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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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wenn seine gegenwärtige Heimat ein klappriges Schiff war und seine Untertanen eine Ansammlung von Verstoßenen des Kontinents. Raed senkte daher den Kopf, ohne auch nur andeutungsweise das Knie zu beugen oder sich zu verneigen.
    Felstaad beherrschte die Kunst der Politik zu sehr, als dass ein Ausdruck seine Züge verdunkelt hätte. Korrekt wäre es gewesen, sich zu verneigen, aber er machte keine Anstalten dazu.
    Also schön.
Raed steckte diese betonte Beleidigung weg.
    »Lord Raed.« Felstaad lächelte beinahe freundlich. »Eure Anwesenheit erhellt wieder einmal unseren Hof. Welche Gunst erbittet Ihr diesmal von uns?«
    Bösartiger alter Knabe! Vor vier Jahren war er zuletzt hier gewesen, und um eine Gunst hatte er nicht ersucht. Ein benachbarter Prinz hatte Raed gebeten, einen Grenzdisput zu schlichten. Dieser Zwischenfall hatte wie viele andere mit einem Patt geendet, und kaum acht Monate später hatte die Versammlung der Prinzen Magnhild, den König von Delmaire, gebeten, seinen zweiten Sohn zu schicken, damit er ihr Kaiser werde. Sie hatten erwogen, Raeds Vater, den Unbesungenen, aus seinem Inselexil zurückzurufen, aber am Ende hatte man ihn für zu polarisierend gehalten.
    Raed wusste, dass Interessengruppen innerhalb der Versammlung gegen seinen Vater gearbeitet hatten. Letztlich hatte die Tatsache den Ausschlag gegeben, dass sie nichts von dem damaligen Prinzen Kaleva wussten, während der Unbesungene aus einer Linie von Königen stammte, die Generationen dieser in Fehde liegenden Regenten erzürnt und verärgert hatten.
    Das Auftreten des Prinzen verärgerte Raed, aber er breitete die Hände aus und versuchte, so unschuldig wie möglich zu erscheinen. »Ich benötige einen sicheren Hafen, Prinz Felstaad. Meine Mannschaft braucht frische Vorräte. Mein Schiff muss dringend gekielholt und repariert werden.«
    »Zweifellos genährt vom dringenden Verlangen, schneller zu bleiben als die Kaiserliche Flotte?« Der alte Mann lächelte schwach. Sein Scherz zeugte von schlechtem Geschmack, traf jedoch leider ziemlich ins Schwarze. Die auf Raeds Kopf ausgesetzte Prämie schwankte, war aber nach wie vor ein Problem. Der Junge Prätendent lächelte aalglatt, statt das zu leugnen.
    »Ich weiß, dass Eure Verbindung mit meiner Familie Euch in der Vergangenheit teuer zu stehen gekommen ist, aber alles, was ich erbitte, ist ein wenig Zeit. Euer Hof ist weit entfernt vom Vermillionpalast …« Seit Jahren hatte er sich an keinem prinzlichen Hof mehr aufgehalten, und doch hörte er, wie er erneut in die Sprache und Redeweise dort verfiel. Raed fand das widerlich.
    Felstaads Augen wurden nur eine Spur schmaler. »Aber der Arm des neuen Kaisers reicht weit. Aufgewachsen am stickigen Hof seines Vaters, rechnet er hinter jedem Vorhang mit einem Messer. Keiner von uns kann es sich leisten, selbstgefällig zu sein.«
    Raed holte Atem und ließ den Blick durch den Audienzsaal wandern. Felstaad war in der Tat weit entfernt vom glitzernden Zentrum des Reichs, und doch sah er ringsum Zeichen von Opulenz; eine edelsteinbesetzte Uhr hier, ein sehr feines Porträt dort.
    Solche kleinen Fingerzeige ließen den Prätendenten die unangenehme Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dieser Prinz dem Kaiser gegenüber nicht bloß Gesten des Gehorsams vollführte, sondern womöglich in dessen Diensten stand. Gewiss, die Prämie auf Raeds Kopf war in diesem Jahr geringer als im letzten, aber vielleicht musste der Prinz ein neues Spielzeug für seine Mätresse kaufen. Alles war möglich, doch ihm blieb keine andere Wahl, als das Risiko einzugehen.
    Raed deutete zur Seite, außer Hörweite neugieriger Ohren. Nach kurzem Zögern schloss sich Felstaad ihm auf dem Weg zum Fenster an. Der Prinz war nicht ganz so groß wie der Prätendent und abseits seines Podests gezwungen, ein wenig aufzublicken, um dem anderen in die ruhigen, haselnussbraunen Augen zu sehen. Raed genoss diesen Moment.
    »Lord Prinz«, flüsterte er. »Das Reich ist noch neu, der Usurpator auf dem Thron meines Vaters kämpft noch immer mit der Versammlung, und alles, worum ich bitte, ist ein kleiner Hafen in einem Eurer entlegenen Dörfer, um Reparaturen vorzunehmen.« Raed fixierte Felstaad mit ruhigem Blick. Der Unbesungene mochte sein Inselexil nie verlassen, aber der Prinz sollte wissen, dass es bei ihm anders war; er ließe sich nicht so leicht abweisen.
    Sein Gastgeber war ein Opportunist und musterte den schlecht gekleideten Mann vor sich mit scharfem Blick; Raed hoffte, dass
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