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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat
Autoren: Fran Ray
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erinnert sich an die roten Bläschen, die sie vor Jahren auf der Zunge plagten, nachdem sie zehn Tage lang Penicillinpillen geschluckt hatte.
    »Wie kam der Kerl hier rein?«, fragt sie im Vorbeigehen und wendet sich an David, der erleichtert wirkt. »Haben Sie jemanden erreicht?«
    Sein verständnisloser Blick sagt, wann hätte ich das tun sollen?
    »Ich fahre, Sie telefonieren«, bestimmt sie und geht trotz ihrer Pumps schnell voraus.
    »Wohin?«
    »Zu diesem Nicolas. Kriegen Sie raus, wo er wohnt.«
    Im Laufschritt folgt David ihr und befragt dabei sein Handy. Im Flur sind die Kollegen von der Streife eingetroffen, das Gebäude ist abgeriegelt, die beiden Beamten von der Spurensicherung nicken ihr zu, sie wissen, dass im Labor 1378 noch mehr Arbeit auf sie wartet.
    Lejeune bleibt vor einem Mann im dunkelblauen Anzug stehen, dessen gleichmäßig gebräunter glatt rasierter Schädel im Licht der Deckenbeleuchtung glänzt.
    »Und wer sind Sie?«
    »Pierre Lautrec, Securité Parfaite.« Er wirft einen hastigen Blick in Richtung des Wachmanns, der gerade in einen Leichensack gelegt wird. »Igor war bei mir angestellt.« Er räuspert sich, holt Luft und fährt dann fort: »Ich habe gerade das System überprüft. Professor Frosts Chipkarte hat um 23 Uhr 48 die Tür geöffnet.«
    »Danke.« Er oder sie sind also einfach durch den Eingang nach draußen spaziert. »Gibt es sonst noch Sicherheitsmaßnahmen im Gebäude?«
    Er räuspert sich. »Wir haben die Leitung des Instituts einige Male darauf angesprochen, dass auch die Fenster gesichert werden müssen. Aber man wollte diese Investition erst im nächsten Jahr angehen.«
    »Was ist mit dem Dach, dem Keller?«
    »Sollen wir …« Er hebt den Daumen, dabei klimpert seine schwere silberne Armbanduhr, und sieht zur Decke.
    Sie nickt. »Wo geht’s rauf?«
    Pierre Lautrec weist zu einer schmalen Tür in einer Nische am Ende des Eingangs. Sie geht voraus, bleibt stehen.
    »Sie ist nicht verschlossen«, bemerkt er, »Fluchtweg.«
    Jetzt sieht Lejeune das grüne Zeichen über der Tür, sie lässt Lautrec den Vortritt. Die Treppe aus Beton macht zwei Kehren, dann stehen sie vor einer weiteren Tür. Auch die ist nicht verschlossen.
    »Wozu haben Sie dann unten das Chipkartensystem?«, fragt Lejeune. Der Sicherheitsmann hebt nur die Augenbrauen. Irgendetwas sagt ihr, dass sie sich jetzt zusammenreißen muss, dass der Täter auch hier gewesen ist, hier, genau an dieser Stelle, an der sie jetzt steht. Lautrec drückt die Klinke herunter. Ein Windstoß fährt ihnen entgegen, und ein Sonnenstrahl schießt durch einen Riss in den Wolken.
    Lejeune hat Mühe, ihr Haar aus dem Gesicht zu halten. Sie macht ein paar Schritte auf dem Kies, mit dem das Flachdach bedeckt ist. Dahinten, ist das wirklich das, was sie zu sehen glaubt?
    Der Sicherheitsmann kommt hinter ihr her. Plötzlich spürt Lejeune, wie seine Hand ihren Arm packt. Dort, an der Brüstung, kaum vier Meter von ihr entfernt, wuselt ein Knäuel aus weißem Fell und nackten roten Schwänzen. Als Lejeune erkennt, worüber sich die Ratten hermachen, muss sie ein Würgen unterdrücken.
    »Du lieber Gott!«, murmelt Lautrec. Ratten zerren die letzten Reste von blutigem Fleisch von einem menschlichenSchädel. Das lockige blonde Haar ist blutverschmiert, da, wo die Augen waren, sind nur noch blutige schwarze Löcher, die Lippen sind abgefressen, der Mund ist eine klaffende Höhle, aus der die Zähne wie fahle Tropfsteine ragen. Keine Ohren, keine Nase, kein Kinn. Der Kopf von Professor Frost.
    Lejeune tritt den Rückweg an, sieht, dass David wie gebannt auf den Horror starrt.
    »Na, so was kommt in Ihren Videospielen nicht vor, oder?«
    Er dreht sich zu ihr, sieht sie verständnislos an, die sonst glatte Stirn in Falten. Sie zuckt nur mit den Schultern, sie musste Wut und Schock einfach loswerden, sie weiß, dass David nicht die richtige Person dafür ist.
    Erst beim Hinuntergehen spricht Pierre Lautrec wieder. »Man kann ganz einfach auf das Dach gelangen. Es gibt im Innenhof eine Leiter, die am Gebäude hochführt.« Seine Stimme klingt belegt, auch er hat so etwas noch nie gesehen, denkt Lejeune.
    »Und wie kommt man in den Innenhof?«, will sie wissen.
    Lautrec zögert. »Ich habe den Grundriss der Anlage nicht genau im Kopf.«
    »Egal, wo ist diese Leiter?« Leitern und unverschlossene Türen. Idiotisch – da hätte man gleich das Gebäude offen stehen lassen können!
    Als sich die Spurensicherung an die Überprüfung von Innenhof,
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