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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat
Autoren: Fran Ray
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ist mit zweihundertachtzigtausend Euro verschuldet. Die Versicherung läuft auf Christian Brousse. Er ist seit vier Monaten der Eigentümer des Blattes. Es wurde ihm von seinem Vater überschrieben. Zuerst dachte Lejeune, dass das keinen Sinn macht, die ganze Einrichtung zerstören zu lassen und dann von der Summe eine neue zu kaufen. Wahrscheinlich hätte Tout Menti! eher draufgelegt. Aber dann kam etwas anderes ans Licht. David hat es ans Licht gebracht, muss sie zugeben.
    Die wertvollen Computer und Bildschirme hat Christian Brousse in Sicherheit gebracht, alte Modelle hat erstattdessen ins Büro stellen lassen. Der Typ, der das für ihn erledigt, anschließend die Säure darübergegossen und an die Wand den vorgegebenen Satz gesprayt hat, ist gerade in seiner Wohnung festgenommen worden. Ein ehemaliger Fußballer, dessen junge Karriere durch eine Rückenmarksverletzung jäh beendet worden ist und der daraufhin in die Spieler- und Drogenszene abrutschte, ins Gefängnis wanderte und anschließend jeden Drecksjob angenommen hat, um seine Schulden zu bezahlen.
    »Nein«, antwortet sie auf seine Bitte um einen Kaffee. »Erst unterschreiben Sie Ihr Geständnis.« Sie schiebt ihm das Protokoll über den Schreibtisch.
    Er fährt sich durch die Haare, die aussehen, als hätte er sie seit Tagen nicht gekämmt, und atmet schwer, während er sich den Text noch einmal durchliest. Als er wieder aufsieht, liegt etwas Hilfloses, Verzweifeltes in seinem Blick. Doch es lässt sie kalt. Ihre eigene Verzweiflung lässt keinen Platz für die von anderen.
    Wie glücklich sind sie und Roland einmal gewesen. Wie war es nur möglich, so etwas zu zerstören?
    »Wie viel kriege ich?« Seine nun nicht mehr so laute Stimme reißt sie aus ihren Gedanken.
    Sie hebt die Schultern, lässt sie wieder fallen, betont langsam. Er soll ruhig spüren, wie wenig sie an seinem Schicksal interessiert ist.
    »Das hängt vom Richter ab. Und von Ihrem Anwalt, Monsieur Brousse.« Sie nimmt den Bogen, und als sie ihn in die Mappe legt und den Deckel zuschlagen will, kommt ihr eine Frage, die ihr wichtiger als alles andere erscheint. »Sagen Sie mir eins: Warum haben Sie alles, was Sie in Ihrem Leben erreicht haben, so leichtfertig aufs Spiel gesetzt? Sie hatten doch sogar ein neues Jobangebot.«
    Er rauft sich wieder die wirren Haare, zögert, mustert sie, wägt ab.
    »Ich will es verstehen, Monsieur Brousse«, sagt sie und beugt sich ein wenig vor. Das schafft Vertrauen, weiß sie.
    Er nickt langsam. Die meisten Menschen sind froh, dankbar und erleichtert, wenn man sich für ihre Motive interessiert.
    »Wissen Sie, wie es ist, wenn man seinen Vater ständig wegen Leasingraten anbetteln muss? Oh, nicht nur um Leasingraten für die Redaktion. Auch um die fürs Auto. Darum, dass er die Kinder mit in Urlaub nimmt, weil sie sonst nicht wegkommen. Oder um dreitausend Euro für die Zahnbehandlung meiner Frau?«
    »Sie haben es also aus Habgier getan. Aus Rache?«
    »Warum haben Sie nur negative Ausdrücke dafür?«
    Sie ignoriert seine Bemerkung. »Warum haben Sie keine anderen Financiers gesucht?«, fragt sie. Ja, er ist verwöhnt. Borniert. Eingebildet und überheblich.
    Er sieht sie lange und eindringlich an. »Es hat auch ihm weh getan, verstehen Sie?«
    »Ihrem Vater?«
    Seine Lippen werden schmal. »Ja. Einen so unfähigen Sohn zu haben. Das hat ihn gequält.« Er lächelt.
    Sie klappt den Deckel zu. Rache also.
    »Was ist mit einem Kaffee?«, fragt er wieder.
    »Die Maschine ist kaputt«, erwidert sie kalt.

    Als Lejeune wenig später im Auto sitzt, dreht sie wie meist das Radio an. Nachrichten. Sie will schon auf einen anderen Sender schalten, als sie aufhorcht.
    »In Maischips der Marke Chipmax wurden Spuren einer Maissorte gefunden, die im Verdacht steht, bei Ratten Schädigungen der Neuronen und Sterilität auszulösen.
    Inzwischen hat die europäische Brain Netbank bestätigt, dass es sich bei den Todesfällen in Hamburg und Berlin um eine Prionenerkrankung handelt, ähnlich derCreutzfeldt-Jakob-Variante. Ungesicherten Angaben zufolge traten Todesfälle durch die sogenannte BDP, Brain Desease Caused By Prions, auch in Uganda auf. Das Gehirn der Erkrankten löste sich förmlich auf. Prionen werden durch eiweißhaltige Nahrung aufgenommen, können aber auch auf dem Blutweg weitergegeben werden. Spekulationen und Behauptungen, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel das krank machende Prion in sich tragen, werden von allen betroffenen
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