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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat
Autoren: Fran Ray
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leidgetan, doch inzwischen hat er jedes Mitgefühl verloren, er kann es sich nicht mehr leisten, wenn er sein Ziel erreichen will.
    »… Die Regierungen in Europa, als Erste die in Frankreich und Deutschland, haben Notstandsgesetze in Kraft gesetzt, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten«, hört er den Radiosprecher sagen. »Führende Mitglieder der Ökobewegung Nature’s Troops wurden verhaftet. Die Internetportale von Greenpeace, attac und weiteren Antiglobalisierungs- und Ökobewegungen wurden vorübergehend gesperrt. Es kannnicht sein, dass eine kleine Gruppe wie die Ökobewegung Europa terrorisiert, sagte der französische Premierminister heute Morgen bei einem Treffen mit den führenden Firmen der Pharma- und Agrarindustrie in Paris. Wissenschaftler bestätigten, dass es sich bei BDP offenbar um eine über das Blut weitergegebene Autoimmunerkrankung handelt …«
    Der Fahrer wirft ihm im Rückspiegel einen schnellen Blick zu.
    »Glauben Sie nicht, dass diese Krankheit durch Nahrungsmittel hervorgerufen wird?«, fragt Ethan.
    Kurz dreht sich der Fahrer um. »So ein Quatsch! Das ist so was wie AIDS, das sagen doch die Spezialisten. Wir haben halt zu viele Gifte in der Umwelt. Und dann der Stress. Das hält der Körper nicht aus.« Wieder muss er anhalten. Sofort dreht er sich zu Ethan um. »Das ist ’ne riesige Industrie, diese Ökoindustrie. Alles kostet das Vier- oder Fünffache. Wer soll sich das denn leisten können? Meinem Schwager haben diese Chaoten alle vier Reifen von seinem nagelneuen Mercedes aufgestochen. Haben Sie eine Ahnung, wie teuer ein einziger Reifen ist? Ist denen scheißegal. Und mein Schwager ist einer, der hart arbeitet. Einem Kollegen von mir haben sie gestern sein Taxi angezündet, bei so einer Demo. He, die Polizei!« Er drückt auf die Hupe. »Na endlich!«
    Eine Kolonne von gepanzerten Polizeifahrzeugen hat den Zug der Demonstranten blockiert. Schiebetüren öffnen sich, und Hunderte von Polizisten in voller Montur mit Schutzkleidung, Schilden und Schlagstöcken quellen heraus. Sie drängen die Demonstranten zurück, plötzlich schießt eine Wasserfontäne in die Menge, Schüsse explodieren. Doch die Menschen scheinen sich wieder zu sammeln, formieren sich neu, bewegen sich auf die Polizisten zu.
    »Weg hier!« Ethan packt den Taxifahrer am Arm. »Wir müssen sofort weg hier!« Wenn die Ereignisse eskalieren, wird man auch den Flughafen kontrollieren.
    »Sachte, sachte!«, sagt der Fahrer, doch er hat schon den Rückwärtsgang eingelegt und das Lenkrad herumgeworfen. Dann gibt er Gas, stößt zurück, rangiert aus der Schlange hinaus, weicht auf den Bürgersteig aus, biegt in die nächste Seitenstraße, kämpft sich durch eine andere Schlange, bis er endlich eine freie Straße gefunden hat.
    »Das kostet extra!« Der Fahrer grinst in den Rückspiegel.
    Ethan atmet auf. Nun muss er nur noch hoffen, dass man die Kunststoff-Waffe im Koffer auch tatsächlich nicht entdeckt.
    Camille hat er nichts davon gesagt.
17 Freitag, 11. April
Ellesmere Island
    Schwere graue Wolken hängen dicht über der Erde. Als die Twin Otter von der Startpiste in Eureka Richtung Grise Fjord abhebt, greift Camille nach Ethans Hand und hält sie fest. Windböen peitschen die zweimotorige Propellermaschine, eine de Havilland Canada 6 mit zwanzig Sitzplätzen. Camilles Hände werden immer feuchter.
    Die vielen Stunden im Flugzeug, im Wartesaal in Toronto und jetzt in der kleinen Maschine haben Ethan ruhiger gemacht. Er hat sogar irgendwo kurz vor Toronto den Gedanken gehabt, einfach neu anzufangen. In Kanada, warum nicht?
    »Du kannst vielleicht die Welt retten, Ethan«, sagt Camille plötzlich. Seit Stunden hat sie nicht mit ihm gesprochen, hat bewegungslos mit geschlossenen Augen in ihrem Sitz am Fenster gelegen. »Indem du bei der Eröffnung die Wahrheit sagst. Journalisten sind da, du könntest Millionen von Menschen erreichen. Dass Edenvalley für BDP verantwortlich ist, für die Morde … für die Vergiftung unserer Nahrung.« Ihr Vorschlag kommt seltsam leidenschaftslos. Als wäre es leider ihre Pflicht, ihn über seine Rechte aufzuklären.
    »Die Welt weiß es längst. Doch sie glaubt es nicht, Camille.« Und – wenn ich das Wort ergreife, wird man mich verhaften, und Océane kommt davon. »Außerdem – ich wollte nie die Welt retten.«
    »Und was ist mit deinem Sohn in Australien? Bist du nicht auch für sein Leben auf dieser Welt verantwortlich?«
    »Was weißt du schon über mich und
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