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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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ist ganz heiß, und ich fühle mich ein wenig gereizt. In meinem Gehirn geht es gerade zu wie in einer V-8-Maschine, in der sich die Zündkerzenkabel kreuzen. Die Dinge sind nicht länger das, was sie zu sein scheinen. In meinen Telefonen spukt es, und Tiere flüstern mir aus dem Verborgenen etwas zu.
    Letzte Nacht versuchte eine riesige schwarze Katze, mich im Swimmingpool zu überfallen, dann verschwand sie plötzlich. Ich schwamm noch eine Bahn und bemerkte drei Männer in grauen Trenchcoats, die hinter einer weit entfernten Tür standen und mich beobachteten. Oh, dachte ich, seltsame Dinge gehen hier vor. Leg dich flach aufs Wasser und lass dich langsam in die Mitte des Pools treiben. Halt dich von den Rändern fern. Lass dich nicht von hinten erwürgen. Bleib wachsam. Das Werk des Teufels zeigt sich zur Gänze erst bei Mitternacht.
    Es war genau richtig, von da an über meinen Liebesbrief nachzudenken. Die Lichter des Himmels über dem Pool waren in Dampf gehüllt, in der dicken und totalen Finsternis bewegten sich seltsame Pflanzen. Man konnte von einem Ende des Beckens nicht zum anderen sehen.
    Ich versuchte, keinen Laut zu machen und das Wasser nicht plätschern zu lassen. Für einen Moment dachte ich, jemanden in den Pool kommen zu hören, aber ich war mir nicht ganz sicher. Eine kleine Welle des Schreckens veranlasste mich, tiefer ins Wasser zu tauchen und eine Karatestellung einzunehmen. Es gibt nur zwei oder drei Dinge auf der Welt, die erschreckender sind als die Erkenntnis, nackt und allein zu sein, während sich einem ein längliches aggressives Etwas im dunklen Wasser nähert.
    Es sind Momente wie diese, die einen an Halluzinationen glauben lassen – denn wenn wirklich drei große Typen in Trenchcoats hinter dieser im Schatten verborgenen Tür auf mich gewartet hätten und noch dazu dieses Etwas auf mich im Dunkeln auf mich zugeschlittert wäre, dann wäre ich verloren gewesen.
    Allein? Nein, allein war ich nicht . Das begriff ich. Ich hatte bereits die drei Männer und eine riesige schwarze Katze gesehen, und jetzt kam es mir vor, als könnte ich die Umrisse einer weiteren Person ausmachen, die sich mir näherte. Jemand, der tiefer im Wasser stand als ich, und was ich sah, war eindeutig eine Frau.
    Klar, dachte ich. Das kann nur meine Süße sein, die sich anschleicht, um mich, nett wie sie ist, im Pool zu überraschen. Jawohl, ja, das ist nur meine verrückte kleine Bitch. Sie ist hoffnungslos romantisch und kennt diesen Pool genau. Früher schwammen wir hier jede Nacht und plantschten im Wasser wie die Otter.
    Meine Herren! Und ich dachte, wie konnte ich nur so ein paranoider Spinner sein. Ich muss verrückt geworden sein. Von Liebe erfüllt erhob ich mich und bewegte mich geschwind auf sie zu, um sie umarmen zu können. Schon konnte ich ihren nackten Körper in meinen Armen spüren … Ja, dachte ich, die Liebe besiegt wirklich alles.
    Doch nicht lange. Nein, ich benötigte eine Minute oder zwei, in denen ich im Wasser herumstrampelte, bis ich begriff, dass ich mich tatsächlich allein im Pool befand.
    Sie war nicht hier, ebenso wenig wie die Freaks in der Ecke. Und da war auch keine Katze. Ich war ein Bekloppter und Gefoppter. Mein Hirn krampfte sich zusammen, und ich fühlte mich so schwach, dass ich kam aus dem Pool steigen konnte.
    Verdammt, dachte ich, ich komme mit diesem Ort nicht mehr klar. Das ist alles so daneben hier, es zerstört mein Leben. Verschwinde und komm nie wieder zurück. Meine Liebe wurde hier lächerlich gemacht und mein Sinn für Romantik zerstört. Mit diesem Horrortrip würde ich in jeder Klasse einer Highschool für den Rube of the Year nominiert werden.
    Es dämmerte, als ich die Straße zurückfuhr. Als ich am Friedhof vorbeikam, machte ich langsamer und warf ein Vierteldollarstück über den Zaun, so wie ich es immer mache. Es stießen keine Kometen zusammen, keine Spur im Schnee außer meiner eigenen, und im Umkreis von zehn Meilen war nichts zu hören, egal in welcher Richtung, außer Lyle Lovett in meinem Radio und das Heulen von ein paar Kojoten. Ich lenkte mit den Knien und zündete eine Glaspfeife an, die bis oben mit Haschisch gefüllt war.
    Als ich nach Hause kam, lud ich meine S&W .45 Automatik und feuerte ein paar Schüsse auf einen Bierkrug ab, der im Hof stand, dann ging ich wieder rein und begann fieberhaft in ein Notizbuch zu kritzeln … Was soll’s, dachte ich. Die ganze Welt schreibt Liebesbriefe an einem Sonntagmorgen. Es ist die natürliche Form
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