Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
Vom Netzwerk:
Ian folgte ihr dichtauf, und Kapitän Braddock begrüßte ihn, kaum, dass seine Stiefel die Planken berührt hatten.
    »Ich bin hocherfreut, Euch zu sehen«, sagte der Mann sichtlich erleichtert. »Wenn wir uns beeilen, haben wir die Klippen bei Einbruch der Dunkelheit hinter uns.« Er schaute zu den spitzen Felsen hinaus. »Ich muss gestehen, dass ich es kaum erwarten kann, von hier wegzukommen.«
    Ian nickte ihm zu und begab sich zum Bug. Wieder gesellte sich der italienische Seemann zu ihm und prüfte die Wassertiefe. Sie hatten ihr Leben in die Hände dieses Kapitäns gelegt, und seine Vorsicht war ein gutes Zeichen.
    Nachdem sie das Riff durchfahren hatten, gab Braddock den Befehl, voll aufzutakeln. Ian fühlte sich, als würde eine Last von seinen Schultern genommen. Sie waren unentdeckt entkommen. Schon bald würden sie den Coneagh Firth erreichen und kurz darauf die offene See.
    Als er gerade den Bug verlassen wollte, kam der Kapitän auf ihn zu.
    »Wenn Ihr mich begleiten wollt, Sir«, sagte er, »ich möchte Euch etwas zeigen.«
    Ians Blick suchte Leitis. Die Dörfler steckten die Köpfe zusammen. Wie es aussah, war es eine äußerst lebhafte Unterhaltung, doch das verwunderte ihn nicht, denn schließlich war Hamish daran beteiligt.
    Neugierig folgte Ian dem Kapitän in dessen Kajüte im Vorschiff und schaute zu, wie der Mann eine zusammengerollte Karte aus einem Futteral zog und auf einem kleinen, viereckigen Tisch ausbreitete, wobei er beide Seiten der Karte mit je einem Prisma beschwerte, um sie am Sichaufrollen zu hindern.
    »Hier, Sir.« Braddock deutete auf ein Gebiet an der Küste der Kolonien. »Es heißt Maryland. Ich habe schon einmal Passagiere dorthin gebracht, und ich kann es Euch empfehlen.«
    Doch Ian hatte es ein Fleckchen nördlich davon angetan. Er zeichnete mit der Fingerspitze die Küstenlinie nach. Mit ihren vielen kleinen, schmalen, großen und breiten Meeresarmen erinnerte sie ihn an Schottland.
    »Nein«, sagte er lächelnd. Da stand es auf der Karte geschrieben, ein Zeichen, ein Omen, wenn er an derlei glauben wollte.
»Das
wird unsere neue Heimat«, verkündete er und deutete darauf.
    Der Kapitän runzelte die Stirn. »Seid Ihr sicher?«
    »Ja, das bin ich«, bestätigte Ian.
    Gleich darauf verließ er die Kajüte. Hamish stand, die Hände seitlich auf das Schott gestützt, vor der Luke.
    »Ihr seid zum neuen Clanoberhaupt gewählt worden«, eröffnete er ihm. Sein Grinsen ließ seine Falten noch tiefer wirken.
    Ian traute seinen Ohren nicht. »Was sagt Ihr?«
    »Ihr seid jetzt unser Laird.«
    Ian folgte ihm aufs Deck. Leitis kam zu ihm und verflocht ihre Finger mit den seinen. Das musste für den Moment genügen, und er ertrug auch den Abstand, den sie zu ihm wahrte, solange er sie nur irgendwie berühren konnte und ihr in die Augen schauen und darin die Vergangenheit und Zukunft sehen.
    »Ist es wahr, was dein Onkel mir gerade mitgeteilt hat?«, fragte er ungläubig.
    »Ja, das ist es«, bekräftigte sie. »Die Leute aus Gilmuir haben es für passend befunden, dass der Enkel von Niall MacRae ihr Anführer sein soll.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Welche Worte könnten ausdrücken, was er in diesem Augenblick empfand?
    »Ich bringe nichts mit, was mich zum Laird befähigt«, sagte er verlegen.
    »O, doch, das tust du«, widersprach sie ihm in sanft tadelndem Ton. »Du bist zum Führer
ausgebildet
worden.«
    Sein Blick wanderte über das Grüppchen. »Und wenn ich sie enttäusche?«
    »Hast du deine Soldaten enttäuscht? Oder die Männer, die du in Inverness vor dem Galgen gerettet hast? Oder mich?« Sie lächelte ihn an.
    »Bin ich einstimmig gewählt worden?«
    »Nicht ganz.«
    »Lass mich raten. Hamish hat gegen mich gestimmt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war sogar derjenige, der dich vorschlug. Nein – Peter war als Einziger dagegen. Er meinte, du wärst zu überheblich.«
    »Belustigt dich das?«
    »Ja«, antwortete sie. »Du musst ihn ernsthaft getadelt haben, um ihn derart zu erbosen.«
    »Ich erinnere mich nicht daran, überhaupt mit ihm gesprochen zu haben.«
    Sie lachte. »Ihn zu übergehen, das ist natürlich noch schlimmer.«
    Er schaute zurück zur Ruine von Gilmuir, die im Schutz der hereinbrechenden Dämmerung lag. »Denkst du, mein Großvater würde billigen, dass ich ihm als Laird nachfolge?«, fragte er im Gedanken an die Geister, die er zu sehen geglaubt hatte.
    »Ja«, antwortete sie entschieden. »Und er wäre auch mit uns gekommen. Für ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher