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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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»Sie meint allerdings, die Schuld am Tod von Chris Dessaint könne sie ihm mühelos nachweisen; nur Anstiftung zum Mord sei schwer zu belegen, und auch wir konnten ihr da nicht viel in die Hand geben.« Er sah zu Clare. »Nach unseren Erkenntnissen hat Peggy ihrem Neffen die Befehle erteilt, der wiederum gab sie an Chris Dessaint weiter, und dieser zog Colvin und McKinley mit in die Sache hinein.«
    Clare schüttelte sich leicht. »Marionetten, die mit Marionetten spielen.«
    »Genau. Doch konkret beweisen lassen sich höchstens ein paar Handytelefonate zwischen Wintour und Dessaint. Und nachdem sowohl Dessaint als auch Peggy nicht mehr am Leben sind, besteht wenig Aussicht, die Einzelheiten je genau zu erfahren. Was mich aber wirklich ärgert, ist eine Sache.« Er beugte sich vor und legte seine Ellbogen auf die Knie. »Wir wissen immer noch nicht, was Peggy und Chris Dessaint zusammengeführt hat.«
    »Ich dachte, Malcolm hätte ihm die Befehle gegeben«, sagte Clare.
    »Hat er auch. Aber er und Dessaint waren vorher nicht miteinander bekannt. Er behauptet, seine Tante hätte ihm Namen, Telefonnummer und Adresse gegeben.« Russ stieß einen frustrierten Laut aus. »Sie können sich vorstellen, wie schwer es da ist, eine Anstiftung zum Mord hieb-und stichfest nachzuweisen.« Er sah den Rest der Runde an, als fiele ihm erst jetzt ein, dass er kein Vier-Augen-Gespräch führte. »Doch um auf Mr. Partegers Bemerkung zurückzukommen … Ja, ich kann Ihnen versichern, die drei überlebenden Komplizen und Handlanger wandern sehr, sehr lange hinter Gitter.«
    Emil lächelte matt. »Wissen Sie, eigentlich ist mir das völlig gleichgültig. Wenn man dem Tod von der Schippe gesprungen ist, bekommt man eine ganz andere Sicht der Dinge.« Er sah zu seinem Lebensgefährten, und die Falten der Erschöpfung in seinem kantigen Gesicht milderten sich. »Wir alle haben nur eine bestimmte Frist. Ich möchte die mir verbleibende Zeit nicht mit Nebensächlichkeiten verplempern.«
    Paul erwiderte sein Lächeln. »Da fällt mir ein«, sagte er zu Clare, »wie verlief denn Ihre Mahnwache?«
    »Was? Oh, die war ein voller Erfolg. Mehr Leute als erwartet.« Dank Todd MacPhersons neuen Freunden, fügte sie im Stillen hinzu. Einen Großteil der Veranstaltung hatte sie damit verbracht, dem Interview auszuweichen, worum das Adirondack-Pride-Team sich bemühte. Sie wollte die Aufgaben erfüllen, die sie interessierten; Vorzeigepriesterin einer bestimmten Gruppe zu werden, daran hatte sie kein Interesse.
    »Und was sagt Ihre Gemeinde dazu?«
    »Ich glaube, beim nächsten Sonntagsgottesdienst ließ sich ein sprunghafter Besucheranstieg verzeichnen. Es saßen nicht weniger als vierzig Leute in den Bänken.« Dass die Hälfte davon »ein Wörtchen« über ihren Aktivismus mit ihr reden wollte, das verschwieg sie geflissentlich.
    »Sehr gut!«, sagte Paul, ergriff die Hand seines Partners und holte tief Luft. »Emil und ich möchten Sie nämlich bitten, uns zu trauen.«
    Clare blinzelte.
    »Na, wenn das kein Grund zum Gratulieren ist!«, rief Margy aufgeregt.
    Hugh und Russ wechselten einen Blick. Hugh räusperte sich.
    »Ja, herzlichen Glückwunsch«, sagte er.
    Sämtliche Blicke ruhten auf Clare. In der Wiese jenseits des ungemähten Rasens zirpten Grillen ihr spätsommerliches Konzert. Das dicke Weinglas lag Clare plötzlich schwer in der Hand. »Der Staat New York erkennt keine gleichgeschlechtlichen Ehen an«, erwiderte sie spontan. Es war das Erstbeste, was ihr einfiel. »Eine solche Trauung wäre niemals rechtsgültig, egal, wer sie vornimmt.«
    »Das wissen wir«, antwortete Paul. »Nennen wir es feierliche Verbindung oder Treuegelöbnis. Worauf es ankommt, ist, dass wir vor unseren Freunden, Bekannten und Verwandten gemeinsam aufstehen und unsere Beziehung bekräftigen. Dass wir sagen wollen: Wir bleiben eins, bis dass der Tod uns scheidet.«
    »Die Kirche, in der ich aufgewachsen bin, kann diesen Wunsch nicht erfüllen«, fügte Emil hinzu. »Aber ich habe … mich darauf besonnen, dass der Glaube an Gott Bestandteil meines Lebens ist. Und ich weiß, die Episkopalkirche denkt in diesen Fragen liberaler.«
    »Die Kirche ist in diesen Fragen geteilter Meinung«, erwiderte Clare mit der Betonung auf »geteilt«. »Manche Diözesen erlauben die Segnung von Partnerschaften oder drücken zumindest ein Auge zu, wenn ein Priester diesen Segen gibt. Aber der Bischof von Albany – mein Bischof – ist Traditionalist.« Damit der Bischof aber nicht
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