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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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gedrungene Gestalt. Sie war in eine altertümliche Rüstung gekleidet, umgeben von bleichen, ja, fast fahl leuchtenden Kreaturen.
    »Wer will mich hindern?« , fauchte der Drache mit einer Stimme aus Feuer, doch die Lohe erreichte sein Ziel nicht. Denn an der Hand des Gerüsteten blinkte es golden auf, und das goldene Licht wurde zu einem Schild wie aus Feuer, und die Glut des Drachen strömte davor zur Seite und brandete ins Leere.
    »Ich bin Ardhamagregorin, der letzte der Zwergenmeister. Für diesen Zweck wurde ich geschaffen.«
    Bei ihm war eine andere Gestalt, und auch an ihrer Hand war ein Ring; und zu seiner Verwunderung sah Kim, dass es Gwrgi war, ihr Freund aus den Sümpfen. Der Stein an seinem Ring war von einem amethystfarbenen Schimmer, und er glich einem Schwert, das aus Licht und Luft geschmiedet war.
    »Mit der Macht des Ringes beherrsche ich dich!«, rief Gwrgi mit jener klaren Stimme, die Kim nie an ihm gekannt hatte. »Mit der Macht des Geistes binde ich dich.«
    Der Drache wand sich; seine Krallen zogen tiefe Furchen in das Gestein. Sein Schwanz peitschte von einer Seite des Tales zur anderen. Seine Flügel öffneten sich, dass sie die Hänge zur Linken und zur Rechten bedeckten, und entfachten einen Sturmwind, der Bäume knickte und Felsbrocken zu Tal rollen ließ.
    Doch die beiden Gestalten vor dem Tor, umgeben von ihrem bleichen Hofgesinde, standen unverrückbar fest und wichen nicht.
    »Uns ist die Macht gegeben, zu öffnen und zu schließen, zu binden und zu lösen und das zu wecken, was schläft am Grunde der Welt. Geschöpf der Tiefe, wir rufen dich!«
    Irgendwo auf dem Grunde der Welt ist ein Ort, an dem nichts ist als Dunkelheit und Traum und Schweigen. Das Wesen erwachte.
    Einen Augenblick lang wusste es nicht, wo es war und wer es war, doch dann war es wieder.
    ICH.
    Das Wesen, das den Namen Theotormon trug, das Eine, das viele ist, erhob sich aus der Dunkelheit.
    Die Zeit war gekommen. Die Zeit der Bestimmung. Nicht nach dem Plan der Schöpfer, sondern nach dem Gesetz einer Macht, die so unbegreiflich ist, dass selbst die Götter davor schweigen. Manche nennen es Schicksal, andere Fügung, wieder andere Vorsehung – oder Zufall. Aber das sind alles nur Worte.
    Es war an der Zeit. Es hatte den Ruf gehört. Und auf Wegen, die keiner kennt, weder Mensch noch Elbe, noch Zwerg, ja, vielleicht nicht einmal das göttliche Paar, das in dreifacher Gestalt das Gefüge der Welt ordnete, eilte es an den Ort, wo es gebraucht wurde.
    Der Drache schrie.
    Es war ein Schrei, wie ihn die Welt noch nie gehört hatte, geboren aus einer Notwendigkeit, die jenseits aller Gefühle liegt. Weder Hass lag in diesem Schrei noch Zorn, noch Schmerz oder Verlangen. Solche Empfindungen sind für geringere Geschöpfe.
    Um den Drachen herum waren Wesen aus dem Boden erwachsen, Schatten gleich, doch von einer Substanz, die lebte. Es war schwer zu sagen, wie viele es waren; manchmal schienen es ein Dutzend zu sein, dann nur wenige, dann wieder zahllose. Sie glichen gedrungenen, seltsam verkrümmten Menschen, und sie bewegten sich wie von einem einzigen Willen gelenkt und doch jedes für sich.
    Der Drache schlug nach ihnen mit seinem gepanzerten Schweif, fegte sie zur Seite mit seinen krallenbewehrten Pranken, hüllte sie ein in loderndes, alles versengendes Feuer.
    Sie vergingen, und sie erstanden neu.
    Dann griffen sie nach ihm. Sie fassten nach ihm mit ihren schwarzen Händen, und nicht einmal die geölte, gepanzerte Haut des Drachen, die weder Stein noch Holz, noch Metall zu versehren vermochte, konnte ihnen Widerstand leisten. Sie rissen Stücke aus seinem lebendigen Fleisch.
    Wieder schrie der Drache. Er wehrte sich. Er gab sich nicht kampflos seinem Schicksal hin; das wäre wider seine Natur gewesen. Doch der Feind, gegen den er kämpfte, war überall und nirgends zugleich. Und als die Hand des schwarzen Wesens sich um sein Herz schloss, um es ihm aus der lebenden Brust zu reißen, da wusste er, dass sein Verhängnis nun zu ihm gekommen war.
    Dann waren die schwarzen Wesen verschwunden, und nur noch der riesige, dampfende Kadaver des toten Drachen lag auf dem Grund des Tales.
    Die letzten Meister der Zwerge senkten ihre Ringe.

K APITEL XIII
DER SIEBENTE RING
    In den Jubel der Heere der Freien Völker, als der Drache zuckend verendete, mischte sich das Wutgebrüll der Feinde. Im selben Augenblick ertönten Pfiffe, wie sie Kim noch nicht gehört hatte: lang gezogen, schrill, unheilverkündend. Die Dunkelelben
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