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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: authors_sort
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noch für zwei Leben.«
    Liam klopfte dem alten Mann freundschaftlich auf die Schulter. Er
war noch genauso engagiert wie früher, wenn er von etwas überzeugt war.
    Wenig später fuhren sie entlang des Moray Firth in Richtung
Fortrose.
    Rose hockte zusammengekauert auf dem Boden. Sie sprach
kein Wort. Auch Lilis tröstende Worte, dass ihr nichts geschehen würde,
entlockten ihr keinerlei Reaktion. Sie schien sich in einer Art Trance zu
befinden.
    Lili lief nervös im Zimmer auf und ab. Sie quälte sich mit der
Frage, was Manus vorhaben mochte, als ein ohrenbetäubender Knall ertönte und
ein Beben das Haus erschütterte.
    Â»Was ist das?«, fragte Rose.
    Lili schöpfte Hoffnung, dass ihre Tochter aus dem entrückten Zustand
erwachte, aber ihr Blick war leer. Trotzdem nahm Lili sie in den Arm und redete
beruhigend auf sie ein. Dann hielt sie inne, weil ihr ein bekannter Geruch in
die Nase stieg. Was hatte das zu bedeuten? Lili sprang auf und durchsuchte
jeden Winkel des Zimmers. Da entdeckte sie das Rinnsal, das unter der
Türschwelle vom Flur ins Zimmer sickerte. Wieso ließ er Whisky in ihr Zimmer
laufen? Lili blickte sich ratlos im Zimmer um, bis ihr Blick an einer
Zwischentür hängenblieb. »Die Rose der Highlands«, durchfuhr es Lili. Ich muss
sie retten.
    Sie öffnete die Zwischentür und eilte ins Nachbarzimmer. Die »Rose
der Highlands« lächelte ihr entgegen. Ohne zu überlegen, stellte sich sich auf
einen Stuhl und nahm das Bild von der Wand. In rasender Eile löste sie ihr
Gemälde aus dem Rahmen und rollte es ein. Sie wusste, dass es eine unsinnige
Handlung war, solange sie hier in diesem Haus gefangen war, aber sie konnte
nicht anders.
    Lili klemmte sich die Rolle unter den Arm, eilte zum Fenster und
öffnete es. Wir müssen springen, dachte sie, als sie den Kopf hinaus in die
kühle Nachtluft steckte. Ein Blick nach unten ernüchterte sie. Es war viel zu
hoch, als dass man sich mit einem Sprung aus dem Fenster hätte retten können.
Erneut stieg ihr ein seltsamer Geruch in die Nase. Lili wurde leichenblass.
Feuer! Langsam dämmerte ihr, was der Verrückte vorhatte. Er wollte, dass sie
mit dem Haus verbrannten …
    Sie beugte sich weit aus dem Fenster und schrie um ihr Leben, doch
dort unten blieb alles still.
    Nun roch Lili, dass auch unter dieser Türschwelle Whisky ins Zimmer
sickerte. Sie ahnte auch, warum. Der Alkohol wirkte wie ein Brandbeschleuniger
und sollte es dem Feuer ermöglichen, sich rasend schnell auszubreiten.
    Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis der Flur in Flammen
stand und als Rettungsweg ausschied. Und nach draußen konnte sie auch nicht.
Sie saßen in der Falle.
    Wieder brüllte Lili aus voller Kehle um Hilfe. Es kam ihr absurd
vor, dass sie dabei immer noch »Die Rose der Highlands« unter dem Arm hielt.
Plötzlich spürte sie, wie zwei Arme sie von hinten ängstlich umklammerten.
    Â»Mom«, flüsterte Rose in Todesangst. »Mom, ich will hier weg!«
    Lili wandte sich um und nahm ihre Tochter in den Arm.
    Â»Ich bringe dich hier raus. Ich verspreche es dir.«
    Wenn ich nur wüsste, wie, dachte Lili verzweifelt, als sie das Geräusch
eines herannahenden Wagens vernahm. Sie winkte und schrie. Zwei Männer stiegen
aus. Ihre Knie wurden weich, als sie Liam im fahlen Mondlicht erkannte. Er
blickte sich suchend um und dann nach oben.
    Â»Schnell, er hat das Haus angezündet«, schrie sie.
    Â»Wir kommen«, brüllte er zurück.
    Â»Jetzt sind wir in Sicherheit«, wiederholte sie ein paar Mal, bis
sie Rose ein Lächeln entlocken konnte. Sie atmete auf. Alles wird gut, dachte
sie, als sie den beißenden Rauch roch, der nun unter der Tür hindurch ins
Zimmer drang. Sie schaffen es nicht, zu uns zu gelangen, dachte Lili panisch
und sah nur noch den einen Ausweg. Sie mussten sich in die Tiefe hangeln, bevor
der Rauch sie erstickte.
    Rose sah sie mit großen Augen an.
    Â»Hörst du mich?«, fragte Lili ihre Tochter.
    Â»Ja, Mom.«
    Â»Gut, dann hilf mir jetzt das Bettzeug in lange Streifen zu
zerteilen. Siehst du. So!«
    Lili gelang es, an einer fadenscheinigen Stelle das Leinen
einzureißen. Von hier aus war es nun einfach, das Bettlaken zu zerfetzen. Sie
reichte Rose den Bettbezug, während sie die Streifen des Lakens aneinander
anknotete. Doch nun drang auch aus dem anderen Schlafzimmer Rauch durch die
offene Zwischentür.
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