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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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den Leib seines Reiters bewacht und die Soldaten mit Tritten abgewehrt habe. Ein weiteres verbliebenes Pferd gehörte ursprünglich Khardan. Niemand konnte sich ihm nähern. Jeder, der es versuchte, wurde durch angelegte Ohren und gebleckte Zähne davor gewarnt. Doch hielt sich Khardans Pferd in der Nähe des Lagers auf, wo man es oft in der Morgen- oder Abenddämmerung zu sehen bekam, ein gespenstischer schwarzer Schatten zwischen den Dünen. Die phantasievolleren Menschen behaupteten, dies habe zu bedeuten, daß Khardan tot sei, daß sein Geist in sein Pferd gefahren sei und nunmehr sein Volk beschütze. Die praktisch Gesinnten meinten, der Hengst würde sich niemals allzuweit von seinen Stuten entfernen.
    Der Späher kam ins Lager gestolpert. Man reichte ihm eine mit lauwarmem Wasser gefüllte Girba, aus der er hastig, aber sparsam trank. Dann trat er auf Majiids Zelt zu. Die Klappe war zugeschlagen, ein Zeichen, daß der Scheich nicht gestört werden wollte. So war es die meiste Zeit, seit die Kunde von Khardans Schmach eingetroffen war und der Vater das Schwert seines Sohns zerbrochen und ihn für tot erklärt hatte.
    »Mein Scheich!« rief der Mann. »Ich bringe Nachricht.«
    Keine Antwort.
    Der Späher blickte sich verunsichert um, und einige der anderen Männer drängten ihn mit Handzeichen dazu, fortzufahren.
    »Effendi«, setzte der Späher verzweifelt fort, »Scheich Zeid und sein Volk lagern um den Südbrunnen!«
    Ein leises Murmeln fuhr wie Wind durch den Sand über die Akar. Die Hrana, die von Scheich Jaafar angeführt wurden, der aus seinem Zelt getreten war, um das Geschehen zu verfolgen, musterten einander wortlos. Das bedeutete Krieg. Wenn es irgend etwas gab, was Majiid aus seiner Trauer reißen würde, dann mit Sicherheit diese grundlose Besetzung seines Gebiets durch seinen Erzfeind.
    Das Gemurmel der Akar schwoll zu zornigem Trotz an, und schließlich klappte das Zelt auf.
    So abrupt senkte sich Stille über alle, daß es den Anschein hatte, als hätte jemand den Männern die Luft aus den Kehlen gesaugt. Jene, die Majiid schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatten, wandten die Köpfe ab und hatten Tränen in den Augen. Der Mann war, wie es schien, für jeden Monat, der seit dem Überfall auf den Tel verstrichen war, um ein Jahrzehnt gealtert. Der große, kräftige Körper war gebeugt. Der einstmals scharfe, stechende Blick der dunklen Augen war matt und stumpf. Schlaff hing der struppige Schnurrbart unter der Habichtnase herab, die jetzt so bleich und verzehrt war wie ein abgenagter Knochen.
    Aber Majiid war immer noch der Scheich, der anerkannte Anführer seines Stamms. Der Späher fiel auf die Knie, sei es aus Verehrung oder aus Erschöpfung, während einige der Aksakal, der Stammesältesten, vortraten, um sich über diese Nachricht zu beraten.
    Mit einer matten Handbewegung schnitt Majiid ihnen das Wort ab. »Unternehmt nichts.«
    Nichts! Die Aksakal starrten einander an, die Männer der Akar blickten finster drein, und Jaafar runzelte kopfschüttelnd die Stirn. Majiid ließ den Blick in die Runde schweifen, und seine dunklen Augen blitzten von plötzlichem Feuer.
    »Wollt ihr etwa kämpfen, ihr Narren?« höhnte er. »Wie denn?« Er deutete auf die Oase. »Wo sind die Pferde, die euch in die Schlacht tragen sollen? Wo ist das Wasser für eure Girba? Wollt ihr Zeid mit Schwertern bekämpfen, die zerborsten sind?«
    »Ja!« rief ein Mann leidenschaftlich. »Wenn mein Scheich das will!«
    »Ja! Ja!« riefen auch die anderen.
    Majiid senkte den Kopf. Der Späher blieb auf den Knien, sah flehendlich zu ihm auf, und für einen Augenblick schien es, als würde der Scheich noch etwas sagen wollen. Sein Mund bewegte sich, doch es kamen keine Worte hervor. Mit einer weiteren matten, niedergeschlagenen Geste seiner ausgemergelten Hand kehrte sich Majiid wieder zu seinem Zelt um.
    »Warte!« rief Scheich Jaafar und kam auf seinen kurzen, stämmigen Beinen mit wehendem Gewand auf sie zu. »Ich meine, wir sollten Zeid bitten, zu uns zu kommen, um mit uns zu reden.«
    Der Späher starrte vor sich hin. Majiid blickte wütend drein. »Warum nicht gleich den Emir noch dazu einladen, Hrana?« rief er. »Der ganzen Welt unsere Schwäche vorführen!«
    »Die Welt weiß bereits darum«, brüllte Jaafar. »Was ist los, Akar? Hat dich dein Verstand zusammen mit deinen Pferden verlassen? Wenn Zeid stark wäre, würde er dann am südlichen Brunnen herumlungern? Würde er dann nicht herbeigeritten kommen, um diese
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