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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Form erblickte, die sich vor ihm in der Luft verdichtete.
    »Raja?« fragte Fedj mißtrauisch, wobei seine Hand ans Heft seines riesigen Säbels fuhr.
    Der stark muskulöse, dunkelhäutige Leib des Dschinns von Scheich Zeid schimmerte, die Hand ebenfalls am Schwertgriff, vor Fedj in den Hitzewogen, die vom Sand emporwallten.
    »Fedj?« fragte der andere Dschinn und trieb näher heran.
    »Es ist Fedj, wie du sehr wohl weißt, es sei denn, dein Augenlicht hat denselben Weg genommen wie dein Verstand und ist geflohen!« erwiderte Fedj wütend.
    »Das Wasser, das du dort trinkst, stammt aus dem Brunnen von Scheich Majiid! Dein Herr wird natürlich wissen, daß jeder, der ohne Erlaubnis des Scheichs von diesem Wasser trinkt, seinen Durst schon bald in seinem eigenen Blut ersäufen wird.«
    »Mein Herr trinkt, wann es ihm beliebt, und wer versucht, ihn daran zu hindern, wird seinen Tag in den Bäuchen der Schakale beenden!« knurrte Raja.
    Krummsäbel flackerten gelblich in der Sonne, Gold blitzte von Ohrringen und Armbändern, Schweiß glitzerte auf nackter Brust, als die Dschinnen sich in der Luft duckten und sich abwartend beäugten…
    Da schleuderte Raja seinen Krummsäbel plötzlich mit einem verbitterten Fluch von sich. Der Säbel stürzte im Spiralflug unbeachtet durch den Himmel, um mit einem dumpfen Scheppern zu Boden zu fallen und eine schwertförmige Schlucht in die Pagrahwüste zu schneiden, die bis heute alle, die sie zu sehen bekommen, vor Rätsel stellt.
    »Bring mich auf der Stelle um!« schrie Raja. Tränen strömten seine Wangen hinab. Er breitete die Arme aus und warf sich in die Brust. »Bring mich sofort um, Fedj. Ich werde keinen Finger rühren, um dich daran zu hindern!«
    Obwohl die Wirkung dieses Schauspiels etwas durch die Tatsache verlor, daß der Dschinn unsterblich war und Fedj ihn tausendmal mit seinem Krummsäbel durchbohren könnte, ohne ihm irgendwelchen Schaden anzutun, war es doch eine noble Geste, die Fedj zutiefst bewegte.
    »Mein Freund, was soll das bedeuten?« rief Fedj bestürzt, senkte seine Waffe und näherte sich Raja, nicht ohne ein gewisses Maß an Vorsicht dabei walten zu lassen. Wie sein Herr, Zeid, war der Kriegerdschinn Raja ein gerissener alter Hund, der immer noch den einen oder anderen Zahn im Gebiß führen mochte.
    Doch als er näher kam, sah Fedj, daß Raja tatsächlich kaum noch mehr war als ein geprügelter Welpe. Die Verzweiflung des dunklen Dschinns war so offensichtlich und echt, daß Fedj seine Waffe wieder in ihre Scheide zurückführte und sofort einen tröstenden Arm um die massigen, bebenden Schultern legte.
    »Mein Freund, hör doch auf damit!« sagte Fedj, vom Anblick dieser Trauer bekümmert. »So schlimm kann es doch nicht sein!«
    »Ach, kann es nicht?« rief Raja heftig, schüttelte den Kopf, bis seine riesigen goldenen Ohrringe gegen seinen Kiefer klimperten. »Dann erzähl doch Scheich Majiid, daß Zeid ihm das Wasser stiehlt! Bring ihn dazu, zu kämpfen, wie es in den vergangenen Monaten noch geschehen wäre, und es wird ihm die große Befriedigung zuteil werden, meinem Herrn dabei zuzusehen, wie er auf dem Bauch zurück in die Wüste kriecht, wo er schließlich verdorren und sterben wird wie eine Eidechse!«
    Fedj hätte leichterdings schwören können, daß er genau dies tun würde. Hämisch hätte er in Zeids Sturz schwelgen und Majiid in den Himmel hochloben können. Doch er entschied sich dagegen. Rajas erbärmliche Not war seiner Pein zutiefst ähnlich, und Fedj erriet, daß Raja etwas über den wirklichen Zustand seiner Feinde wissen mußte, sonst hätte er eine solche Schwäche nicht preisgegeben, gleich wie aufgewühlt er innerlich gewesen wäre.
    Der Dschinn seufzte so schwer, daß sich mehrere Sanddünen darob verschoben.
    »Ach, Freund Raja. Ich werde dir die Tatsache nicht verheimlichen, daß Scheich Majiid seine Stimme nicht einmal dann im Zorn erheben würde, wenn dein Herr in sein Zelt käme, um ihm die Augen auszustechen. Und mein Scheich hat sich angewöhnt, den Gott zu verwünschen, was doch überhaupt nichts bringt, da wir doch alle wissen, daß die Ohren des Hazrat Akhran dieser Tage mit Sand verstopft sind.«
    Raja machte seine grimmige Miene. »Es stimmt also, was wir gehört haben – daß Majiid und Jaafar sich in einem Zustand befinden, der beinahe ebenso verzweifelt ist wie unserer?«
    »Beinahe!« erwiderte Fedj in plötzlichem Zorn. »Kein Zustand kann verzweifelter sein als jener, in dem wir uns befinden. Wir haben
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