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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren
Autoren: Veit Heinichen
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erhobenen Händen heraus. Polizei!«
    Er atmete hastig und tief, sein Puls raste.
    »Widerstand ist sinnlos, Mervec. Folgen Sie unserem Befehl! Sonst werden wir Gewalt anwenden.«
    »Und was liegt gegen mich vor?« Der Schweiß tropfte von seiner Stirn und brannte in den Augen.
    »Sie haben das Land gegen den gerichtlichen Beschluß verlassen, Mervec. Ich zähle bis drei, dann kommen wir rein. Eins!«
    Woher zum Teufel wußten sie das? Die Überwachungskameras im Loibltunnel? War es wirklich die Polizei? Wer sonst aber kannte die Anordnung? Noch haderte er mit sich. Er hatte zwölf Schuß in der großkalibrigen Automatik übrig und ein zweites Magazin in der Jackentasche.
    »Zwei!« Ein Schuß zerfetzte die Stille. Aus dem Hinterreifen seines Autos entwich zischend die Luft.
    Plötzlich gab Mervec auf. Er legte die Glock21 gesichert auf den Boden und gab ihr einen Tritt. Jetzt tauchten die beiden Figuren wieder im Licht der Einfahrt auf. Zwei Pistolen waren auf ihn gerichtet.
     
    *
     
    »Ich weiß es genau, Sedem kommt nicht mehr zurück.« Pina ging es etwas besser, sie hatte ihrer Seele Luft gemacht und wurde wieder pragmatisch.
    »Was macht Sie so sicher?« fragte Laurenti, der nur manchmal genickt hatte, wenn sie ihn während ihrer Erzählung anschaute,als wollte sie sich vergewissern, daß ihre Worte bei ihm angekommen waren.
    »Duke zitierte einmal beim Abendessen Keith Jarrett: ›Benutze deine Ohren wie Augen!‹ Und ich habe Sedem sehr genau zugehört. Er ist bis zum Hals in die Sache verstrickt.«
    »Wenn er erst einmal in den USA ist, wird er als amerikanischer Staatsbürger ganz sicher nicht nach Europa ausgeliefert werden«, sagte Laurenti und rief nach Marietta. »Und mit einer Verurteilung muß er auch nicht rechnen. Er kann sich die besten Anwälte leisten.«
    »Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß er es genauso geplant hatte«, fuhr Pina fort. »Er strotzt vor Intelligenz und Berechnung. Trotz seiner sanften Stimme ist er kaltblütig, einzelgängerisch und hart. Nur ich kam ihm aus Versehen dazwischen, aber das hat er ja elegant korrigiert.« Wieder belegte sich ihre Stimme. Pina räusperte sich mehrfach, dann fuhr sie fort. »Seine Geschäfte kann er auch von den USA aus abwickeln. Duke hatte in New York ein Büro. Mehr braucht Sedem nicht. Und als Sie weggingen, Commissario, fuhren übrigens zwei Amerikaner auf den Hof. Sie müssen sie gesehen haben.«
    »Ein gelber Porsche mit Wiener Kennzeichen.«
    Pina nickte. »Sedem hat ihnen in meiner Gegenwart Anweisungen gegeben, die ich allerdings nicht verstand. Aber er nannte die Namen Mervec, Klagenfurt und Pörtschach am Wörthersee. Es hörte sich an wie ein Auftrag, jemanden hochzunehmen.«
    »Los, Marietta, schreib diesen Sedem zur Fahndung aus«, sagte Laurenti. »Gib es selbst umgehend an den Triestiner Flughafen durch, und auch an den von Venedig. Dann brandeilig an Interpol die Fahndung nach dem gelben Porsche. Eine solche Protzkugel wird doch wohl zu finden sein. Und verständige die österreichischen Kollegen ebenfalls direkt. Frag den Halter ab. Pina hat ihn auch gesehen, sie kenntdas Nummernschild. Und erkundige dich bei ihnen nach diesem Boris Mervec. So er ihnen bekannt ist, empfiehlt es sich, ihn überwachen zu lassen, oder noch besser, zu bewachen.«
    Marietta verschwand sogleich, endlich kam Leben in die Bude. Laurenti griff zum Telefon und wählte hektisch die Nummer seines Kollegen Pausin in Koper. Er gab Pina ein Zeichen, sitzen zu bleiben. Sie hörte, wie er in knappen Worten vorschlug, daß die Slowenen sofort jemanden nach Jakovce schickten, falls Sedem doch noch dort war. Und sie sollten die Hufspuren, die sie auf Deans Hof vermessen hatten, mit denen der Lipizzaner-Stute vergleichen. Rožman saß am nächsten dran, ganz war er wohl nicht aus der Sache raus. Und auch der Flughafen Ljubljana mußte verständigt werden. Laurenti stieß plötzlich einen leisen Pfiff aus und machte ein paar Notizen: Pausins Leute hatten die Telefonnummer von Mervec in Deans Apparat gefunden. Damit schloß sich der Kreis schneller als erwartet.
    »Sie haben inzwischen auch diesen Mario in Izola hochgenommen«, sagte Laurenti zu Pina, nachdem sie Marietta den Zettel gebracht hatte. »Und wir knöpfen uns jetzt noch einmal Calamizzi vor. Im Knast ist gleich Essenszeit.«

Muß ein lieber Vater wohnen
    Calamizzi saß im Vernehmungszimmer auf einem fest im Boden verankerten Stuhl und maulte. Sein Magen hing bis an die Knie. Er zeterte von Entführung
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