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Die Ringwelt-Ingenieure

Titel: Die Ringwelt-Ingenieure
Autoren: Larry Niven
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es nicht ohne unerwünschtes Aufsehen abgegangen; aber was sollte er ihnen jetzt sagen, anderthalb Stunden nach der Tat? Daß er von den Eindringlingen bewußtlos geschlagen worden war? Dann würden sie mit Tiefenradar seinen Schädel nach Brüchen absuchen.
    Jedenfalls konnte er in der abgrundtiefen Depression, die der Wonnephase folgte, keine Entscheidungen treffen. Er befolgte die Regenerationsanweisungen wie ein Roboter. Selbst sein Essen war vorprogrammiert.
    Er trank ein ganzes Glas Wasser. Er stellte die Küche neu ein. Er ging in das Badezimmer. Er machte zehn Minuten Freiübungen und verausgabte sich dabei, bekämpfte die Depression mit Erschöpfung. Er vermied es, die Toten anzusehen, bei denen bereits die Leichenstarre eintrat.
    Das Essen war fertig, als er seine Freiübungen beendete. Er aß, ohne Geschmack daran zu finden, und erinnerte sich an die Zeit, als er auch beim Essen und bei seinen Leibesübungen unter Wonnestrom gestanden hatte, allerdings nur mit einem Zehntel der normalen Stärke. Eine Zeitlang hatte er mit einer Frau zusammengelebt, die ebenfalls unter der Wonnestrom-Sucht litt. Sie hatten sich mit eingeschaltetem Stecker geliebt - und dabei Denk- und Freizeitsport getrieben. bis sie nur noch ihrer Sucht lebten und jedes andere Interesse verloren. Damals hatte er wenigstens noch so viel Geistesgegenwart besessen, sich rechtzeitig von der Erde abzusetzen.
    Und auch jetzt würde es leichter sein, von dieser Welt zu flüchten, als sich dieser zwei großen ungeschlachten Leichen zu entledigen. Aber wenn seine Wohnung bereits beobachtet wurde?
    Sie sahen nicht aus wie ARM-Agenten. Dafür waren sie zu groß, zu weich in den Muskeln, hatten unter einer Sonne gelebt, die mehr orange als gelb war. Vermutlich eine Rasse von einem Planeten mit niedriger Schwerkraft, vermutlich Canyoiten. Sie hatten nicht gekämpft wie ARM-Agenten, aber sie hatten seinen Alarm umgangen. Diese Männer konnten Söldner der ARM sein und Freunde haben, die draußen warteten.
    Louis Wu schaltete den Alarm an seiner Balkontür ab und trat ins Freie hinaus.
     
    Canyon paßt nicht ganz in das übliche Schema der Planetengesetze.
    Der Planet ist nicht viel größer als Mars. Vor einigen hundert Jahren war die Atmosphäre gerade dicht genug, um photosynthetische Pflanzen am Leben zu erhalten. Die Luft enthielt zwar Sauerstoff, doch dessen Prozentsatz war zu gering für menschliche oder Kzinti-Wesen. Die heimische Flora war so primitiv und genügsam wie Flechten auf der Erde. Tiere hatten sich hier nie entwickeln können.
    Aber es gab magnetische Kräfte in dem kometenartigen Ring, der die orangegelbe Sonne von Canyon umgab. Der Planet selbst verfügte über radioaktive Stoffe. Das Kzinti-Imperium hatte den Planeten besetzt und mit Hilfe von luftdichten Kuppelhäusern und Kompressoren besiedelt. Sie nannten ihn »Speerspitze«, da er an der Grenze des noch uneroberten Pierin-Planetensystems lag.
    Tausend Jahre später traf das expandierende Kzinti-Imperium auf das menschliche Universum.
    Die Kriege mit den Kzintis waren längst vorüber, als Louis Wu auf die Welt kam. Die Menschen gewannen sie alle. Die Kzinti hatten schon immer eine verhängnisvolle Neigung, ihre Gegner anzugreifen, ehe sie ausreichend für einen Krieg vorbereitet waren. Zivilisation auf Canyon ist das Vermächtnis des Dritten Kzin-Menschheit-Krieges, als der Planet Wunderland eine Vorliebe für esoterische Waffen entwickelte.
    Wunderlands Wunderwaffe wurde nur ein einziges Mal eingesetzt. Es handelte sich um die ins riesenhaft vergrößerte Version eines ganz gewöhnlichen Bergwerkgerätes: ein sogenannter elektronischer Stampfer, der vermittels eines Energiestrahles die Ladung eines Elektrons unterdrückt. An der Stelle, wo der Strahl des Elektronenstampfers auftrifft, wird Materie plötzlich und gewaltsam positiv geladen. Sie löst sich dann in einen Nebel aus einatomigen Partikeln auf.
    Die Welt Wunderland baute also einen gigantischen elektronischen Stampfer und transportierte ihn in das Planetensystem von »Speerspitze«. Der Riesenstampfer schoß seinen Energiestrahl parallel zu einem anderen Richtstrahl ab, der allerdings die Ladung des Protons unterdrückte.
    Die beiden Strahlen trafen mit einem Abstand von dreißig Meilen gleichzeitig auf der Oberfläche von Canyon auf. Felsen, Fabriken und Häuser der Kzinti wirbelten als Staub davon, während sich ein Lichtbogen zwischen den beiden Einschlagstellen bildete. Die Waffe drang mit ihrem Energiestrahl
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