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Die Ringwelt-Ingenieure

Titel: Die Ringwelt-Ingenieure
Autoren: Larry Niven
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ehe er wieder anzuhalten wagte.
    Kurz darauf kam Cfimeee ebenfalls zu ihnen zurück. »Der Weg führte durch einen kleinen Garten unter künstlichem Sonnenlicht. Die automatischen Gartengeräte haben ihren Betrieb schon lange eingestellt, aber ein paar Pflanzen wachsen immer noch. Ich erkannte sie wieder.«
    »Ich ebenfalls«, erwiderte Louis ernst.
    »Ich erkannte sie an dem Geruch. Ein etwas unangenehmes Aroma.«
    Der Junge schrie: »Ich roch überhaupt nichts! Warum schubst du mich so herum? Warum schlugst du mich auf den Kopf?«
    »Flup« , erwiderte Louis. Erst jetzt hatte er begriffen, daß Kawaresksenjajok noch viel zu jung war. In seinem Alter bedeutete ihm der Geruch des Lebensbaumes überhaupt nichts.
    Deshalb durfte der Städtebauer-Junge auch bei den fremden Wesen bleiben. Nur Louis Wu konnte nicht Zeuge sein, was sie im Kontrollzentrum machten. Er kehrte allein zur Heißen Nadel zurück.
     
    Die Sonde befand sich noch ein gutes Stück von ihnen entfernt auf dem anderen Halbkreis der Ringwelt, Lichtminuten von ihnen entfernt. Ein Hologramm-Fenster, das im schwarzen Basalt-Block vor der Zellenwand der Heißen Nadel leuchtete, vermittelte ihnen den Blick durch die Kamera der Sonde: ein dunstverschleierter teleskopischer Blick auf eine Sonne, die nicht ganz so aktiv war wie Sol im irdischen System. Der Hinterste mußte das Hologramm eingestellt haben, ehe er das Raumschiff verließ.
    Der Knochen in Harkabeeparolyns Arm wuchs etwa schief zusammen. Teelas alte Erste-Hilfe-Automatik hatte ihn nicht perfekt einrichten können. Aber der Bruch heilte ab. Louis' Sorge galt vor allem ihrem seelischen Zustand.
    Nichts umgab sie, was zu ihrer vertrauten Welt gehörte, und bald würde eine Flamme alles vernichten, an das sie sich erinnerte - man konnte es als Kulturschock bezeichnen. Er fand sie auf dem Wasserbett, in der Betrachtung der vergrößerten Sonne versunken. Sie nickte nur, als er sie begrüßte. Stunden später hatte sie sich noch immer nicht bewegt.
    Louis versuchte sie zum Reden zu bringen. Es half nichts. Sie versuchte ihre Vergangenheit zu vergessen. Alles, was dazu gehörte.
    Sie reagierte ein wenig, als er ihr die physikalische Situation schilderte. Immerhin hatte sie eine Ahnung von Physik. Er hatte keinen Zugang zum Computer des Raumschiffes und zu den Hologramm-Geräten, und deshalb mußte er sich mit primitiven Zeichnungen an der Kabinenwand begnügen. Was er nicht skizzieren konnte, ergänzte er mit vielen Armbewegungen. Sie schien ihn zu verstehen.
    In der zweiten Nacht nach seiner Rückkehr wachte er auf und sah sie mit gekreuzten Beinen auf dem Wasserbett sitzen. Sie betrachtete ihn nachdenklich, hielt einen Handscheinwerfer-Laser in ihrem Schoß. Er blinzelte in die Glasmündung der Waffe, schwang seinen Arm in großen Kreisen herum, um sich auf die andere Seite zu wälzen und schlief in seinem Schlaffeld weiter. Am nächsten Morgen wachte er gesund und heil wieder auf. Also warum sollte er sich im Nachhinein noch Gedanken darüber machen, tanj!
    An diesem Nachmittag beobachteten Harkabeeparolyn und er, wie eine Flamme aus der Sonne hochschoß und sich dann wie eine Zunge nach dem Ring der Kunstwelt ausstreckte. Sie sprachen kaum ein Wort miteinander.

Epilog
    Einen Falan später: zehn Ringwelt-Umdrehungen.
    Hoch oben auf dem Bogen der Ringwelt glühten einundzwanzig Kerzenflammen so hell wie die Korona der hyperaktiven Sonne, die sich als heller Saum um die Ränder einer Schattenblende ausbreitete.
    Die Heiße Nadel war immer noch in ihrem Basaltbett unter der Weltkarte des Mars eingeschlossen. Die Besatzung des Raumschiffes beobachtete den Vorgang durch das Hologramm-Fenster, das sie den Kameras der Sonde verdankten. Die Sonde ruhte jetzt auf einer Klippe am Rand der Weltkarte des Mars, von einem Schneefeld aus Karbon-Dioxid umgeben, wo sich die Marsbewohner ganz bestimmt nicht an ihr vergreifen würden.
    Alles, was sich zwischen diesen Kerzenflammen und der Sonne auf dem Reifen der Ringwelt befand, würde sterben - Pflanzen, Tiere und Menschen. In so großer Anzahl starben sie, daß im menschlichen Universum kein Leben mehr übrig geblieben wäre, wenn dieser Vorgang sich dort ereignet hätte. Die Pflanzen würden verdorren oder sich auf eine seltsam verdrehte Art entwickeln. Insekten und Tiere würden zwar brüten und Eier legen, aber die Brut würde vollkommen aus der Art schlagen. Valavirgillin würde sich wundern, warum ihr Vater gestorben war und weshalb sie sich so oft erbrechen
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