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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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zog sie ihren Säbel. Die Besessenen waren jetzt nur noch drei Schritte entfernt und hatten fast den ganzen Platz für sich. Gents Männer hatten ihre Arbeit getan. Doch bis sie den Platz geräumt hatten, war ein weiteres Dutzend aus der Menge vom Geist berührt worden. Aber es hätte schlimmer kommen können. Sich fünfhundert Personen vorzustellen, die von Unlebenden beherrscht wurden, war ein unerträglicher Gedanke.
    Die Sensibilität ihres Gatten ließ sie ruhig bleiben und schärfte ihre Sinne hinreichend, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ohne ihn wäre sie blind gewesen.
    Bei diesem Gedanken lächelte ihr Mann schwach; in den letzten Monaten hatten sie nur herzlich wenig freundliche Worte gewechselt. Er öffnete sein Zentrum weiter, und sie konnte direkt in die kreiselnde Masse des Geistes blicken. Der Wirbel war groß, aber sie sah das Ende seines Schwanzes, das anscheinend an einer Stelle im Boden verwurzelt war.
    Kaum hatte Sorcha diese Merkwürdigkeit unter anderen Merkwürdigkeiten registriert, da verlagerte der Geist seine Aufmerksamkeit. Die Köpfe der Besessenen hoben sich, und ihre Augen waren jetzt glänzend schwarze Höhlen. Fast schien auf ihren erschlafften Gesichtern ein hinterhältiges Lächeln zu stehen. Dann stieß der erweiterte Energietrichter wieder vor – aber nicht gegen Sorcha.
    Ohne ihn wäre ich blind.
Sie blinzelte erstaunt, und ihre Kehle war plötzlich ganz ausgedörrt und rau.
    Geister waren vernunftlose Kreaturen. Sie waren auf ihre Ziele konzentriert, zu denen es gehörte, in der realen Welt Chaos zu stiften. Sie reagierten nur auf Aktive, nie auf Sensible, weil Aktive sie anzogen. Ein Sensibler blieb fast unsichtbar, sofern er nichts Törichtes tat und zum Beispiel versuchte, sein geringeres aktives Potenzial einzusetzen. Dafür war Kolya zu erfahren.
    Gewiss hatte er gesehen, dass der Geist sich ihm zuwandte, aber er hatte es offenbar nicht recht geglaubt. Sorcha rief ihm eine Warnung zu, aber für diesen Fall hatte die Ausbildung eines Diakons nichts vorgesehen. In den dreihundert Jahren des Ordens war nie ein Sensibler angegriffen worden. Selbst in der Schlacht um die Höhen von Mathris – Sorcha war damals gerade erst geweiht worden – hatte es dergleichen nicht gegeben.
    Sie konnte ihn nicht erreichen. Verzweiflung und Hilflosigkeit stiegen in ihr auf. Die Besessenen bedrängten sie; Hände griffen nach ihr, zu Waffen gewordene Münder wollten zubeißen. Der Geist erfüllte die Angreifer mit so viel Kraft, wie Sorcha sie empfangen hatte, aber sie durfte das Blut dieser Menschen nicht vergießen. Stattdessen wehrte sie ihre Schläge ab und wich ihren Angriffen aus. Dabei waren ihre Bewegungen so fließend, wie sie es in der Abtei gelernt hatte. Sie wälzte sich weg, so gut sie konnte, und spürte die Fingernägel der Besessenen über ihr Gesicht und ihre Hände kratzen. Sie dachte nur an Kolya und konnte ihn hinter dem Aufruhr der Besessenen nicht erkennen, begriff aber voller Entsetzen, dass er zum Aktiven geworden war. Ihr Herz hämmerte, während ihr Verstand über die Verbindung zwischen ihnen verzweifelte Fragen schickte. Ein Sensibler, der sich auf seine geringere Macht verließ, war wie ein großartiger Schwertkämpfer, der sich damit begnügte, unbeholfen eine Axt zu schwingen.
    Anders als ihr Mann, der seine Sensibilität mit ihr teilen konnte, war sie außerstande, ihm etwas von ihrer Energie zukommen zu lassen, um seine zu stärken. Noch ein Punkt, den die Sensiblen den Aktiven vorwarfen: Eigennutz. Momentan musste sie ihnen recht geben.
    Unheilige Knochen, er reagierte nicht! Gents Männer waren sicher immer noch mit den Leuten beschäftigt – außerdem hatte sie vor einem Blutvergießen gewarnt. Blut und Seelen würden den Geist nur weiter nähren. Die Soldaten würden sich wohlweislich zurückhalten, trotz der großen, entsetzten Menge.
    Ihre eigene, kleinere Menge konzentrierte sich wieder auf sie. Sorcha nahm eine der besessenen älteren Frauen in den Schulterhebel und stieß sie rückwärts ins Gewimmel. Diese kurze Verschnaufpause erlaubte ihr, einen Blick auf ihren Mann zu werfen.
    Der Wirbel umgab Kolya, der in der unmenschlichen Kälte blau anlief. Sie spürte eine große Last auf ihm. Der Geist wollte ihn zerquetschen wie einen Käfer.
    Ihre professionelle Fassade wurde rissig; Sorcha kreischte vor Wut. Die Welt wurde abrupt wieder farbig, und Sorcha geriet ins Taumeln. Die Verbindung war zerrissen, und plötzlich war sie die letzte
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