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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen
Autoren: Georgi Martynow
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ein Segen für ihn.
    Lucius bereute zutiefst, dass er Wolgin wieder zum Leben erweckt hatte. Der Verstoß gegen die Naturgesetze war keinesfalls so spurlos vorbei gegan-gen, wie er es gedacht hatte. Die Aussage von Muncius, dass der Mensch, der gegen seinen Willen wieder zum Leben erweckt wäre, tief unglücklich sein würde, hatte sich als völlig richtig erwiesen. Warum hatte Lucius also nicht auf die Worte seines Vaters gehört, der so viel Erfahrung und Wissen über die Menschen aus vergangenen Zeiten besaß? Warum hatte er sich von dem »großen Versuch« mitreißen lassen, der ihm jetzt wie ein furchtbares Verbrechen vorkam? Wie hatte er bloß vergessen können, dass es das Schicksal eines Menschen war, über das er entschieden hatte, und nicht das eines Versuchstieres? Er hatte es satt, bei dieser zu sehr in die Länge gezogenen Diskussion anwesend zu sein, und beschloss, ihr hier und jetzt ein Ende zu machen. Das, was unvermeidlich war, sollte auch geschehen. Er trat vor die Wissenschaf der.
    »Ihr habt mir bei dieser Frage die Entscheidung überlassen«, sagte er. »Ich habe mir eure Meinungen aufmerksam angehört. Ich habe keine Zweifel, wie das Ganze enden wird, und ich kenne Dmitrij. Es ist ein Mensch mit einem starken Charakter - und in dieser Welt ist er bei weitem nicht so glücklich. Wir haben ihn wieder zum Leben erweckt, ohne nach seiner Zustimmung zu fragen - und bald wird er wieder sterben. Wenn es schon so ist, dann soll er es wenigstens freiwillig tun. Ich werde ihm heute noch alles erzählen. Und wenn sich meine Befürchtungen bestätigen ... wollt ihr es mir anvertrauen?«
    »Der Rat der Wissenschaft erteilt Ihnen den Auftrag, Dmitrij Wolgins Wunsch zu erfüllen«, sagte der Vorsitzende.
    »Ich denke, wir dürfen nach wie vor niemanden in Kenntnis setzen«, sagte Io. »Zumindest bis es bekannt ist, welche Entscheidung Dmitrij getroffen hat.«
    »In einem solchen Ausnahmefall ist die Geheimhaltung zulässig«, antwortete der Vorsitzende. »Wir benachrichtigen die Erdbevölkerung, wenn alles vorüber ist.«
    ... Aber zu sagen, dass man jemandem alles erzählen würde, war viel leichter, als dieses Vorhaben wirklich in die Tat umzusetzen. Es waren ganze drei Tage gewesen, in denen Lucius sich einfach nicht entschließen konnte, zur Mittelmeerküste und zu seinem Sohn zu fliegen, dem er sein Todesurteil verkünden musste. Niemand drängte ihn, weil alle ganz genau wussten, welche schwere Aufgabe er auf sich genommen hatte. Io hatte vorgeschlagen, Wolgin alles selbst zu erzählen, aber Lucius hatte abgelehnt. »Ich allein bin an allem schuld«, hatte Lucius gesagt, »und wie schwer es auch sein mag, nur ich allein kann es übernehmen. Ich bitte dich nur um eins, mein Freund: Leg mich für ein paar Jahre in Anabiose, wenn das alles vorüber ist.«
    »Ich verspreche es dir«, sagte Io.
    Es war nicht möglich, noch länger zu zögern. Die ersten Anzeichen von Wolgins Krankheit konnten jeden Tag auftreten - und er sollte nur über sein Schicksal entscheiden, solange er noch völlig gesund war. Lucius hatte es doch nicht aufbringen können, Wolgin unter vier Augen zu sprechen, und bat schließlich Io, bei dem Gespräch dabei zu sein. Er beschloss, Wolgin alles am Teleoff zu erzählen.
    Nachdem Mary sagte, dass Lucius um einen Anruf bat, ging Wolgin in bester Laune und ohne irgendeinen Verdacht zum Teleoffsessel. Außer ihm war sonst niemand im Zimmer. Er rief in bereits gewohnter Manier an und drückte auf den grünen Punkt, als dieser in der Scheibenmitte aufleuchtete. Beim Anblick von Io lächelte er, als er aber Lucius sah, war sein Lächeln sofort verschwunden. »Was ist mit dir, Vater? Bist du krank?«
    Lucius schüttelte den Kopf. »Ich bin so gesund wie ich es sein kann«, sagte er. »Aber dir, Dmitrij, muss ich eine sehr schlechte Nachricht überbringen, und ich möchte, dass du dafür bereit bist. Ich bin sicher, dass irgendein vorbereitendes Gespräch nicht notwendig ist. Sag mir einfach — bedrückt dich dein Leben vielleicht?«
    Wolgin wunderte sich wirklich über die plötzliche Frage und besonders über den Ton, in dem sie gestellt wurde. Die Stimme von Lucius klang irgendwie hölzern, als würde er eine auswendig gelernte Lektion aufsagen. Und Io starrte finster am Wolgin vorbei.
    »Was soll ich sagen?«, erwiderte Dmitrij. »Manchmal ist es schwer für mich, aber langsam gewöhne ich mich daran. Und jetzt kommt es mir vor, als würdest du doch ein Vorbereitungsgespräch führen, auch
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