heute nach dem NGO-Meeting den UN-Generalsekretär …«
    Wieder dieser seltsame Akzent, Isaak kann ihn nicht einordnen. »Wenn wir ihn ins Boot holen, kriegen wir die anderen Afrikaner auch – und die Europäer verehren ihn sowieso.«
    »Die Europäer!« Der mit dem Taschentuch macht eine abwertende Geste.
    »Nun, Ted«, schaltet sich die Frau wieder ein, »wir dürfen die öffentliche Meinung nicht unterschätzen, wie übrigens Bob immer betont. Deshalb will er unseren Konzern offiziell nicht unterstützen, sondern …«
    »Don’t forget Africa!«, fällt ihr dieser Ted ins Wort. »Ja, ja, ich weiß: Kampf gegen Aids, Tuberkulose, Malaria.«
    Isaak ist fasziniert von der Arroganz dieser Menschen. Für sie sind es nur Wörter, für ihn sind es so viele Tote. Die Rücklichter des Mercedes leuchten auf, und er muss heftig auf die Bremse treten. Er murmelt »Sorry«, doch keiner der Fahrgäste nimmt von seinem unsanften Manöver Notiz.
    Pomadenhaar dreht sich wieder nach hinten und sagt: »Bob hat gemeint, er könnte sich von dem Geld eine Fahrt in einem Heißluftballon rund um die Welt leisten, aber leider hat er Höhenangst.«
    Die Frau lächelt und erwidert: »In dem Gespräch mit dem Generalsekretär solltest du betonen, dass wir selbstverständlich auf die Lizenzgebühren verzichten. Zunächst. Das hat sich schon immer ausgezahlt.«
    Auf der Nebenfahrbahn beschleunigt ein LKW, und Isaak versteht nicht, was die Frau darauf erwidert, doch er schnappt noch einen Blick von ihr im Rückspiegel auf, bevor sie sich zum Fenster dreht und hinaussieht.
    »Warum ist James eigentlich nicht mitgekommen?«, fragt Ted.
    »Er ist auf seiner Ranch geblieben und heizt lieber den Grill auf der Terrasse an«, antwortet sie.
    »Und betrachtet ehrfürchtig seinen Namensvetter James Stewart auf den düsteren Schinken in seinen Gemächern!«
    Alle lachen. Diesen James nehmen sie wohl nicht ernst, denkt Isaak.
    »Kommst du morgen mit zur Safari, Ted?«, fragt sie dann.
    Taschentuch-Ted schüttelt den Kopf. »Safari? Tiere fotografieren?« Er lacht verächtlich. »Vor zehn Jahren hab ich Löwen gejagt … Haben Sie schon mal Löwen gejagt?«
    Pomadenkopf nickt. »Aber sicher! Als du noch in die Windeln gemacht hast. Da hab ich alles gejagt. Elefanten, Antilopen, Gnus, Löwen.« Er seufzt. »Das waren noch andere Zeiten.«
    »Es werden wieder andere Zeiten kommen«, sagt sie leise und sieht zum Fenster hinaus.
    Empire Road, beinahe hätte er die Kreuzung verpasst. Langsam wird er wütend, mag es nicht, wie sie über ihn und die Menschen und den ganzen Kontinent reden.
    »Wir sollten dafür sorgen, dass wir das DRMA-Projekt vor den nächsten Wahlen unter Dach und Fach bringen«, meint Taschentuch-Ted und fährt sich wieder über die Stirn.
    »Keine Angst, wir haben einen guten Mann in Afrika, nicht wahr?« Sie lächelt Pomadenkopf zu.
    »Den besten«, erwidert der.
    »Du kriegst auch genug Geld«, brummt Ted.
    Pomadenkopf lächelt dünn. »Du kannst es ja selbst versuchen.«
    »Wir sind überzeugt, dass du der Beste für diesen Job bist«, beschwichtigt sie.
    Wieder schweigen sie. Isaak grübelt, was sie wohl gemeint haben, worüber sie überhaupt geredet haben, und wechselt die Spur.
    »Denkt ihr auch manchmal daran, dass hier die Wiege der Menschheit stand?«, fragt sie plötzlich und sieht wieder gedankenversunken zum Fenster hinaus.
    Isaak rätselt weiter, doch da tauchen schon die bunten Flaggen von Ubuntu Village auf. Er hält an, steigt aus und eilt zur hinteren Tür, reißt sie auf. Da sieht er ihr direkt in die Augen. Plötzlich kann er sich nicht mehr zurückhalten, er muss es tun, er kann nicht anders: »Ich bitte Sie im Namen Afrikas: Trampeln Sie nicht auf unserer Seele herum.«
    Sie starrt ihn an, bis er es nicht mehr erträgt und den Blick senkt.
    Er sieht nur noch ihre Beine mit den Nylonstrümpfen, die sich ohne Eile über die Türschwelle schwingen. Ihr Parfum ist das Letzte, das er von ihr wahrnimmt, dann flüchtet er hinters Steuer.
    Zwei Asiaten heben die Hand. Er fährt vor, steigt aus, reißt die Türen auf. Als er den Gang einlegt, wirft er noch einen Blick zurück, doch sie ist
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