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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren
Autoren: Veit Heinichen
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und Folter, von Verstoß gegen die Menschenrechte und Amnesty International. Vermutlich wußte er erst seit kurzem, daß es solche Dinge gab, zwei Tage im Knast waren ganz offensichtlich eine gute Schule.
    Laurenti hatte ihn am Sonntagabend wieder pünktlich zur Essenszeit der Häftlinge vorführen lassen, die Gefängniswärter holten ihn aus der Schlange vor der Speisenausgabe, bevor er auch nur einen Bissen zu Gesicht bekam. Das machte Aufsehen, selbst nach dem Verhör würde Calamizzi keine Ruhe finden.
    »Karol Wielunsky Ostrzeszowski.« Laurenti sprach den Namen nur mit Mühe aus und wischte sich anschließend mit dem Handrücken über den Mund. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Nichts.« Der Kalabrese saß wieder mit trotzig verschränkten Armen vor ihm.
    »So hieß ihr polnischer Freund, Calamizzi.« Marietta hatte ihm am Spätnachmittag noch die Daten vorgelegt, die mit dem verbrannten Rest des Personalausweises der Leiche übereinstimmten.
    »Ich habe keine Freunde, schon gar keine polnischen.«
    »Fünfunddreißig Jahre alt, wohnhaft in Glinde bei Hamburg, nicht weit von deiner Bude entfernt. Das hier ist ein Auszug aus seinem Strafregister, mein Lieber.« Pina, die neben dem Tisch stand, wedelte mit einem Zettel. »Der Mann hat relativ viel Zeit hinter Gitter verbracht. Zuerst in Polen, dann in Deutschland. Schwere Körperverletzung, Diebstahl,Einbruch, Erpressung. Und dann ist da noch etwas, das ihr beide gemeinsam habt. Er ist ein richtiger Hundenarr. Aber was noch viel netter ist, du süßer Knabe: Seine Nummer war – genauso wie deine – im Mobiltelefon von Marzio Manfredi wie auch in dem von Dean Čuk gespeichert. Der läßt dich übrigens herzlich grüßen und hofft, daß du ihm bald Gesellschaft leistest.«
    Calamizzi runzelte die Stirn, er wußte nicht, wovon der kleine Giftzahn sprach.
    »Er hat ein Loch im Kopf, eine Neunmillimeter, Walther PPS.« Laurenti übernahm wieder das Wort. »Doch bevor ihm das jemand angetan hat, wurde er gefoltert. Stundenlang. Schläge gegen den Kopf. Sein Körper ist von Blutergüssen übersät. Der Kopfschuß muß eine regelrechte Erlösung für ihn gewesen sein. Die slowenischen Kollegen haben übrigens reiche Beute gemacht. Das Haus war voller Schußwaffen, Handgranaten, Drogen, Bargeld und –« Er hielt einen Moment inne. »Dopingmittel und anderem Zeug, das, wie unsere Fachleute behaupten, üblicherweise bei Hundekämpfen eingesetzt wird. Es sieht ganz danach aus, als zöge ein Racheengel seine Runde, der sehr informellen Umgang pflegt mit den Teilnehmern der illegalen Convention bei Trebiciano. Sie können von Glück reden, daß sie bei uns freie Kost und Logis genießen. Wenn er Wind davon bekommt, dann findet er auch einen Weg in den Knast. Sie kennen es von ihren eigenen Leuten. Das schaffen nicht nur die Killer der ’Ndrangheta.«
    »Welche Hundekämpfe?« Calamizzi verzog noch immer keine Miene, doch lange sollte er seine höhnische Zurückhaltung nicht mehr bewahren.
    »Du bist wirklich ein Schlaumeier! Jetzt hör mir mal genau zu.« Pina redete im Dialekt ihrer Heimat. Sie zog den Mann am Ohr und beugte sich zu ihm hinunter. Laurenti gab dem Uniformierten, der hinter dem Kalabresen stand, ein Zeichen,den Übergriff sofort aus seinem Gedächtnis zu streichen. »Eine Kugel aus deiner Knarre steckte in der Rinde einer alten Eiche an der Conca d’Orle. Am selben Baum haben wir einen erhängten Pitbull gefunden. Ein richtig süßer kleiner Schoßhund. Nur komisch, daß in seinem Fell auch Blutspuren von deiner Töle gefunden wurden. Um gar nicht erst von den Reifenspuren deiner Karre zu reden. Aber warum hast du den Polen nicht gleich dort verbrannt? Für deinen Geschmack hattest du vermutlich zu viele Zuschauer. Du bist ein schäbiger Geizhals und wolltest die Beute nicht teilen, deshalb hast du ihn kaltgemacht. Niedrige Beweggründe. Das reicht für lebenslang.«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht«, platzte es aus Calamizzi heraus.
    Er versuchte, sich Pinas Griff zu entwinden und sie mit einer Armbewegung wegzustoßen, doch bevor er die Kleine traf, handelte er sich eine schallende Ohrfeige ein.
    »Das ist erst der Anfang. Raus mit der Sprache.«
    »Das waren die Bosnier. Wenn ich nicht abgehauen wäre, hätten sie auch mich erwischt.« Er rieb sich die gerötete Wange. »Die wollten das ganze Geld, obwohl sie verloren hatten.«
    Pina ließ endlich sein Ohrläppchen los und machte zwei Schritte zurück.
    »Na also, es geht doch«, sagte Laurenti ganz
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