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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
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hatte. Er und Fergus hatten sich im Lauf der Jahre immer wieder miteinander gemessen, wobei Ian ebenso viele Kämpfe gewann wie verlor.
    Fergus schüttelte den Kopf. »Bei Mary könnte ich es verstehen. Sogar bei Sarah. Aber Leitis?«
    »Sie wird dir das nie vergessen«, sagte James nüchtern. »Sie hat ein gutes Gedächtnis.«
    »Und sie wird es dem Herrn erzählen«, setzte Fergus grinsend hinzu.
    Ian rutschte das Herz in die Hose.
    Als Clanoberhaupt konnte Niall MacRae mehr tun als einen Namen ändern. Er hatte die Macht über Leben und Tod im Clan, der rund dreihundert Köpfe zählte. Sein Wort war Gesetz, und seine Gebote waren endgültig. Oft hatte er ein Blitzen in den Augen und ein Lächeln, doch was den Schutz der Leute von Gilmuir anging, verstand er keinen Spaß.
    Was würde er tun, wenn er Leitis’ Beschwerde hörte?
    »Ich weiß nicht, warum du das gemacht hast.« James schaute noch immer seiner Schwester nach. »So hübsch ist sie wirklich nicht.«
    Ian starrte ihn fassungslos an.
    Allein die Haare! Leuchtend wie die Morgensonne fielen sie über ihren Rücken herab. Einmal hatte er die Kühnheit besessen, sie zu berühren, um auszuprobieren, ob er sich verbrennen würde. Leitis war herumgefahren und hatte ihn beinahe verprügelt für seine Dreistigkeit. Ihre Haut war hell und zart, nur auf der Nase mit ein paar Sommersprossen gesprenkelt. Das Blau ihrer Augen war so hell, dass sie ihn an Fenster erinnerten, und er fragte sich, ob er, wenn er hineinschaute, wohl bis auf den Grund ihrer Seele blicken könnte.
    »Ian ist verrückt, Jamie«, sagte Fergus. »Darum hat er Leitis geküsst. Das kommt davon, dass er ein halber Sassenach ist, meinst du nicht?«
    Ian errötete vor Verlegenheit wie jedes Mal, wenn sein englisches Erbteil erwähnt wurde.
    »Wenn ich könnte, würde ich immer hier leben.« Schon während er die Worte aussprach, kam er sich seinem Vater gegenüber unloyal vor.
    »Dann würdest du mir aber zu sehr fehlen.« Ein sanftes Lachen veranlasste ihn, sich umzudrehen. Seine Mutter stand da, in einem saphirblauen Reitkostüm. Anders als in England trug sie hier einen Hosenrock, denn in den Highlands ritt sie wie ein Mann und nicht in dem Damensattel, den sein Vater ihr als angemessen vorschrieb.
    Seine beiden Freunde verfielen in Schweigen, als seine Mutter näher kam. Aber nicht nur, weil sie eine Countess war oder die Tochter des Clanoberhaupts, dachte er, sie war so schön, dass Männer manchmal mitten im Reden verstummten und sie mit offenem Mund anstarrten.
    Ihre schwarzen Locken, die sich über ihre Schultern ergossen, dufteten nach Lavendel. Ihre Augen waren von dem gleichen leuchtenden Blau wie die des Grundherrn. Die Leute wollten immer in ihrer Nähe sein, als spürten sie, dass Moira MacRae etwas Besonderes war. Seine Mutter fand die kleinsten Dinge bemerkenswert, wie die Zartheit eines Spinnennetzes oder Eisblumen am Fenster.
    Sie streckte die Hand aus und zerzauste Ians Haare. Er duckte sich unter der Berührung, denn in Gegenwart seiner Freunde war ihm diese Zuneigungsbezeigung peinlich.
    Seine Mutter lächelte verstehend, und er grinste sie an. Mit ihr allein hatte er nichts dagegen, wenn sie neben ihm sitzend den Arm um ihn legte oder ihm die Haare aus der Stirn strich. Aber in Gegenwart anderer fand er es wichtig, männlich zu wirken.
    Er stand bei seiner Mutter, als ihr Pferd, ein großer Brauner, gebracht wurde, und schaute zu, wie sie mühelos aufsaß. »Nimmst du ein paar Männer mit?«, fragte er in Erinnerung an die neueste Vorschrift seines Großvaters. Die Drummonds überfielen wieder die MacRaes, und niemand durfte Gilmuir ohne Eskorte verlassen.
    Das war etwas, woran er sich niemals gewöhnen würde, diese zahllosen Kämpfe zwischen den Clans. In England wurde eine Fehde mit einer sorgfältig formulierten Note oder auch einem Schreiben eines Rechtsanwalts beigelegt.
    »Barbaren«, sagte sein Vater oft. »Die verdammten Schotten sind allesamt verdammte Barbaren.« Doch dann fiel der Blick des Grafen auf das amüsierte Gesicht seiner Frau, und er lächelte und ließ es gut sein.
    Hier in Schottland war es beinahe an der Tagesordnung, beim Aufwachen das Wutgebrüll des Großvaters anlässlich der Nachricht von einem neuerlichen Überfall zu hören. Ian hatte schon häufig beobachtet, wie der Laird nachts bei Mondschein an der Spitze seiner Männer über die Landbrücke ritt.
    Seine Mutter lächelte ihn an. »Mit mir kann keiner Schritt halten. Und außerdem, wenn die
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