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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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ahnungslosen Protestler und spannte die Finger in ihren ledernen Handschuhen, um die Menge wissen zu lassen, womit sie es zu tun hatte.
    In jeden ledernen Finger war eine der zehn Runen der Herrschaft eingeschnitten. Sorcha griff zu Aydien. Blaues Feuer jagte gegen den Uhrzeigersinn um ihre Hände und tauchte schließlich in ihre Handflächen, wo ihr Siegel eingeschnitten war.
    Sensible Diakone beschuldigten die Aktiven bisweilen der Protzerei. Sorcha war es tatsächlich ein wenig peinlich: all die Lichter und das Aufwallen von Energie, das selbst die Unbegabten sehen konnten. Andererseits verschaffte es ihr ziemlich effektiv Platz. Alle, die noch nicht besessen waren, wichen ihr stolpernd aus und kreischten vor Schreck. Innerhalb dreier Jahre hatten die Einheimischen einen gesunden Respekt vor einem Diakon mit Handschuhen entwickelt.
    Aydien war die Rune der Abstoßung und wirkte auf Sterbliche und niedere Unlebende tadellos. Die Menge zerstreute sich wie erwartet, aber der Geist quoll weiter aus dem Boden und wollte von jedem Besitz ergreifen, den er zu fassen bekam. Es bedurfte offensichtlich einer mächtigeren Rune, um Einfluss auf ihn zu nehmen.
    Sorcha ließ die erste Rune erlöschen und griff nach Shayst. Der grüne Energieschwall sickerte ihr in die Hand. Sie berührte damit die Essenz des Geistes und zog etwas für sich heraus – ein weit sichereres Verfahren, als etwas von der Anderwelt zu nehmen. Zehn Gesichter in der Menge wandten sich ihr sofort bleich und schlaff zu. Schon schimmerte Schweiß auf ihrer Haut: Geistern gelang es nur selten, die Feinmechanik des menschlichen Körpers zu beherrschen.
    Hinter ihnen blähte sich Kolyas grüner Umhang und hob sich deutlich vom Schnee und den grauen Pflastersteinen ab. Getreu seiner Ausbildung hatte er seinem natürlichen Impuls nicht nachgegeben; sein Säbel blieb in der Scheide. Als Waffe war er das letzte Mittel und gegen einen Geist nur von sehr geringem Nutzen. Wind erhob sich und peitschte Kolyas helles Haar, aber sein Gesichtsausdruck blieb ruhig, obwohl der Geist sich anders verhielt, als sämtliche Diakone es je aufgezeichnet hatten. Da Sorcha nun zugegen war, würde ihm von dem Geist kaum Gefahr drohen. Aktive strahlten hell im Äther, wenn sie Handschuhe trugen, während Sensible dort kaum eine Störung verursachten, solange sie nicht ihr Gegenstück trugen, den Riemen.
    Die Geistbesessenen stolperten sabbernd und augenrollend umher, und ihrer Brust entrang sich Gestöhn. Sorcha roch bereits die Exkremente; noch etwas, das Geister nicht beherrschten. Besessen zu sein war eine unangenehme und peinliche Erfahrung – wenn man es überlebte. Alte, dünne Frauen, taubenbrüstige Knaben und zusammengewürfelte Männer waren jetzt die Waffen des Geistes in dieser Welt.
    »Unzumutbar«, murmelte die Diakonin bei sich.
    Gib auf dich acht!
Kolyas überflüssige Warnung erreichte sie über ihre Verbindung.
    Sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten war selbst nach all den Jahren ungemein beruhigend …
    Durch die verbesserte Sicht, die sie Kolya verdankte, konnte Sorcha den die Menschen wirbelnd umstrudelnden Geist ausmachen. Er wurde größer statt kleiner. Die nötige Energie, um selbst eine so geringe Zahl von Menschen zu kontrollieren, war gewaltig. Das würde den Sesselfurzern mal wieder Kopfschmerzen bereiten.
    Bei so vielen Geistbesessenen, die auf sie zukamen, beschloss Sorcha, dem Wirbel mehr Energie zu entziehen und dadurch hoffentlich einige von ihnen zu befreien. Mit ihrem zweiten Handschuh griff sie erneut zu Shayst.
    Es stieß sie rückwärts, als die Energie ihr in die weit geöffneten Hände schoss und die Arme hinaufraste. Die Diakonin verbiss sich ein freudiges Stöhnen und versuchte, dem berauschenden Gefühl zu entgehen, einer Begeisterung, als wäre man angeheitert, ohne bereits die Koordinationsfähigkeit verloren zu haben. Ihre Sicht schärfte sich, und Kraft fuhr ihr in die Glieder. Nichts schien unmöglich. Dieser Rausch der Zuversicht konnte für einen unerfahrenen Diakon den Untergang bedeuten.
    Sorcha hielt die Macht in leichtem Griff und ließ sie über sich hinwegspülen, ohne sich von ihr beherrschen zu lassen. Shayst hatte dem Geist viel Energie entzogen, aber der Wirbel wuchs noch immer. Und die Luft wurde kälter, so kalt, dass ihr Gesicht taub wurde und die Zähne schmerzten. Beeindruckend, dass sie – obwohl doch eingehüllt in Geistmacht – so etwas wahrnehmen konnte.
    »Unheilige Knochen!«, fluchte sie, und anders als Kolya
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