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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat
Autoren: Fran Ray
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Antibiotika bestand.
    »Verheiratet?«, fragt sie weiter, während sie ins Labor zurückgeht.
    »Nein, auch nicht geschieden, keine Kinder. Katholisch.« David klappt sein Handy zu und folgt ihr. »Sollen wir zu ihm nach Hause fahren?« Er ist bleich um die Nase, und seine Gesichtsfarbe geht ins Grünliche.
    »Später. Ein Wissenschaftler ohne Privatleben hat jede Nacht und jede freie Minute mit seinen Ratten verbracht, undwas hat er davon gehabt?«, spricht Lejeune ihre Gedanken aus. »Und was ist mit diesem Nicolas? War der am Abend da? Wann ist er weg? Okay, David, ich will wissen, woran Professor Frost gearbeitet hat, und mit wem. Besorgen Sie mir eine Liste seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter, Sekretärinnen, Sie wissen schon, welche Berührungspunkte gibt es mit der Öko- oder der Tierschutzbewegung? Ist er da schon öfter angeeckt? Gab es Drohbriefe, anonyme Anrufe?« Lejeune spult ihr Routineprogramm ab, ist froh über jedes einzelne ihrer fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei. David nickt, ohne sie anzusehen. Ihn mag sie auch nicht. Er sollte im Büro bleiben, denkt sie manchmal, die Straße ist zu gefährlich für ihn. Was für ein Quatsch, jeden kann es treffen. Und meist überleben die Zauderer. » Ach ja, und natürlich, wer war gestern Abend noch hier im Gebäude. Wann hat der Wachmann seinen letzten Rundgang gemacht.«
    Als sie den ermordeten Wachmann sah, hat sie für Sekundenbruchteile gedacht, das hätte auch Roland sein können. Bei Hewlett Packard haben sie auch schon mal eingebrochen, seitdem Roland dort die Nachtdienste schiebt. Er kam mit einem Schlag auf den Kopf davon. Was soll aus den Kindern werden, ist es nicht überhaupt unverantwortlich von ihr und Roland, solche Berufe zu haben? Oder mit solchen Berufen Kinder zu haben? Hör auf damit, konzentrier dich auf diesen Fall hier. Was siehst du? Was fällt dir auf? Los, mach schon, streng dich an. »Es ist wirklich eine Hinrichtung. Eine künstlerische Inszenierung, könnte man sagen.« Lejeune spricht mehr zu sich selbst. Der Fotograf wendet sich den blutigen Fußabdrücken zu. Lejeune kennt diese Art von unscharfen Abdrücken. Der Mörder hat einen Plastikschutz über seine Schuhe gezogen und zusätzlich seine Sohlen präpariert, denn die Abdrücke sehen aus wie die geteilten Hufe von Kühen, oder von Rehen, wenn sich Lejeune recht erinnert, ein bisschen größer nur. Die Tiere befreien sich selbst.
    »Sieht nach einem Einzeltäter aus.« Sie starrt auf die Spuren und zeigt dann auf eine Stelle auf dem Boden. »Und hier hat er ihm den Kopf abgetrennt. Fragt sich nur, womit.«
    Paul dreht sich um. »Ich will euch nicht den Appetit auf den nächsten Braten verderben, und wenn ihr den mit einem normalen Fleischmesser schneidet, habt ihr wahrscheinlich auch kein Problem damit, aber hier«, er zeigt auf den Hals der Leiche, »die Schnittkante sieht aus, als hätte der Mörder ein elektrisches Tranchiermesser benutzt.«
    »Und den Stecker dahinten hat er benutzt?« Lejeune geht in die Hocke, damit sie die schmale Blutlinie näher betrachten kann, die sich von der Steckdose an der Wand quer durch den Raum zu der großen Blutlache zieht. »Maurice, hast du das?« Sie richtet sich wieder auf.
    Der Fotograf nickt.
    »Was ist mit Laborbuch, Computern, Laptop?« Lejeune hat nur einen PC im Raum gesehen. »Hat er keinen Laptop benutzt?«
    »Stephane ist gleich da«, ruft David vom Flur. Stephane, die Computerspezialistin, blond, gut in Form und zwanzig Jahre jünger als Lejeune.
    »Wo ist sein Kopf?«, murmelt sie.
    Paul und Maurice halten einen Moment inne, als könnten sie so eine Antwort finden.
    »Was hat er mit dem Kopf von Frost gemacht?« Lejeune wirft einen letzten Blick auf den hingerichteten Professor. »Der scheußliche kleine Rattenkopf auf dem schlanken menschlichen Körper. Eine Kreuzung von Mensch und Tier. Ein uralter Traum der Menschen – oder Albtraum. Der Minotaurus, der Teufel mit dem Pferdehuf.« Sie erinnert sich, gelesen zu haben, dass englische Forscher eine menschliche Eizelle mit der Zelle einer Kuh verschmolzen haben. Angeblich haben sie das Ergebnis nach einer Weile zerstört. Wer glaubt so etwas? Kann ein Forscher aufhören, zu forschen? Und das war bestimmt nurein harmloses Experiment, eins, von dem die Öffentlichkeit erfahren hat. Die geheimen sind ganz sicher viel spektakulärer. Ob Professor Frost tatsächlich mit der Genforschung zu tun hatte, wird sich herausstellen. Antibiotikaverträglichkeit, denkt sie und
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