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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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sind es nicht, die sich bitter über die Sklaverei beschweren, wenn die Stimmen schließlich gezählt und die Verlierer gezwungen sind, auf die Knie zu gehen. Nein. Die Sklaven, die aus diesen einschneidenden öffentlichen Entscheidungen siegreich hervorgehen, drehen durch vor Freude und schubsen sich gegenseitig in tiefe Wannen, gefüllt mit eisgekühltem Crystal Champagner, gemeinsam mit nackten Fremden, die einem Sieger einmal ganz nahe sein möchten.
    So läuft das im Geschäft des Gewinnens. Man sieht es jedes Mal aufs Neue. Die Schwachen kriechen den Starken in den Arsch, aus Angst, ihre Jobs zu verlieren und ihr Geld und all die unbeständige Macht, die noch vor vierundzwanzig Stunden ihnen gehörte. Es ist ungefähr so, als würde man beim Pokern plötzlich seine Ehefrau und sein Heim verlieren, um dann auf die Straße unter das Gesindel gehen und in aller Öffentlichkeit um ein Abendessen betteln zu müssen.
    Niemand will einen Verlierer anheuern. Stimmt’s? Sie riechen nach Untergang und Niederlage.
    Das ist die Natur der hochriskanten Politik. Veni Vidi Vici , das gilt vor allem unter Republikanern. Es ist so wie bei dem Sprichwort der alten Beduinen: Sowie das Kamel in die Knie geht, werden noch mehr Messer gezogen.
    In der Tat sind das ziemlich verrückte Zahlen heute, passend zu dieser gefährlichen Wahl. Die Zeit ist gekommen, um es krachen zu lassen, um der Politik eine Dosis Spaß zu injizieren.
    Ich betrachte Wahlen mit dem kühlen und leidenschaftslosen Blick eines professionellen Spielers, vor allem wenn ich echtes Geld auf das Endergebnis gesetzt habe. Im Gegensatz zur herrschenden Meinung sehe ich Kerry mit fünf Punkten als Risiko, das man eingehen sollte. Kerry wird diese Wahl, sofern sie denn stattfindet, mit einem größeren Vorsprung gewinnen als den, den sich Bush im Jahr 2000 in Florida erschlichen hat. Das waren um die 46 Prozent, plus fünf Prozent dafür, dass ihm der Supreme Court gehört – was so aussah , als wären es 51 Prozent. Niemand glaubte das, aber George W. Bush zog dennoch ins Weiße Haus ein.
    Es handelte sich um die brutalste Machtergreifung, seit Hitler 1933 den Deutschen Reichstag niederbrannte und sich selbst zum neuen Herrscher Deutschlands erklärte. Karl Rove ist die Nazistrategie nicht fremd, vor allem deshalb, weil sie funktioniert hat, und für Hitler war es ein großer Spaß, das ist so sicher wie die Hölle. Aber nicht lange. Das Öl ging ihm aus, die ganze Welt hasste ihn, und er pflegte gierig reinstes Speed zu verschlingen und mit seinen Landkarten & Bombern & seinem von Drogen umnachteten Generalstab für acht oder neun Tage am Stück wach zu bleiben.
    Sie alle liebten das Zeug. Es ist die perfekte Kriegsdroge – so lange man am gewinnen ist –, und Hitler glaubte, er sei für alle Zeiten der König des Feldherrnhügels. Er hatte eine neue Herrenrasse begründet, die ihn verehrte. Die neue Hitlerjugend liebte es, zu marschieren und unisono Lieder zu singen und nachts nackt für die Generäle zu tanzen. Es waren Fanatiker.
    Das war vor sechsundsechzig Jahren, also vor Urzeiten, und heute liegen die Dinge nicht so viel anders. Immer noch lieben wir Krieg.
    Bei George Bush ist das mit Sicherheit so. Innerhalb von vier Jahren hat er unser Land von einer prosperierenden Nation in Friedenszeiten zu einem hoffnungslos verschuldeten Land im Kriegszustand verwandelt. Aber was soll’s? Er ist der Präsident der Vereinigten Staaten, und du bist es eben nicht. Love it or leave it.
    Krieg ist eine Option, deren Zeit abgelaufen ist. Frieden ist die einzige Option der Zukunft. Im Moment besetzen wir ein verräterisches Niemandsland zwischen Frieden und Krieg. Die Angst wächst, dass unsere militärische Stärke zu groß ist, um sie zu kontrollieren, und dass unsere politischen Differenzen nicht mehr überbrückt werden können.
    Da die Natur des Menschen nicht einfach verändert werden kann, besteht der einzige Weg, einen praktischen, lebbaren Frieden in einer Welt miteinander konkurrierender Länder zu erzeu gen, darin, Krieg nicht mehr profitabel zu machen.
    – Richard Nixon, Real Peace (1983)
    Verglichen mit einem Golem wie George Bush wirkt Richard Nixon heutzutage wie ein leidenschaftlicher Liberaler. Tatsächlich. Wo ist Richard Nixon jetzt, wo wir ihn wirklich brauchen?
    Wenn Nixon heute für die Präsidentschaft kandidieren würde, würde man ihn als »liberalen« Kandidaten sehen, und wahrscheinlich würde er gewinnen. Er war ein Stümper und Gauner, na
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