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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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vor den Altar treten. Zwar gedachte Marina, ihrem Angetrauten in dessen Heimat zu folgen, aber sie hatten vereinbart, jeweils ein Jahr im fernen Yngladân, dem Reich der Zwerge, zu verbringen und eines in Elderland.
    Und was das vakante Amt des Bürgermeisters von Aldswick anging, so dürfte Gevatter Marten Kreuchauff, der die Schlacht vom Haag, wenn auch verletzt, auf wundersame Weise überlebt hatte, gewiss die besten Aussichten haben, die nächste Wahl zu gewinnen.
    Doch nun stand endgültig der Winter vor der Tür, und es wurde Zeit, aufzubrechen. Gemeinsam mit Gilfalas, dem letzten ihrer Gemeinschaft, zog Kim die Nordstraße entlang bis Aldswick, wo ihr Weg sich trennte. Es würde Frühling sein, bis Gilfalas die fernen Wälder von Talariël erreichte.
    Kim winkte dem Elben noch nach, als dieser über die Anderbrücke nach Süden entschwand. Dann war es auch für ihn an der Zeit, nach Hause zu gehen.
    Die Stadt war noch gezeichnet von den Bränden und den Nachwirkungen der Plünderung, so dass Kims erster Weg ihn zum Ffolksmuseum führte.
    Der mächtige Bau lag still und anscheinend unversehrt im kalten Licht der Wintersonne, mit seinem festgefügten Sockel gleich dem Zwergenwerk, das für die Ewigkeit gebaut war; seinem wohlgegliederten Mittelgeschoss, den Festungen der Menschen gleich, die Ordnung in die Welt brachten; und seinem himmelstrebenden Gebälk gleich den Dächern und Türmen der Elbenstadt, die Kim in seinem Traum gesehen hatte. Ein Lagerhaus der Zeit, geschaffen, um in der Zeit zu ruhen, zu sein und zu werden, und doch von den Unbillen der Zeit nicht berührt.
    Kim atmete erleichtert auf, als er feststellte, dass auch die Sammlungen nicht angerührt worden waren. Offensichtlich waren sie den Dunkelelben nichts wert gewesen …
    Er ging in sein Haus, das Haus des Kustos, das wie schutzsuchend an der Seite des Museums lehnte. Als er die Tür öffnete, lauschte er unwillkürlich darauf, eine Stimme zu hören, sei es Marinas: »Seid Ihr wieder zurück, Herr Kimberon?« oder die tiefere Stimme seines Mentors: »Nun, Kim, was haben wir heute herausgefunden?« Aber das Haus blieb still und leer.
    Doch es war nicht tot. Irgendjemand von den Ffolksleuten hatte die Stuben gefegt und gelüftet, und als Kim in das Kaminzimmer kam, wo alles begonnen hatte, sah er Holz in der Feuerstelle aufgeschichtet. Rasch hatte er mit Zunder und Feuerstein ein Flämmchen entfacht, das durch die trockenen Scheite züngelte. Feuer machen, dachte er. Frauensache, würde Gwrgi sagen. Aber er hörte schon Marinas scheltende Stimme: »Papperlapapp! Jedem das, was er kann.«
    Doch bevor er sich am Feuer niederlassen konnte, gab es noch etwas zu erledigen. Er hatte noch einen Besuch zu machen.
    Er trat aus der Tür und ging um das Haus herum zu dem kleinen Garten an der Rückseite des Museums. Hier waren in einer Reihe zwölf kleine Hügel aufgeworfen, auf denen, selbst jetzt noch in dieser späten Jahreszeit, Blumen standen, winterfestes Heidekraut und rotblühende Julsterne. Hinter den Hügelchen erhoben sich verwitterte Steine mit Inschriften.
    Hier war der kleine Friedhof, auf dem seit Neugründung des Ffolksmuseums die Kustoden bestattet waren, zwölf an der Zahl.
    Das zwölfte Grab war noch frisch und der Stein ganz neu.
    Die Inschrift verschwamm vor Kims Augen, als er zu lesen begann.
    Hier Ruht In Frieden
A DRION L ERCH
Magister Artium
Universitatis Alta Thurionis
Populumque Musai Custos
xij
    ›Für jeden der Ort,
wo er am meisten gebraucht wird.‹
    »Sei nicht traurig«, sagte eine Stimme in seinem Rücken. »In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.«
    Kim wandte sich um.
    »Magister …«
    Magister Adrion Lerch lächelte.
    »Ich dachte, Ihr wäret tot!«
    Aber schon als er diese Worte sprach, wusste er, dass er nur eine Erscheinung vor sich hatte; dazu hätte es nicht einmal der Tatsache bedurft, dass er durch die Gestalt seines Mentors und Freundes die kahlen Äste des Winterbaumes und das abgeerntete Feld dahinter sehen konnte.
    »Nur mein Leib ist tot und liegt dort begraben«, sagte die Gestalt des Magisters. »Aber der Geist stirbt nie, auch wenn ich jetzt bald an einen Ort gehen werde, wohin du mir nicht folgen kannst – noch nicht.«
    »Aber Magister, Ihr könnt mich nicht allein lassen! Ich brauche Euch, Euren Rat, Eure Hilfe. Ich habe noch so viele Fragen.«
    »Meine Zeit ist um. Du bist jetzt der Kustos. Die Antwort auf deine Fragen liegt dort«, und damit wies er mit dem Finger auf das Museum, das hinter den
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