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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman
Autoren: Inez Corbi
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würde sich dieses ganze Missverständnis bestimmt schnell aufklären lassen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mr Mills, niemanden.«
    Mills hob die Schultern. »Na, dann iss mal schön deine Suppe, Mädchen. Dann sieht die Welt gleich ganz anders aus.« Damit schlurfte er davon.
    Irgendwann an diesem nicht enden wollenden Tag hörte sie erneut Schritte vor ihrer Tür. Sie eilte an die vergitterte Öffnung. Aber dort stand nicht Mr Mills, sondern – Seip.
    »Sie?«, fuhr Lina ihn an.
    Seip grinste. »Ungemütlich, so eine Gefängniszelle, nicht wahr?«
    »Wo ist Mr Mills?«
    »Wer soll das sein?«
    »Der Gefängniswärter.«
    »Ach der. Dem habe ich ein paar Münzen in die Hand gedrückt und ihn ins nächste Wirtshaus geschickt. Dafür sind diese Kerle doch alle zu haben.« Seip machte eine unbestimmte Geste mit dem Kopf.
    »Warum haben Sie mich angezeigt?«
    Seip lächelte höhnisch, machte aber keine Anstalten, auf ihre Frage zu antworten.
    »Ich werde allen erzählen, was da draußen in der Wildnis vorgefallen ist!«, fauchte Lina. »Dass Sie mich mit einem Revolver bedroht haben. Und dass Sie mir nicht geholfen haben, als ich fast die Klippe hinuntergestürzt bin!«
    »Nun, offenbar bist du ja noch einmal davongekommen.« Seip blieb gelassen. »Wer soll dir glauben? Niemand hat es mitbekommen. Es wird so aussehen, als versuchtest du nur verzweifelt, deine Haut zu retten. Aussage gegen Aussage nennt man das.«
    Lina stockte der Atem vor so viel Dreistigkeit. Aber hatte Mr Mills sie nicht schon darauf vorbereitet?
    »Außerdem«, fuhr Seip fort. »Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.«
    »Ich lüge nicht!«
    »Nein?« Seip verschränkte die Arme vor der massigen Brust. »Sag, Karolina, wie alt ist deine Schwester?«
    »Elf«, murmelte sie. Ein böser Verdacht stieg in ihr hoch.
    »Ach, wirklich?« Seip kam einen Schritt näher. »In den Schiffspapieren der Skjold , die ich vor Kurzem einsehen konnte, steht allerdings ein anderes Alter.« Er wackelte langsam und strafend mit seinem Zeigefinger, als habe er ein unartiges Kind vor sich. »Karolina Treban, was soll nur aus dir werden? Diese Lüge wird sich gar nicht gut vor dem hohen Gericht machen. Aber bis zur Verhandlung werden noch einige Tage vergehen. Mord ist nämlich ein zu großes Verbrechen für dieses kleine Friedensgericht.« Er räusperte sich. »Das ist das Problem an einer Kolonie: Die Strukturen sind noch nicht so gewachsen wie im Mutterland. Der Richter muss dafür extra aus Wellington von der Nordinsel kommen, das kann dauern. Und so lange wirst du hier drinnen schmoren.«
    Linas Knie drohten nachzugeben. Konnte es noch schlimmer kommen?
    »Ich habe niemanden ermordet«, gab sie schwach zurück. »Das wissen Sie genauso gut wie ich!« Dann straffte sie sich. Sie wollte sich von diesem Mann nicht einschüchtern lassen. »Warum tun Sie das? Was wollen Sie damit erreichen?«
    »Das kannst du dir doch denken«, erwiderte Seip. »Ich will den Fundort des Goldes wissen.«
    Er war offenbar noch immer der Meinung, sie würde wissen, wo das Gold zu finden sei. War das nun gut oder schlecht für sie?
    »Und wenn«, sie schluckte hörbar, »wenn ich es Ihnen nicht verrate?«
    Seip hob die Schultern »Entweder du redest oder dein Freund.«
    Alex wird Ihnen niemals etwas verraten!, wollte Lina auffahren. Aber im letzten Moment hielt sie sich zurück. Eine solche Antwort würde ihr nur noch mehr Probleme bringen. Seip saß am längeren Hebel. Es würde niemandem helfen, wenn sie sich hier um Kopf und Kragen redete. Am besten sollte sie überhaupt nichts mehr sagen.
    »Ich habe gehört, er musste zum Wehrdienst im Fort.« Was wusste dieser Mann eigentlich nicht? »Aber da der junge Treban schon früher wenig kooperativ war«, fuhr Seip fort, »rechne ich eigentlich mehr mit deiner Unterstützung. Und du wirst schon reden, da bin ich mir ganz sicher. Spätestens, wenn du ein paar Tage hier drinnen geschmort hast. Aber sei versichert: Sobald ich Gold gefunden habe, ziehe ich meine Anzeige sofort zurück.«
    Seip fasste in seine Jackentasche. Plötzlich war ein rotbackiger Apfel in seiner Hand, in den er krachend hineinbiss. »Leckere Äpfel habt ihr. Und eure Himbeeren sehen auch prächtig aus. Müssten nur dringend geerntet werden. Wäre doch schade, wenn sie verderben.«
    »Sie waren auf unserer Plantage?« Himmel, sie wollte doch nicht mehr mit ihm reden! Aber sie konnte sich einfach nicht zurückhalten.
    »Auf eurer Plantage?«
    Die Art, wie er das zweite
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