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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
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hatten Menschen mehr Bedeutung als Orte.«
    Ian wusste, dass er sie immer im Gedächtnis behalten würde, wie sie in diesem Augenblick aussah, ihr Haar von der sanften Brise zerzaust, die Wangen gerötet, lächelnd und wunderschön. Es kam ihm vor, als sei er jahrelang gereist, um zu dieser einen Frau zu kommen.
    Das Bild des Kindes wurde durch das Bild der Frau ersetzt. Er sah sie im Geist zärtlich lächeln, sah ihre Augen Blitze schleudern, wenn sie zornig war, sah, wie ihre Haare im Wind wehten, als sie mit gerafften Röcken quer über die Talenge rannte.
    Er wandte sich den Leuten auf dem Deck zu und erhob die Stimme.
    »Jenseits des Ozeans gibt es ein Land, das Nova Scotia heißt«, rief er und berichtete ihnen, was er auf der Karte des Kapitäns gesehen hatte. »Neuschottland.«
    »Der Name gefällt mir«, sagte Malcolm, und mehrere Stimmen pflichteten ihm bei.
    »Dort gibt es einen Platz, der an Gilmuir erinnert«, fuhr er fort, »und ich denke, wir sollten uns auf diesem niederlassen. Aber die Entscheidung liegt nicht allein bei mir. Wir müssen uns alle einig sein. Wer stimmt für Neuschottland?«
    »Mir ist alles recht, Sir«, sagte Donald aus dem Hintergrund. Neben ihm stand Harrison in inniger Umarmung mit seiner frisch angetrauten Ehefrau. Die Entscheidung dafür war einstimmig.
    Ian schaute auf Leitis hinunter. »Und du, meine Liebste – was sagst
du?
«
    Sie richtete den Blick auf den fernen Horizont. »Ich sage«, antwortete sie schließlich mit einem strahlenden Lächeln, »dass mein Heim ist, wo
du
bist.«

[home]
    Epilog
    N och am selben Tag wurden Leitis und Ian nach schottischem Recht getraut. Die Worte waren schlicht und beinhalteten, an den jeweils anderen gerichtet, ein bindendes Gelöbnis.
    »Ich nehme dich zu meinem Mann, um mit dir zu leben, solange es Gott gefällt«, sagte sie. »Das gelobe ich im Angesicht meines Clans.«
    »Ich nehme dich zu meiner Frau, um mit dir zu leben, solange es Gott gefällt«, sagte Ian, drehte sich zu den Versammelten um und blickte ausnahmslos in lächelnde Gesichter. Er nahm es als Willkommen und Billigung. »Das gelobe ich im Angesicht meines Clans«, endete er seinerseits.
    Er schloss Leitis in die Arme. Dann griff er in seine Weste, zog etwas heraus und reichte es ihr.
    »Du hast es vom Webstuhl abgenommen!«, staunte sie. Die Wolle war ganz warm von seinem Körper.
    »Ich fürchte, ich habe dabei nicht so viel Sorgfalt walten lassen, wie du es getan hättest«, gestand er. »Aber ich wollte, dass du es mitnimmst.«
    Sie schlang die Arme um seinen Hals, und sie verbrachten den größten Teil der Fahrt über den Loch Euliss küssend.
    Irgendwann legte sie die Wange an seine Brust und hörte, schwindlig vor Glück, sein Herz schlagen. Vor einem Monat hatte sie keine Zukunft gehabt und nichts anderes als Gram fühlen können.
    Jetzt war sie mit dem Mann zusammen, den sie liebte, und mit ihrem Clan. Die Welt erschien ihr plötzlich wie ein ganz besonderer Ort, ein Ort, der ihnen die Möglichkeit gab, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
    Über ihnen in der Takelage schallten Rufe zwischen Seeleuten hin und her, während der Erste Maat vom Vorderdeck aus Befehle brüllte. Kinder lachten, eine Frau stellte eine Frage, eine Mutter besänftigte ihren quengelnden Sprössling.
    Die Sonne ging in einem so verschwenderischen Farbenspiel unter, dass man versucht war zu befürchten, sie würde für den nächsten Abend nichts übrig behalten.
    Und dann wehten plötzlich Dudelsackklänge über das Deck, zuerst leise und dann immer lauter. Diesmal lag kein Trotz darin, sondern Wehmut und Sehnsucht.
    Leitis seufzte an Ians Brust und spürte aufsteigende Tränen in ihren Augen stechen.
    Es würde nicht das letzte Mal sein, dass sie den Dudelsack hörte, aber sie würde ihn nie wieder in dieser Umgebung hören, nicht angesichts der zerklüfteten, schottischen Berge, der saftig-grünen Hügel und Täler. Schatten hüllten die Erde ein, als wollten sie sie vor ihnen verbergen, um ihnen das Scheiden leichter zu machen.
    Es war ein Abschied, was Hamish da spielte, und das Zwielicht verlieh der Weise etwas Feierliches, fast so, als wäre sie ein Kirchenlied. Die Welt um sie verfiel in Schweigen. Niemand auf dem Deck sprach, nicht wenige wischten sich Tränen aus den Augen.
    Ian hielt sie fest im Arm, während Leitis im Geist die Worte des MacRae-Klagelieds aufsagte. Sie passten zu diesem Augenblick und diesem Ort.
    Hier ist unsere Heimat, hier wohnt unser Stolz.
    Unsere
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