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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nur als engstirniger alter Knacker dastünde, fügte sie hinzu: »Ich meine, er ist sehr für die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und deren – Ihre – Einbindung in die Glaubensgemeinschaft. Nur einfach … nicht …«
    »Nur nicht dafür, dass man seinen Segen gibt, wenn sie zusammenleben wollen«, sprach Russ den Satz zu Ende.
    Sie warf ihm einen stechenden Blick zu. Er hatte es gerade nötig, Mr. »Ich fühle mich nicht wohl in der Nähe von Schwulen«! »Bitte versuchen Sie zu verstehen«, fuhr sie fort. »Es liegt nicht in meiner Macht, eine eigene Politik zu machen. Ich bin Teil der Hierarchie und unterstehe meinem Bischof, der wiederum dem Generalkonvent untersteht. Nicht dass ich persönlich etwas dagegen habe, aber …«
    Alle hörten zu, wie sie sich ihr eigenes Grab schaufelte. Paul machte eine Miene, als hätte sie Bob und Gal einen Tritt gegeben. Emils Gesicht legte sich in tiefe, resignierte Falten. Und Russ wirkte … enttäuscht.
    Sie leben wohl gern auf Messers Schneide, Fergusson, was?
    Ganz machen, was zerbrochen ist.
    »Aber ich muss dem Auftrag Gottes folgen – oder dem, was ich dafür halte. Falls das nicht zu geschwollen klingt.« Sie legte Paul und Emil jeweils eine Hand auf den Arm. »Ja, okay. Ich werde Ihre Verbindung segnen.«
    Danach war die Atmosphäre sehr festlich. Nur Clare fragte sich innerlich, was geschehen würde, falls – nein, wenn der Bischof erfuhr, wozu sie sich bereit erklärt hatte.
    Emil hielt tapfer durch bis zum Nachtisch; als Paul den Kaffee einschenkte, wirkte sein Gesicht jedoch grau und erschöpft. »Paul«, sagte er, »ich fürchte, ich hab ein bisschen übertrieben. Könntest du mich …«
    Russ schob seinen Stuhl zurück. »Wir sollten allmählich gehen.«
    »Nein, nein«, wehrte Emil ab. »Ich brauche nur jemanden, der mir kurz hilft. Paul würde Sie liebend gerne noch hierbehalten.«
    Während Paul Emils Stuhl vom Tisch wegzog und seinem Freund auf die Beine half, sagte er zu Clare: »Tun Sie mir einen Gefallen. Gehen Sie mit den Hunden mal eine Runde spazieren. Sie haben seit unserer Rückkehr kaum Auslauf gehabt. Sobald Emil im Bett ist, komme ich wieder runter.«
    Russ nickte ihr zu. »Natürlich«, antwortete Clare und sah an dem runden Glastisch zu Margy und Hugh.
    »Ohne mich«, sagte Margy. »Ich bleibe hier sitzen und verdaue dieses köstliche Mahl.«
    Hugh antwortete mit einem bedauernden Lächeln. »Wenn Sie mich nicht unbedingt brauchen, Frau Pastorin … Ich hasse es, als Weichling zu erscheinen, aber ich habe jede Menge Allergien, die nur durch Medikamente in Schach gehalten werden. Wenn ich erst mal durch dieses Goldrutenzeug streife, bin ich eine einzige Stirnhöhlenverstopfung. Ersparen wir uns die Details.«
    Clare lachte. »Schon gut, schon gut. Dann lassen Sie uns zwei Tassen Kaffee übrig.«
    Die Männer rückten ihre Stühle vom Tisch, während sie aufstand und Gal und Bob, als hätten sie heimlich mitgehört, herbeigesprungen kamen. Russ und Clare wünschten Emil, der sich mühsam ins Haus schleppte, eine gute Nacht.
    »Nach Ihnen«, sagte Russ mit einer eleganten Verbeugung zu Clare, und sie betrat den Rasen vor der Terrasse und schaute zu den Hunden.
    »So.« Russ schien tief Luft zu holen. »Dieser Hugh macht einen ganz netten Eindruck.«
    »O ja.«
    »Treffen Sie sich oft mit ihm?« Er schloss sich ihrem Tempo an.
    »Wir haben uns auf Peggys Party kennen gelernt … von der Sie mich damals abholen mussten. Ein paar Tage später war er am Telefon und fragte, ob wir uns sehen könnten, wenn er das nächste Mal nach Saratoga kommt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und da ist er also. Es ist unser erster gemeinsamer Ausflug.«
    »Oh.« Russ riss eine Hand voll Goldrute ab, um Blüte für Blüte in die Luft zu schnippen. »Glauben Sie, dass es etwas Festeres wird?«
    Clare sah ihn direkt an. »Ich dachte mir«, sagte sie und betonte jedes Wort, »es wäre nicht schlecht, wenn ich allmählich anfinge, persönliche Freunde und Bekannte zu sammeln. Wer, das ist nicht so wichtig.«
    Russ schaute nach unten, wischte sich Blütenfussel von den Händen. Sie gingen schweigend nebeneinander her. Die Hunde scheuchten eine Amsel mit roten Flügeln von einem Ahornbaum auf und jagten ihr in wilden Sprüngen nach. »Wie ich höre, haben Sie Leo Waxman besucht, bevor er in die Reha ging«, sagte Russ nach einer Weile.
    Der Themenwechsel war Clare willkommen. »Ich hatte das Gefühl, ich müsste mich bei ihm entschuldigen – für den Absturz.
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